Arvid Boecker stellt in der Heidelberger Galerie P13 aus
Meditative Ausstrahlung: Ein Meer aus Farbschichten

Arvid Boecker: "NR 085". Foto: F. Hentschel
Von Heide Seele
Heidelberg. Bei diesen Bildern fällt die Umsetzung des optischen Eindrucks in eine verbale Deutung nicht leicht, und man denkt mal wieder an das bekannte Goethe-Zitat "Bilde Künstler, rede nicht". Ein Künstler muss auch nicht reden, sollte aber im eigenen Interesse dazu bereit sein, den Besuchern seiner Ausstellung Auskunft über seine Intentionen zu geben. Auf diese Weise kann er sein Scherflein zum Verständnis der Objekte beitragen.
Arvid Boecker, der 1964 geborene Hei-delberger, hat für seine Ausstellung in Kristina Hoges Altstadtgalerie das mehrdeutige Motto "behind the clouds" ("hinter den Wolken") gewählt, das wörtlich wie figurativ zu begreifen ist. Er zeigt Arbeiten im Format 50 x 70 cm, die aufgrund ihrer stringent formalen Gestaltung und der zunehmenden Reduktion Aufmerksamkeit verdienen. Der Maler benutzt seit einiger Zeit Leinöl als Bindemittel und malt direkt auf Holz.
Arvid Boecker hat sich auf intensive Weise der Farbe verschworen, die er selbst mischt und höchst überlegt einsetzt. In zahlreichen Schichten trägt er sie in informeller und zugleich intuitiver Manier auf. Er bevorzugt immer das gleiche Format, geht bewusst systematisch vor. Am Rand seiner Bilder, die er durchnummeriert, kann der Besucher versuchen, die einzelnen Farbschichten zu zählen. Als Motto seiner jetzigen Ausstellung wählte der Künstler die drei Worte "behind the clouds". Sie suggerieren, dass nur vermutet werden kann, was alles in den geometrischen, den Himmel assoziierenden Darstellungen, in denen das räumliche Element stark ausgeprägt in Erscheinung tritt, zu entdecken ist. Boecker benutzt bei seiner Arbeit das Klebeband, lässt die Ölfarbe, mit der er virtuos umzugehen weiß, prägnant hervortreten und kalkuliert auch den Zufall mit ein, denn er liebt das Experimentieren.
Die einzelnen Stationen seines Vorgehens sind ebenso kompliziert wie differenziert und verlangen einen beträchtlichen Zeitaufwand. Dank der verschiedenen Arbeitsgänge, zu denen zum Beispiel auch das Schmirgeln gehört, erzielen die Bilder nicht nur eine opake, sondern auch haptisch-architektonische Anmutung, und manch ein Besucher dürf-te sich von der meditativen Ausstrahlung der Objekte angesprochen fühlen.
Einige Darstellungen lassen an Landschaften und organisches Wachsen denken, während der Künstler bei einer anderen Werkgruppe eher das Geometrische und Konstruktive in den Vordergrund rückt. Trotz des ausgeprägt räumlichen Eindrucks der Exponate sollte man nahe an sie herangehen. Das empfiehlt sich schon wegen der von Boecker bevorzugt verwendeten Nicht-Farbe Weiß. Die scheint manchmal absichtsvoll etwas zu verdecken, was man vielleicht gerne durchschauen würde.
Info: Galerie P13. Pfaffengasse 13, 69117 Heidelberg. Bis 19. Februar.



