Konzertabsagen wegen Corona

Geisteroper vor leeren Rängen

Weitere Kulturinstitutionen wappen sich gegen das Virus

10.03.2020 UPDATE: 11.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten
Foto: dpa

> Rosengarten Mannheim: Um ihr Akademiekonzert auch in Zeiten des Coronavirus spielen zu können, hat die Musikalische Akademie Mannheim die Besucherzahl auf 999 gedeckelt – in Absprache mit der Stadt. Die Gesundheitsminister von Land und Bund empfehlen derzeit, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen, um die Ausbreitung des neuartigen Virus einzudämmen. Mitarbeiter sollten die Besucher am Dienstagabend am Haupteingang zählen und bei Erreichen der Höchstzahl den Saal schließen, teilte die Akademie mit. So war sie schon bei einem Konzert am Vorabend verfahren. "Wir hatten etwa 920 Besucher", sagte Vorstand Fritjof von Gagern über die Veranstaltung am Montagabend. Problematisch werde es, wenn die Akademie überschüssige Karten erstatten müsse.

> Theaterszene und Konzerte in Bayern: In Bayern sind alle staatlichen Theater, Konzertsäle und Opernhäuser vom 11. März bis zum Ende der Osterferien am 19. April geschlossen, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Das Geld für Eintrittskarten werde man erstatten, sagte Kunstminister Bernd Sibler (CSU). Allein für die Opern rechne man mit Kosten von rund vier Millionen Euro. Die Bayerische Staatsoper will während der Schließung ausgewählte Stücke trotzdem auf die Bühne bringen – vor leeren Rängen. Zuschauer könnten die Aufführungen live übers Internet verfolgen, sagte ein Sprecher in München. Livestreams seien unter anderem geplant von dem Akademiekonzert am 16. März und von der Premiere des Balletts "Schwanensee". Zudem werde die Oper einzelne Vorstellungen als Video-on-Demand anbieten. Von der Schließung betroffen ist auch die Uraufführung "7 Deaths of Maria Callas" der Performance-Künstlerin Marina Abramovic am 11. April. Die Proben liefen trotzdem weiter, sagte der Opernsprecher.

> Passionsspiele Oberammergau: Die Sorgen wegen der Ausbreitung des Virus haben auch das oberbayerische Oberammergau erreicht: Dort laufen die Vorbereitungen auf die am 16. Mai geplante Premiere der nur alle zehn Jahre aufgeführten Passionsspiele. "Stand heute gehen wir davon aus, dass die Premiere stattfinden kann", sagte Sprecher Frederik Mayet am gestrigen Dienstag. Mit der Ankündigung der bayerischen Staatsregierung, zunächst bis Karfreitag Veranstaltungen mit mehr als 1000 Gästen zu untersagen, gebe es allerdings eine neue Situation.

> Madonna und Miley Cyrus: Popstar Madonna sagte zwei Konzerte ihrer aktuellen "Madame X"-Tour am 10. und 11. März in Paris ab. Die US-Rockband Pearl Jam verschob den ersten Teil ihrer geplanten Nordamerika-Tournee auf unbestimmte Zeit. Die US-Sängerin Miley Cyrus (27) sagte wegen des weltweit grassierenden Coronavirus ein Buschfeuer-Benefizkonzert in Australien ab.

> Burgtheater und Staatsoper Wien: Der Notfallplan der österreichischen Regierung zwingt auch weltbekannte Spielstätten wie das Burgtheater und die Staatsoper in Wien dazu, ihre Aufführungen bis Ende März abzusagen. Zum Schutz der Gesundheit der Besucher fielen sämtliche Vorstellungen und Veranstaltungen der Bundestheater bis vorläufig 31. März aus, teilte die österreichische Bundestheater-Holding mit. Karten für Vorstellungen von 10. bis 31. März 2020 könnten bis 30. Juni 2020 gegen Erstattung des Kaufpreises zurückgegeben werden.

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> Deutscher Kulturrat: Die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus treffen den Kulturbereich nach Darstellung des Deutschen Kulturrats stark. "Insbesondere kleinere und mittelständische Unternehmen sowie Freiberuflerinnen und Freiberufler haben oft keine finanziellen Polster, um Einnahmeausfälle aufzufangen", sagte Geschäftsführer Olaf Zimmermann. Freiberufler könnten in existenzielle Not geraten. Von der Bundesregierung angekündigte Maßnahmen wie Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld würden bei Selbstständigen nicht greifen. Deshalb seien andere Unterstützungsmaßnahmen erforderlich.

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