"Heidelberger Hexentanz"

Kriminalistische Schnitzeljagd mit viel Lokalkolorit

Marlene Bach lässt in "Heidelberger Hexentanz" Hauptkommissarin Maria Mooser zum achten Mal ermitteln.

16.09.2023 UPDATE: 16.09.2023 06:00 Uhr 2 Minuten
Marlene Bach. Foto: privat

Von Ingeborg Salomon

Heidelberg. Maria Mooser hat schlechte Laune. Sehr schlechte Laune, und ihre Fans wissen, dass das bei der Hauptkommissarin in Marlene Bachs Heidelberg-Krimis nichts Gutes bedeuten kann. Seit 17 Jahren ermittelt die knurrige Kripo-Beamtin in der idyllischen Neckarstadt, die in den Büchern von Marlene Bach deutlich von ihrer Postkartenidylle abrückt. "Heidelberger Hexentanz" heißt der achte Fall für Maria Mooser und ihr Team. Eingeweihte treffen auf bereits bekanntes Personal aus den vorherigen Krimis, Neulinge kommen auch ohne Vorwissen gut klar.

Maria Mooser ist inzwischen Großmutter geworden, Tochter Vera und Enkelchen Jannik weilen an der Ostsee, und eigentlich wollte die liebende Oma sie begleiten. Doch da das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter weiter angespannt ist, bleibt Mooser nichts weiter übrig, als ihre Kollegen bei deren Mordermittlungen zu unterstützen. Eine Leiche am Königstuhl schreckt Polizei und Bewohner auf. Haben die seltsamen Rätsel, die die junge Mutter Emma in einer Schnitzeljagd durch Heidelberg zu lösen versucht, etwas damit zu tun?

In den Strudel geheimnisvoller Briefe und unheimlicher Begegnungen wird auch Mila Böckle hineingezogen, die gemeinsam mit ihren Freunden Hugo und Emilio eine Pension in der Altstadt betreibt. Dass Mila in Emilio verliebt, dieser aber mit Hugo liiert ist, macht ihr Zusammenleben nicht leichter.

Schon bald ist klar: Was als harmloses Spiel beginnt, wird schnell zu einer gefährlichen Jagd durch Heidelberg. Da Marlene Bach, geboren 1961 in Rheydt nahe der niederländischen Grenze, seit 1997 in Handschuhsheim lebt, kennt sie sich hier bestens aus. Ihre Krimis sind stets eng mit der Heidelberger Stadtgeschichte verbunden und haben aktuelle Bezüge.

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In "Heidelberger Hexentanz" spielen wichtige Schlüsselszenen in der frisch renovierten Gutleuthofkapelle in Schlierbach und in der Friedenskirche in Handschuhsheim. Deren Innenraum wurde 2011/2012 umgestaltet, und der schwarze Bronzealtar in der Mitte sowie die Stufenanlage, die den Gemeinderaum mit der Orgelempore verbindet, gefielen nicht allen. Die Kontroversen in der Gemeinde waren heftig.

Dass in Bachs Krimi der von Emma getrennte Ehemann weiß, dass auf diesen Stufen Worte von Friedrich Hölderlin eingearbeitet sind, dürfte auch viele Heidelberger überraschen. In den Krimis der promovierten Psychologin sind spannende Handlungsstränge immer wieder mit Lokalkolorit verknüpft, sodass auch Einheimische noch einiges lernen können. Marlene Bach schreibt mit viel Humor und Sympathie für ihre Protagonistinnen; und die knurrige Maria Mooser, die von Mila Böckle insgeheim "Krokodil" genannt wird, ist den Lesern längst ans Herz gewachsen.

Beim Showdown im Dossenheimer Steinbruch gerät Mila, die vor lauter Herzschmerz zunehmend unvorsichtig agiert, in Lebensgefahr. Doch zum Schluss ist fast alles gut: Mila landet zwar im Krankenhaus, doch dort wird sie liebevoll umsorgt von Maria Mooser, die sich nun doch noch entschließt, in den Urlaub zu fahren – zu ihrer alten Liebe Arno. Der wartet in Lappland auf sie. Ein bisschen Kitsch darf es also auch sein. Und da Heidelberg so viele interessante und doch wenig bekannte Ecken hat, dürfen sich Krimifans schon auf ein neuntes Abenteuer mit der unverwüstlichen Ermittlerin Maria Mooser freuen. Sie darf weder sterben noch in Rente gehen, das "Krokodil" wird noch gebraucht.

Info: Marlene Bach: "Heidelberger Hexentanz", Emons Verlag, Köln, 2023, 285 Seiten, 14 Euro. Zu bestellen auch unter shop.rnz.de/einkaufswelt. Am Samstag, 23. September, um 16 Uhr, liest Marlene Bach beim Literaturherbst auf dem Wilhelmsplatz gemeinsam mit Barbara Imgrund; weitere Termine unter www.marlene-bach.de.

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