Und es wird doch "Frühling"
Das Digitalprogramm "Lasst uns spielen!" kommt mit musikalischen Hochkarätern und ist ein Kraftakt für das ganze Team. Zur Eröffnung gibt es eine "Gala".

Von Anica Edinger
Heidelberg. "Lasst uns spielen!": Das neue Motto des "Heidelberger Frühling" klingt fast wie ein Flehen, wie ein Hilferuf an die Politik, doch endlich wieder Kunst und Kultur auch in Pandemie-Zeiten zuzulassen. Doch, das stellte Intendant Thorsten Schmidt am Mittwoch fest, so sei das ganz und gar nicht gemeint. Vielmehr wolle der "Frühling" ausdrücken: "Lasst uns doch spielen, lasst uns kreativ sein und Fantasie haben", wie Schmidt erklärt. Trotz Corona – und trotz der Absage des 25. Festivaljahrgangs des "Heidelberger Frühling".
Genau das tun die Festivalmacher jetzt. Und deshalb luden sie am Mittwoch erneut zur Programmvorstellung des "Frühling" ein – dieses Mal nicht wie üblich im Hotel "Europäischer Hof", sondern ganz coronakonform im digitalen Raum. Dorthin werden nun auch Teile des diesjährigen Musikfestivals verlagert. Angefangen mit einer Ausstellung zum ursprünglichen Eröffnungstermin am Samstag, 20. März, auf dem Universitätsplatz, gefolgt von einer großen, digitalen Gala um 19 Uhr.
Hintergrund
ani. Der "Heidelberger Frühling" schafft nach der coronabedingten Absage des Festivals digitale Kulturangebote – und startet damit in sein Jubiläumsjahr. Das ist das Programm der 25. Ausgabe vom 20. März bis zum 18. April:
> Samstag, 20. März, 19 Uhr: Auftakt ins
ani. Der "Heidelberger Frühling" schafft nach der coronabedingten Absage des Festivals digitale Kulturangebote – und startet damit in sein Jubiläumsjahr. Das ist das Programm der 25. Ausgabe vom 20. März bis zum 18. April:
> Samstag, 20. März, 19 Uhr: Auftakt ins Jubiläumsjahr mit Gesprächen und Musik.
> Freitag, 26. März, 20 Uhr: Anna Lucia Richter und Schumann Quartett spielen Gustav Mahler, Johannes Brahms, Henri Marteau, Richard Wagner und Hugo Wolf.
> Samstag 27. März, 20 Uhr: "Spring-Board" mit Akkordeonist Martynas Levickis und Moderatorin Marie König.
> Sonntag 28. März, 18 Uhr: "Auf ein Wort mit …" mit Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, und dem kanadischen Pianisten Jan Lisiecki.
> Mittwoch, 31. März, 18.30 Uhr: Kultursalon der Süddeutschen Zeitung in Heidelberg: Zu "Schönheit im Außerordentlichen? Wie Kunst im Lockdown entsteht" sprechen Jörg Widmann, Thorsten Schmidt und Moderatorin Susanne Hermanski.
> Freitag, 9. April, 20 Uhr: Kosmos Jörg Widmann, Heidelberger Duos mit Sarah Christian (Violine) und Maximilian Hornung (Violoncello).
> Samstag, 10. April, ab 12 Uhr: Kosmos Jörg Widmann, Quartettwerkstatt – Öffentliche Proben: Widmann studiert mit den drei jungen Ensembles Malion Quartett, Quatuor Mona und Kaléko Quartett seine Streichquartette Nr. 1, 3 und 4 ein.
> Samstag, 10. April, 20 Uhr: Kosmos Jörg Widmann, Quartettwerkstatt – Konzert: Auf die Proben folgt das Konzert.
> Sonntag, 11. April, 20 Uhr: Pierre-Laurent Aimard (Klavier) und Jörg Widmann (Klarinette) spielen Werke von Alban Berg, Jörg Widmann, György Kurtág und Carl Maria von Weber.
> Dienstag, 6. April, 20 Uhr:Jonas Palm (Violoncello) spielt Werke von Henri Dutilleux, Marc David Ferrum und Benjamin Britten.
> Mittwoch, 14. April, 20 Uhr: Sarah Christian (Violine), Jano Lisboa (Viola), Maximilian Hornung (Violoncello) spielen Streichtrios von Sándor Veress und Wolfgang Amadeus Mozart.
> Freitag, 16. April, 20 Uhr: Kammermusik Akademie: Han Kim (Klarinette), Cosima Soulez Larivière und Maria Wehrmeyer (Violine), Julia Hagen (Violoncello), Philipp Scheucher und Markus Becker (Klavier): Uraufführung von Donghoon Shin, Trios von Johannes Brahms und Robert Schumann.
> Samstag, 17. April, 20 Uhr: Melodram-Nacht mit Fellows der Lied-Akademie.
> Sonntag, 18. April, 16 Uhr: Alina Pogostkina (Violine) und Maximilian Hornung (Violoncello) spielen Werke von Johann Sebastian Bach und Zoltán Kodály.
"Wir brauchen einen Startschuss", sagt Schmidt. Ein junger Digitalberater war es, der den Begriff "Gala" ins Spiel brachte, lacht Schmidt. Und eine Gala soll es nun auch werden, nur eben digital. So wird es musikalische Beiträge geben, aber auch Gespräche, moderiert von Andrea Thilo, mit Intendant Schmidt und Gästen wie Pianist Igor Levit, Oberbürgermeister Eckart Würzner, Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, Mezzosopranistin Anna Lucia Richter und dem Schumann Quartett.
Viele Künstler kommen für den digitalen "Frühling" auch tatsächlich nach Heidelberg. Denn es wird Livestreams geben, die direkt aus der Alten Aula der Universität und aus dem Frauenbad des Alten Hallenbads gesendet werden – selbstredend unter Einhaltung aller Abstands- und Hygieneregeln und mit regelmäßiger Testung der beteiligten Künstler.
Ein extremer Kraftakt sei die kurzfristige Organisation des Programms für das ganze Team gewesen, betont Schmidt beim Pressegespräch. Annett Baumeister, Leiterin Kunst und Innovation beim "Frühling", kann ein Lied davon singen. "Vieles ist noch in Arbeit, vieles wird spontan passieren", erklärt Baumeister.
Ein Beispiel: Während des Pressegesprächs bekam sie eine Nachricht von Dirigent Karsten Januschke, der nicht, wie geplant, am 31. März im Livestream das Philharmonische Orchester mit Solistin Alina Pogostkina dirigieren kann – "er kommt nicht aus Tirol heraus", berichtet Baumeister. Also springt kurzerhand Heidelbergs Generalmusikdirektor Elias Grandy ein. Geigerin Alina Pogostkina wird auch in anderem Zusammenhang zu hören sein: Am 18. April, 16 Uhr, spielt sie gemeinsam mit Maximilian Hornung Werke von Johann Sebastian Bach und Zoltán Kodály – "eine wunderbare Kombi", schwärmt Baumeister.
Auch auf das Format "Spring-Board", das dieses Jahr neu beim Festival gewesen wäre, will man trotz Pandemie nicht verzichten. Im Livestream am Samstag, 27. März, 20 Uhr, bringt deshalb der junge Akkordeonist aus Litauen Martynas Levickis seine ganz eigene Musikauswahl für sein Instrument mit, und spricht daneben mit Moderatorin Marie König. Auch Jörg Widmann, der dem "Frühling" eng verbunden, ist, wird nicht fehlen. Im Gegenteil: Im "Kosmos Jörg Widmann" wird es verschiedene Konzerte, Gespräche und Probeneinblicke geben – unter anderem mit dem französischen Klarinettisten Pierre-Laurent Aimard.
Alle Angebote sind für jede und jeden kostenlos im Internet zugänglich unter www.fruehling25.de. Finanziell sei das "keine leichte Situation", so Intendant Schmidt. Man habe aber das Glück, dass die Sponsoren weiter hinter dem Festival stünden. Außerdem wolle man Spenden akquirieren. Und, wenn es das Pandemie-Geschehen zulässt, sei noch immer denkbar, dass es im April auch analog doch noch kurz "Frühling" wird.



