Heidelberg: Stephanie Abbens magisch verfremdete Orte in "p13" zu sehen

Abben integriert in ihre unkonventionell-eigenwilligen Ölmalereien bewusste Brüche

02.03.2015 UPDATE: 03.03.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 41 Sekunden

Stephanie Abbens "haiyan 8" (Öl auf Leinwand, 2014) in der Heidelberger Galerie P13. Foto: Friederike Hentschel

Von Heide Seele

Dieses Grün sollte sie sich patentieren lassen. Es schimmert dem Eintretenden auf nachdrückliche Weise entgegen, ist deutlich naturhaft konnotiert und fordert zum Nähertreten wie zum Abstandhalten auf. Stephanie Abben ist zum dritten Mal zu Gast in Kristina Hoges Heidelberger Galerie p13 und wurde von der Hausherrin entsprechend herzlich begrüßt. Nach ihren "inside-outside"-Varianten von 2011 und den "created places" (2013) präsentiert sie jetzt Malereien unter dem Motto "verfallen, vergessen, gefunden" - luftig gehängte Großformate aus verschiedenen Serien.

Abgesehen von der kraftvoll eingesetzten Farbe zeichnen sich ihre fast alle im letzten Jahr entstandenen Arbeiten erneut durch nicht alltägliche Themen wie magisch verfremdete Orte aus. Auch die melancholisch herabfließenden Drippings kommen wieder vor. Sie dominieren zum Beispiel das Bild "venice altmark", das Bestandteil der Stendal-Folge ist. (In Stendal war die Künstlerin mit einem Stipendium zu Gast.) Das Bild löst beim Betrachter deutliche Assoziationen an Venedig aus, denn der ganze Ort scheint unter Wasser zu stehen.

Dass die 1976 geborene Düsseldorferin nicht zu den Idyllikern zählt, erkennt der sensible Betrachter rasch - trotz ihrer zahlreichen vom Außenraum bestimmten Arbeiten. Zwar dominiert die Natur auf plakative Weise, doch Stephanie Abben vermeidet alles Abbildhafte und weicht immer wieder ins Abstrakte aus. Dabei bevorzugt sie große Formate.

Eines dieser Beispiele mit den Ausmaßen 240 x 200 cm, "Stapel" genannt, passt mal gerade in den Galerieraum. Es thematisiert eine Erdbeben-Situation, und der Betrachter kann deutlich nachvollziehen, dass die Welt hier nicht mehr in Ordnung ist. Im Bildraum scheint alles auf der Kippe zu stehen. Vieldeutig sind die Spiegelungen im Wasser, das man auf einem Steg überqueren kann, und in der Luft bilden zahlreiche Drähte ein Knäuel. Auch hier das charakteristische, hoffnungsfroh stimmende Grün.

Das ungewohnte "Kinderzimmer" im Freien spiegelt dagegen die Situation eines bosnischen Jungen, der allein in einem Zelt auf einer Matratze hauste, und aus ihrer "Haiyan"-Serie hat Stephanie Abben unter anderem eine rasante Szene mit einem über die Philippinen hinweg fegenden Wirbelsturm mitgebracht, der die Bäume peitscht und ebenso romantisch wie bedrohlich anmutet.

Die Malerin betont in diesem Zusammenhang, wie stark sie auch von Bildern aus dem Internet inspiriert wird. Ein Hauch von Edward Hopper ist dagegen bei ihrer "Tankstelle" zu beobachten, denn sie liegt in absurder Manier in einer öden Gegend zum Teil unter Wasser. Im Vordergrund ein unglaublich blauer See und ein Durchfahrt-Verboten-Schild als surreale Zutat.

Stephanie Abben integriert in ihre (manchmal mit Acryl kombinierten) unkonventionell-eigenwilligen Ölmalereien bewusste Brüche. Ihre Affinität zur Collage ist mehrfach zu erkennen wie auch ihre Vorliebe für irreale Landschaften. Die von ihr gewählten Farben sind kräftig, und ihre Ausdruckspalette in den mit viel Zwischenraum gehängten Bildern ist reich differenziert.

Info: Galerie p13 in Heidelbergs Pfaffengasse, bis 19. April.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.