Sinfoniker eröffneten "Lust4Live"-Festival auf dem Uniplatz
Auch der Wettergott spielte mit. Am Ende gab es Applaus.

Von Christoph Wagner
Heidelberg. Es ist angerichtet! Nach dem kulturellen Stillstand der Corona-Monate mit der zweimaligen Absage des Heidelberger Frühlings und der Schwetzinger Festspiele wurde am Freitagabend auf dem Universitätsplatz das Sommerfestival "Lust4Live" mit einem Konzert der Heidelberger Sinfoniker eröffnet. Selbst der Wettergott schien das Projekt zu goutieren. Er schickte nur zwischendurch ein paar bedrohlich aussehende Wolken, die aber keinen Schaden anrichteten.
Das Publikum musste zunächst Geduld aufbringen und einige gottlob kurze Ansprachen über sich ergehen lassen von Vertretern der Veranstalter, dem Kulturdezernat, Heidelberg Marketing und dem Theater und Orchester der Stadt. Man lobte und bedankte sich gegenseitig in höchsten Tönen für die hervorragende Zusammenarbeit, ohne die man ein Festival, das normalerweise einen Vorlauf von einem Jahr braucht, in nur vier Wochen nicht hätte auf die Beine stellen können, und man gab sich erstaunt darüber, "wie schnell etwas gehen kann, wenn man will".
Der Dirigent der Sinfoniker, Johannes Klumpp, hätte das Programm kaum besser wählen können, da für alle fünf Werke auch "lust4lif(!)e" ein passendes Motto wäre. Zudem hörte das Publikum Musik von Haydn und Mozart, die kaum jemand unter den Zuhörern genauer gekannt haben dürfte: Sinfonien aus der Zeit, als beide noch auf der Suche waren nach dem Stil, den man später den Klassischen nannte.
Da war Mozarts erste von 41 Sinfonien, komponiert vom Achtjährigen, der in London Johann Christian Bach hörte und sagte: "Das kann ich auch." Und ob er konnte. Es bricht sich hier Dramatik, Vitalität, aber auch fast gespenstische Melancholie in einer Weise Bahn, wie sie kaum ein erwachsener Komponist seiner Zeit hatte ausdrücken können.
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Die Sinfonien Nr. 3, 12 und 14 von Haydn ließen erstaunt fragen, warum nur ein gutes Dutzend seiner 107 Sinfonien im gängigen Konzertbetrieb Platz gefunden haben. Was er hier dem stets Neues fordernden Fürsten Esterhazy an kontrapunktischen Kabinettstücken, harmonischen Raffinessen und Vielfalt der Formen und Aussagen bot, sucht seinesgleichen in den 1760er-Jahren.
Johannes Klumpp und die Heidelberger Sinfoniker nahmen sich dieser musikalischen Kostbarkeiten mit äußerster Gewissenhaftigkeit an, betonten durch ausdifferenzierte Binnenartikulation ihren Sprachcharakter und ihre Vitalität und begeisterten in den schnellen Sätzen durch stupende Virtuosität. Man darf bezweifeln, dass Haydn und Mozart ihre Musik jemals in dieser Brillanz gehört haben.
Anhaltender Beifall am Schluss. Eine Zugabe verhinderte leider das kurz nach dem letzten Schlussakkord einsetzende Geläut der Jesuitenkirche.