Forum für Kunst widmet sich dem Thema Spielen
Ein wahres Fest für die Augen. Zwischen Rummelplatz und Memory.

Von Susann Behnke-Pfuhl
Heidelberg. Das Spiel reicht zurück bis in die Kindheit, als wir experimentell und kreativ die Welt erfuhren und alles möglich war. Eine große Leichtigkeit gehört sicherlich dazu und ebenso große Wissbegierde, im Wiederholen von Vorgängen zu lernen und sich Dinge anzueignen.
Spiel sei älter als Kultur, schreibt der Kulturhistoriker Johan Huizinga, und nicht nur beim Menschen, sondern schon bei den Tieren zu finden. Die Ausstellung "Spielen" im Heidelberger Forum für Kunst versammelt jetzt 15 Positionen ganz unterschiedlicher Sparten von der Malerei bis zur Fotografie, von der Assemblage bis zur Installation.
Viel Bewegung spricht aus Suria Kassimis fotografischer Arbeit "Maikirmes 3", das mit seinen dynamischen Formen und knalligen Farben an die Pop Art erinnert. Unschwer kann man sich die rasende Geschwindigkeit der kleinen Kapseln vorstellen, in denen die Menschen Spaß haben.
Den besonderen Moment eingefangen, in dem keine Person zu sehen war, lädt uns Kassimi mit diesem Bild zu einem natürlichen Spiel mit der Wahrnehmung ein und präsentiert uns ein wahres Fest für die Augen. Aufgenommen wurde das Bild in einer Kleinstadt im Münsterland, in der viele sich den Kirmesbesuch kaum leisten können.
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Den Gesellschaftsspielen widmet sich dann eine ganze Reihe von Arbeiten, die spielerische Verbindungen suchen: Das, was Memory ausmacht, hat Kornelia Roth zum Prinzip ihrer konzeptuellen Arbeit erhoben, die erst durch den Betrachtenden lebendig wird: Auf ihrer fahnenartigen Arbeit sind 35 Bilder zu sehen, bei denen es um eine Verbindung geht wie beispielsweise einen Händedruck oder ein Scharnier.
Es gibt keine doppelten Bilder, sondern Paare entstehen durch gedankliche Assoziationen. Eine Möglichkeit bestehe auch darin, sagt die Künstlerin im Gespräch, sich eine Minute das Spiel anzuschauen und dann mit geschlossenen Augen zu versuchen, sich an das zu erinnern, was man behalten hat.
Ihr geht es um die Verbindung in jeglichem Sinne, aber auch um die Freiheit auszuwählen, welche Verbindung einem die wichtigste ist. Roth: "Man will nicht alles, braucht nicht alles."
Auf Würfelspiele nehmen Gertrud Hildebrandts Tuschezeichnungen Bezug. Das Würfeln führt zu Ergebnissen, die nicht beeinflusst werden können. Somit kennzeichnet diese Form des Spiels das Zufällige, Unvorhergesehene. Spiegelt sich in ihrer Arbeit eine Pyramide von farbigen Würfeln im Wasser? Die perspektivischen Ansichten wechseln und bringen Dynamik ins Bild.
Das Spielerische, Leichte und Lockere spielt in dem Aquarell Sigrid Kiesling-Rossmanns eine große Rolle, in dem Farben auf der Fläche schweben und sich für den Betrachtenden eine tiefgründige Intensität ergibt. Die anspruchsvolle Technik der Aquarellmalerei erfordert viel Fingerspitzengefühl und ein unverkrampftes Herangehen. Der Aufbau mit den Grundfarben und den Schattenpartien sei wichtig, sagt die Kunstdozentin.
In Arbeiten von Susanne Bauernschmitt, Walter L. Ebert, Mitsuko Hoshino, Monika Klein, Ada Mee, Jessen Oestergard, Hildegard Peetz, Lena Reutter, Swapan Roy, Elke Weickelt und Gabriele Zappe lassen sich weitere spannende Aspekte des Themas entdecken.
Info: "Spielen" noch bis 27. Juli im Forum für Kunst, Heiliggeiststraße 21, 69117 Heidelberg.