Ausstellung der Sammlung Prinzhorn zeigt noch nie gezeigte Neuzugänge
Das Team als Kurator - Auch einige Klassiker werden gezeigt - Es wird auch bisher Unbekanntes gezeigt

Alexandra Galinova "Krebs/ Krebsaugen" von 1985 ist in der Ausstellung der Sammlung Prinzhorn in Heidelberg zu sehen. Foto: Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg
Von Heide Seele
Heidelberg. Zum Besichtigen dieser außergewöhnlichen Bilderschau sollte man viel Zeit mitbringen, denn es geht nicht nur um Werke der bildenden Kunst, sondern zugleich um das oft schwere Schicksal ihrer Schöpfer. Es wird deshalb nicht nur an den Sehsinn des Besuchers appelliert, sondern auch an seine Empathie.
Wer schon öfter Ausstellungen der Sammlung Prinzhorn in Heidelberg besuchte, kennt einige Namen der Personen, für die in ihrer jeweiligen Unterbringung die künstlerische Beschäftigung auch ein wichtiges Ventil darstellte. Die aktuelle Bilderschau bietet mit 160 Werken erneut Anlass, über die Beziehungen zwischen Vita und Werk der Patienten nachzudenken, und sie zeigt solche Arbeiten, die von Mitarbeitern des Museums (vom Techniker bis zur Archivarin) ausgewählt wurden.
Es handelt sich um Neuzugänge oder Bestandteile der historischen Sammlung, die noch nie (oder selten) gezeigt wurden. In besonderer Weise haben sich Friederike Rauch und Ingrid von Beyme, Stellvertretende Leiterin und Kuratorin des Museums, um das Gelingen der Schau verdient gemacht.
Zu den Klassikern der Sammlung zählen zum Beispiel Josef Forster, dem mit seinem Mann auf Stelzen fast so etwas wie ein Logo für die Außenseiterkunst gelang, oder auch Elke van Schoor. Aus dem Nachlass der akademisch gebildeten Frau, die ab 1966 mehrmals in die Psychiatrie eingeliefert wurde, gelangten sieben große Zeichnungen an die Sammlung Prinzhorn, die dank ihrer Aussagekraft viel über das Lebensgefühl der Patientin verraten.
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Der sensible Betrachter wird in manchen Bildern lesen können wie in einem Buch. Andere Blätter erscheinen so kryptisch, dass eine Entschlüsselung schwerfällt. Es ist auf alle Fälle förderlich, die Vita der Patienten kennenzulernen, um ihre Arbeiten, die auch mal wie ein Hilfeschrei erscheinen mögen, besser einordnen zu können.
Zu erwähnen ist etwa der 1958 geborene Heidelberger Matthias Maaß, dessen horizontale, farbfroh erscheinende, dabei thematisch hintergründige Leinwand zur näheren Betrachtung auffordert, wobei sie höchst unterschiedliche Deutungen zulässt.
Neben Einblicken in ihre Schätze beschert die Sammlung Prinzhorn aber noch die Kabinettausstellung "Fahrradphantasien aus der Anstalt". Dabei handelt es sich um historische Arbeiten aus der Zeit um 1900, die alle in psychiatrischen Einrichtungen entstanden und sich mit dem Rad befassen. Eine gute Idee ist es auch, im Eingangsbereich des Museums einmal dessen Mitarbeiter samt ihren Funktionen vorzustellen.
Info: "Das Team als Kurator" in der Sammlung Prinzhorn Heidelberg Voßstraße 2, bis 15. April.



