Heidelberg

Ana Mouras Fado-Musik brachte Karlstorbahnhof zum Tanzen

Die Magie des Fado bewegt über die Grenzen Portugals hinweg. Zunächst stand ihr Konzert in Heidelberg aber auf der Kippe.

25.05.2023 UPDATE: 25.05.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden
Kombination aus getragenen Melodien und tanzbaren Beats: Ana Moura schuf im Heidelberger Karlstorbahnhof betörende Klangwelten. Foto: Philipp Rothe

Von Leonie Krause

Heidelberg. Die Bestuhlung im Karlstorbahnhof wird am Dienstagabend schnell überflüssig. Das Heidelberger Publikum erhebt sich – an den Plätzen, zwischen den Reihen und in den Gängen –, um zu tanzen und sich von Ana Mouras Fadomusik mitreißen zu lassen. Mit ihrem neuen Album "Casa Guilhermina" teilt die portugiesische Sängerin sowohl freudige als auch traurige Anekdoten aus ihrem Leben mit den Zuschauern, die an jedem ihrer Worte zu hängen scheinen.

Dabei steht am Anfang des Abends nicht einmal fest, ob das Konzert stattfinden kann. Ihr Auftritt verzögert sich, da die 43-Jährige aufgrund einer falschen Bewegung nicht mehr richtig stehen kann. Die Unsicherheit im Publikum, ob das Konzert – ohnehin schon ein Nachholtermin – erneut abgesagt werden muss, ist vergessen, als Ana Moura mit 45 Minuten Verspätung doch noch erscheint: Die Bühne ist komplett dunkel, dann erklingt eine Gitarrenmelodie, gefolgt von einer sirenenhaften Stimme, die sofort in ihren Bann zieht. Ein Spot leuchtet Ana Moura von hinten an. Durch den dichten Bühnennebel ist sie nur schemenhaft zu erkennen. Lautstarker Applaus begrüßt die Künstlerin.

In den folgenden eineinhalb Stunden stellt sie charmant unter Beweis, dass der betörende Fado auch heute noch in die Zeit passt und über die Grenzen Portugals hinaus Menschen bewegt. Um das alte Kulturgut aufzuarbeiten und sowohl an die breitere Masse als auch an sie selbst anzupassen, erweitert Ana Moura ihren Fado um elektronische Klänge und Beats. Sie lässt sich zudem von mongolischer Musik inspirieren und zollt so ihren Familienwurzeln Tribut, besonders ihrer Großmutter. Mit den Liedern belebt sie Bereiche ihres Hauses, der "Casa Guilhermina". Sie lässt das Publikum in ihre Welt eintreten, führt die Zuschauer durch ihr Zuhause, mitten hinein in ihr Leben.

Dabei fühlt sich Ana Moura auf der Bühne sichtlich wohl. Sie ist offen im Austausch, lacht und tanzt mit den Fans und antwortet sogar auf Zwischenrufe. Das Publikum frisst ihr förmlich aus der Hand – auch weil die Portugiesin mit so viel Seele singt. Durch die Wärme und Offenheit, die sie und ihre Musik ausstrahlen, verwandelt die Sängerin den großen Karlstorbahnhof-Saal in eine atmosphärische, kleine Bar in Lissabon, in der ausgiebig das Leben genossen wird. Auch mit ihren Bandkollegen geht sie zärtlich um: Ana Moura singt mit einer Hand auf der Schulter ihres Gitarristen, der sie mit feurigen Melodien begleitet, ...

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