Ana Mouras Fado-Musik brachte Karlstorbahnhof zum Tanzen
Die Magie des Fado bewegt über die Grenzen Portugals hinweg. Zunächst stand ihr Konzert in Heidelberg aber auf der Kippe.

Von Leonie Krause
Heidelberg. Die Bestuhlung im Karlstorbahnhof wird am Dienstagabend schnell überflüssig. Das Heidelberger Publikum erhebt sich – an den Plätzen, zwischen den Reihen und in den Gängen –, um zu tanzen und sich von Ana Mouras Fadomusik mitreißen zu lassen. Mit ihrem neuen Album "Casa Guilhermina" teilt die portugiesische Sängerin sowohl freudige als auch traurige Anekdoten aus ihrem Leben mit den Zuschauern, die an jedem ihrer Worte zu hängen scheinen.
Dabei steht am Anfang des Abends nicht einmal fest, ob das Konzert stattfinden kann. Ihr Auftritt verzögert sich, da die 43-Jährige aufgrund einer falschen Bewegung nicht mehr richtig stehen kann. Die Unsicherheit im Publikum, ob das Konzert – ohnehin schon ein Nachholtermin – erneut abgesagt werden muss, ist vergessen, als Ana Moura mit 45 Minuten Verspätung doch noch erscheint: Die Bühne ist komplett dunkel, dann erklingt eine Gitarrenmelodie, gefolgt von einer sirenenhaften Stimme, die sofort in ihren Bann zieht. Ein Spot leuchtet Ana Moura von hinten an. Durch den dichten Bühnennebel ist sie nur schemenhaft zu erkennen. Lautstarker Applaus begrüßt die Künstlerin.
In den folgenden eineinhalb Stunden stellt sie charmant unter Beweis, dass der betörende Fado auch heute noch in die Zeit passt und über die Grenzen Portugals hinaus Menschen bewegt. Um das alte Kulturgut aufzuarbeiten und sowohl an die breitere Masse als auch an sie selbst anzupassen, erweitert Ana Moura ihren Fado um elektronische Klänge und Beats. Sie lässt sich zudem von mongolischer Musik inspirieren und zollt so ihren Familienwurzeln Tribut, besonders ihrer Großmutter. Mit den Liedern belebt sie Bereiche ihres Hauses, der "Casa Guilhermina". Sie lässt das Publikum in ihre Welt eintreten, führt die Zuschauer durch ihr Zuhause, mitten hinein in ihr Leben.
Dabei fühlt sich Ana Moura auf der Bühne sichtlich wohl. Sie ist offen im Austausch, lacht und tanzt mit den Fans und antwortet sogar auf Zwischenrufe. Das Publikum frisst ihr förmlich aus der Hand – auch weil die Portugiesin mit so viel Seele singt. Durch die Wärme und Offenheit, die sie und ihre Musik ausstrahlen, verwandelt die Sängerin den großen Karlstorbahnhof-Saal in eine atmosphärische, kleine Bar in Lissabon, in der ausgiebig das Leben genossen wird. Auch mit ihren Bandkollegen geht sie zärtlich um: Ana Moura singt mit einer Hand auf der Schulter ihres Gitarristen, der sie mit feurigen Melodien begleitet, ...
Von Leonie Krause
Heidelberg. Die Bestuhlung im Karlstorbahnhof wird am Dienstagabend schnell überflüssig. Das Heidelberger Publikum erhebt sich – an den Plätzen, zwischen den Reihen und in den Gängen –, um zu tanzen und sich von Ana Mouras Fadomusik mitreißen zu lassen. Mit ihrem neuen Album "Casa Guilhermina" teilt die portugiesische Sängerin sowohl freudige als auch traurige Anekdoten aus ihrem Leben mit den Zuschauern, die an jedem ihrer Worte zu hängen scheinen.
Dabei steht am Anfang des Abends nicht einmal fest, ob das Konzert stattfinden kann. Ihr Auftritt verzögert sich, da die 43-Jährige aufgrund einer falschen Bewegung nicht mehr richtig stehen kann. Die Unsicherheit im Publikum, ob das Konzert – ohnehin schon ein Nachholtermin – erneut abgesagt werden muss, ist vergessen, als Ana Moura mit 45 Minuten Verspätung doch noch erscheint: Die Bühne ist komplett dunkel, dann erklingt eine Gitarrenmelodie, gefolgt von einer sirenenhaften Stimme, die sofort in ihren Bann zieht. Ein Spot leuchtet Ana Moura von hinten an. Durch den dichten Bühnennebel ist sie nur schemenhaft zu erkennen. Lautstarker Applaus begrüßt die Künstlerin.
In den folgenden eineinhalb Stunden stellt sie charmant unter Beweis, dass der betörende Fado auch heute noch in die Zeit passt und über die Grenzen Portugals hinaus Menschen bewegt. Um das alte Kulturgut aufzuarbeiten und sowohl an die breitere Masse als auch an sie selbst anzupassen, erweitert Ana Moura ihren Fado um elektronische Klänge und Beats. Sie lässt sich zudem von mongolischer Musik inspirieren und zollt so ihren Familienwurzeln Tribut, besonders ihrer Großmutter. Mit den Liedern belebt sie Bereiche ihres Hauses, der "Casa Guilhermina". Sie lässt das Publikum in ihre Welt eintreten, führt die Zuschauer durch ihr Zuhause, mitten hinein in ihr Leben.
Dabei fühlt sich Ana Moura auf der Bühne sichtlich wohl. Sie ist offen im Austausch, lacht und tanzt mit den Fans und antwortet sogar auf Zwischenrufe. Das Publikum frisst ihr förmlich aus der Hand – auch weil die Portugiesin mit so viel Seele singt. Durch die Wärme und Offenheit, die sie und ihre Musik ausstrahlen, verwandelt die Sängerin den großen Karlstorbahnhof-Saal in eine atmosphärische, kleine Bar in Lissabon, in der ausgiebig das Leben genossen wird. Auch mit ihren Bandkollegen geht sie zärtlich um: Ana Moura singt mit einer Hand auf der Schulter ihres Gitarristen, der sie mit feurigen Melodien begleitet, während sie Blickkontakt zum Bassisten hält.
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Die drei Interpreten zeigen sich in ihrem Erschaffen von Klängen durchweg verbunden. Bis auf die Guitarra Portuguesa, E-Gitarre und Bass kommt die Musik vom Band. Das legt den Fokus auf das live gespielte portugiesische Saiteninstrument und den Gesang, wodurch dieses Zusammenwirken besonders genossen werden kann. Auch die Unterstreichung der Guitarra durch die Bassgitarre erzeugt einen sehr schönen Klang und entfaltet atmosphärische Wirkung. Allerdings hätte auf die E-Gitarre verzichtet werden können. Sie klingt im Vergleich zur Guitarra recht spärlich, fast lieblos. Man hätte sich manchmal das portugiesische Originalinstrument zurückgewünscht.
Auch sind die Lichtwechsel zwischen den einzelnen Titeln meist so abrupt, dass man immer wieder aus der Atmosphäre der betörenden Klänge herausgerissen wird, die Ana Moura und ihre Musiker mit einer angenehmen Kombination aus getragenen Melodien und tanzbaren Beats erschaffen. In diesen Momenten teilt sie sich selbst und das portugiesische Kulturgut mit dem Heidelberger Publikum. Die Verbreitung und Bearbeitung des Fado distanziert den Musikstil also keinesfalls von den portugiesischen Wurzeln. Im Gegenteil: Konzertsäle weltweit werden zumindest für einen Abend lang zur portugiesischen Exklave.