Linda Saskia Menczels „Alchimist“ in Bronze ist in der Gedok-Galerie zu sehen. Foto: MR.
Von Matthias Roth
Heidelberg. Die drei Künstlerinnen, die derzeit in der Gedok-Galerie in der Heidelberger Römerstraße ausstellen, haben gemeinsam, dass sie aus Temeswar im Westen Rumäniens kommen. Aber ihre Kunst hat wenig Verwandtschaften und spricht eine jeweils sehr individuelle Sprache. Dennoch fanden sie ein verbindendes Thema: "Zerbrechliche Architekturen" nennen sie die Schau, die ein Austauschprojekt fortsetzt, das vor drei Jahren gestartet wurde mit einer Ausstellung von Heidelberger Künstlerinnen mit rumänischen Wurzeln in Temeswar.
Dass die jetzige Präsentation überhaupt möglich wurde, ist ein schieres Wunder. Allein die gewichtigen Bronzeplastiken von Linda Saskia Menczel, Jahrgang 1972, bringen nicht nur viel auf die Waage, sie stellen auch einen hohen Wert dar und mussten aufwendig aus Rumänien transportiert werden, wie die zweite Vorsitzende der Heidelberger Gedok, Liliana Geiss, zu erzählen weiß.
Dabei wirken diese Skulpturen materialbewusst und bodenständig, obwohl sie oft spirituell inspiriert sind. Religiös im konkret kirchlichen Sinne sind sie aber nicht, wie der "Alchimist" beweist, der – im Innern hohl – nur als umhüllender Stoff, als Schimäre einen Schatz bewacht. Das ist aufwendig gefertigt und zeugt von exzellentem handwerklichen Können. Auch Materialkombinationen von Bronze und Holz in einigen Pyramiden, die mit hebräischen Schriftzeichen versehen sind, oder ein glänzendes Auge, das im Galerie-Schaufenster den Betrachter zu beobachten scheint, zeugen von exquisitem Materialverständnis. Die Künstlerin studierte als einzige auch außerhalb ihrer Heimat, nämlich in Johannesburg/ Südafrika.
Demgegenüber sind die die monochromen Ölbilder von Dana Constantin (geboren 1962) im Format 40x40cm in sich verschlossener, auch wenn sie naturhafte Elemente einbinden. Doch diese Quadrate sind auch von geometrischen Linien durchzogen, die zumindest ein zerbrechliches Gleichgewicht andeuten.
Die Malerin Adriana Lucaciu, 1965 geboren, rastert ihre ebenfalls quadratische, weiß grundierte Malfläche von 1x1 Meter in fünf mal fünf oder mehr gleichgroße Quadrate und zeichnet in diese meist kauernde Figuren oder Paare, die wie in einer Kiste gefangen sind, die jede für sich aber ein Eigenleben führen. Die Anordnung scheint seriell, aber die wie Studien daherkommenden Zeichnungen sind individuell ausdifferenziert.
Ein Gefangensein wird deutlich thematisiert. Auf zwei dieser Leinwände liegen bunte Kugeln bereit, als handele es sich um ein Spiel, bei dem die im Raster von allen Seiten beengten Figuren zum Abschuss freigegeben sind. Das birgt etwas latent Gefährliches und auch Unheimliches. In anderen Bildern ("Impossible Space") scheinen die Extremitäten der Figuren in Fächern sortiert oder wie im Theater vom Schnürboden herabgelassen. Dabei ist hier nichts im Dunkel versteckt, sondern alles strahlend hell auf weißem Grund ausgebreitet.
Die Künstlerin befasst sich in ihren Arbeiten meist mit der menschlichen Figur, und so sind auch diese Bilder sicher im Kontext ihres Œuvres zu dechiffrieren. Leider war aber für alle drei Künstlerinnen an eine Reise derzeit nicht zu denken, und so sind auch solche Projekte offenbar "Zerbrechliche Architekturen".
Info: Gedok-Galerie, Römerstraße 22 in der Heidelberger Weststadt, bis 17. Oktober.