Yasutaka Baba: "Elemental Form IV". Foto: Friederike Hentschel
Von Heide Seele
Heidelberg. Die japanische Keramik gehört seit Anbeginn an zum Programm der rührigen Galeristin - und dies mit kundig ausgewählten Künstlern. Jetzt ist die letzte Schau ihrer Ausstellungsreihe "Far East meets West" zu sehen, die sie zum 40-Jahr-Jubiläum ihres Unternehmens in Angriff genommen hat. Diese Tradition hält sie hoch in Kooperation mit der Yufuku Gallery in Tokio. Ihre neue Schau heißt "The Art of Japanese Porcelain", und sie markiert den Höhepunkt in diesem Jahr, in dem die aktive Galeristin die vier Dezennien ihres Wirkens feierte.
Marianne Heller stellt jetzt sechs Künstler vor, für die der kreative Umgang mit dem Porzellan ein ritueller Vorgang zu sein scheint. Dr. Nora von Achenbach ließ diese Einstellung in ihrer Ansprache anklingen, in der sie auch den Begriff "Keramik" definierte. Der wird im Westen gewöhnlich für rustikales Steinzeug eingesetzt. In Ostasien ist das anders. Dort wird das Genre mit einer fast sakralen Aura bedacht. In China wurde das Porzellan erfunden, und Töpfer aus Korea verbreiteten es im 16. Jahrhundert in Japan, wo reines Weiß keineswegs Sinnbild für Purismus und Reduktion war. Vielmehr war das Material in Ostasien von einer spirituellen und religiösen Bedeutung umwittert. Das bestätigt sich im Konfuzianismus wie im Buddhismus und in der Shinto-Religion.
Sechs Künstler greifen diese Vorstellungen auf, und die Besucher können sich über deren Gedanken- und Formvielfalt nur wundern, vor allem darüber, wie es einigen gelingt, das Schwere federleicht erscheinen zu lassen. Das trifft etwa auf Shigekazu Nagae zu, der originell-elegante Formen durchspielt, die fragil wie Bänder anmuten. Seine Werke sind in vielen Museen vertreten, er zählt daheim zu den "living national treasures", den am häufigsten preisgekrönten Künstlern.
Kollege Akihiro Maeta zeigt Gefäßobjekte, die zum Teil von koreanischen Künstlern inspiriert wurden und die er immer in reinem Weiß anlegt. Nicht nur damit untermauert er seinen minimalistischen Ansatz. Er lebt in Tottori, im Westen der Hauptinsel Honshu. Die von ihm bevorzugte Nicht-Farbe versinnbildlicht für die Konfuzianer moralische Integrität wie auch ein einfaches Leben.
Yoshinoro Ohnos Spezialität bei seinen gedrehten Großobjekten sind die attraktiven Wandungen. Höchst aufmerksam beachtet er Licht- und Schattenwirkungen. Der vierte Künstler, der ebenfalls weißes Porzellan bevorzugt, ist der 27-jährige Yasutaka Baba. Er weckt Assoziationen an die Bauhaus-Tradition, denn seine streng geometrischen Klötze strahlen nüchterne Sachlichkeit aus. Die 1971 geborene Yoko Imada versteht es dagegen, ihren reduzierten Formen dank der blauen Bemalung mit Dekors einen dynamischen Drive mitzugeben.
Masaru Nakada zeichnet sich ebenfalls durch Originalität aus. Zwar dreht auch er die Basisform auf der Scheibe, aber danach versieht er jedes Werk mit einer matten, leicht farbigen Glasur. Erst nach dem Trocknen ritzt er feine Linien in den Ton.
Info: Die Ausstellung am Heidelberger Stadtgarten, Friedrich-Ebert-Anlage 2, läuft bis 20. Januar 2019.