Sang ihre größten Hits: Bonnie Tyler im Mannheimer Rosengarten. Foto: Gerold
Mannheim. (gol) Von wegen Oldie! Die Rocklady Bonnie Tyler hüpft frisch und vital wie nie über die Bühne. Die 66-jährige Waliserin lässt zum Auftakt ihrer "40 Years It‘s A Heartache Tour 2018" eine Brise Rockfestival durch den nahezu ausverkauften Mannheimer Rosengarten wehen.
Die langmähnige Blondine hat alle ihre weltbekannten Hits mit im Gepäck: Von "Total Eclipse of the Heart" bis "Lost in France", mit dem sie Mitte der 1970er Jahre zu einer großen Bühnenkarriere durchstartete. Genau diese für die Ewigkeit gemachten Melodien sind jene Songs, die ihre eingeschworene Fangemeinde hören möchte. Bereits nach zwei, drei Titeln zum Warmsingen bringt die Profifrau mit der markant rauchigen Stimme das Publikum auf die Beine und zum Mitklatschen.
Rasch bekommt die Rockröhre auch Kontakt zu ihren Zuschauern und witzelt sogar über ihre Affinität zu Botox. Die Sängerin erweist sich sogar als richtige Quasselstrippe: Lachend schildert sie, wie der Teenager Bonnie singend vor dem Spiegel stand - mit einer Haarbürste als Mikrofonersatz. Die stets gut gelaunte Gaynor Hopkins - so steht es im Pass - zelebriert jedes ihrer Erfolgsjahrzehnte mit einem kleinen Medley aus eher seltenen Balladen und Rocksongs. Einige davon sind Lieder, die keiner kennt und keiner wirklich braucht. Recht gut allerdings ist "Against The Wind", der Titelsong zum letzten Schimanski-Tatort. Neuere Werke wie "Believe in Me" aus ihrem aktuellen Album "Rocks & Honey" fehlen beim Rückblick auf ein Künstlerleben mit Höhen und Tiefen nicht.
Zwischendurch hat man zwar das Gefühl, dass die fünfköpfige Live-Band im Takt etwas hinterherhinkt und Gitarrenriffs nicht planmäßig ihren Einsatz finden, aber der Dauerbrenner "It‘s a Heartache" sowie "Holding Out For A Hero" aus dem Soundtrack "Footloose" lässt großzügig darüber hinwegsehen. Auch die ersten 30 Minuten akustisches Wirrwarr sind schnell vergessen. Bonnie Tyler ist mit 40 Jahren Bühnenerfahrung Profi durch und durch, und sie liefert beim Tourneeauftakt ein unterhaltsames und flüssiges Revival der Achtziger Jahre.
Nicht nur ihr Kabelmikrofon, auch die Lichttechnik erinnert mit ihren nicht mehr ganz zeitgemäßen grellbunten Diskoflutern an das längst vergangene Jahrzehnt. Am Ende der 90-minütigen Zeitreise steht fest: Charisma, Wärme und Herzlichkeit hat die sympathische Bonnie Tyler nicht verloren. Vielleicht sollte sie vor ihren nächsten Konzerten aber noch einmal über die aktuelle Setliste nachdenken.