Jenny Passet: Aqua IV. Acryl auf Leinwand, 2019. Foto: privat
Von Julia Behrens
Klassik, Jazz, Pop: Für alle Künstlerinnen und Künstler der Gruppe "Form-mal" ist Musik von Bedeutung. Sie liefert Inspiration im Atelier, fungiert manchmal als formgebendes Element und fließt als Liedtext oder Titel in die eine oder andere Arbeit mit ein.
Ausgesprochen passend erscheint daher auch das beschwingte Motto – Dave Brubecks legendäres Stück "Take Five" –, das die fünf Mitglieder Barbara Brink, Dagmar Kopnarski, Krista Paul, Jenny Passet und Roland Schmitt jetzt für die aktuelle Ausstellung ihrer Werke in der Kanzlei Tiefenbacher in Rohrbach bestimmten.
Tatsächlich trägt auch ein mehrteiliges Holzobjekt von dem einzigen Mann der Gruppe, Roland Schmitt aus Heddesheim, genau diesen Titel. Doch die meisten seiner Arbeiten bestehen aus zwei Tafeln einer aufgesägten Holzplatte, die er spiegelbildlich auseinanderklappt. Mit dieser Technik des "book matchings" erzielt der Künstler und gelernte Schreiner erstaunliche Effekte, die – wie die Kunsthistorikerin July Sjöberg in ihrer kundigen Eröffnungsrede bei der Vernissage ausführt – häufig figurative Anklänge besitzen. Insgesamt ist den fein geschliffenen Objekten durch ihre von leichten Abweichungen bestimmte Symmetrie der Maserung eine spannungsvolle Harmonie eigen.
Auch Barbara Brink aus Heidelberg orientiert sich in ihren abstrakten Steinskulpturen an den Gesetzmäßigkeiten des Materials. Sie kreiert zarte, amorphe Formen aus Alabaster und Speckstein, wobei nicht nur eine handwerkliche, sondern zudem eine intuitive, oftmals von Musik begleitete, geistige Auseinandersetzung eine Rolle spielt, die in Titeln wie "Geheimnis" oder "Zärtlichkeit" zum Ausdruck kommt. Darüber hinaus zeigt sie aufwendig gefertigte Arbeiten aus Metall, große Vögel sowie Kompositionen mit Fischen.
Tiere stehen auch im Zentrum der Bilder von Dagmar Kopnarski. Mit Fantasie, Humor und Leichtigkeit zaubert die Diplom-Psychologin und Kinderbuchillustratorin aus Weinheim verschiedene Spezies auf die Leinwand und versieht das Ganze mit Pflanzen oder abstrakten Elementen, die auf poetische Weise mal gemalt und mal hinein collagiert sind. Darüber hinaus findet Sprache in ihr Werk, in Form von kleinen Zeitungsausschnitten oder lyrischen Bezeichnungen.
Sie teilt sich ein Atelier mit ihrer Kollegin Krista Paul in Mannheim, wo die beiden vorzugsweise Jazz bei der Arbeit hören. Von Krista Paul sind in der Ausstellung zahlreiche Bilder zu sehen, in denen sie mit kraftvollen Farben und starken Kontrasten Stimmungen an Rhein und Neckar einfängt. Das funktioniert am besten dort, wo die Mannheimerin surreale Momente evoziert oder in die Abstraktion gleitet, wie bei der Darstellung einschlägiger Gebäude ihrer Heimatstadt, die sich im Wasser spiegeln.
Die Künstlerin Jenny Passet aus Weinheim ist ebenso fasziniert von diesem Element und verdichtet Acrylschüttungen sowie temperamentvolle malerische und zeichnerische Gesten zu ganz unterschiedlichen Darstellungen des Meeres. Jazz und Klassik sind ihre ständigen Begleiter und beeinflussen die Bewegung ihrer Hand, auch wenn sie ungegenständlich, sprich informell vorgeht, ungewöhnliche Malmittel kombiniert und damit die Art der Werkentstehung in den Vordergrund rückt.
Einen musikalischen Widerhall fand "Take Five" bei der Vernissage schließlich in der gekonnten Interpretation des Saxophonisten Nicolai Pfisterer, der die Rezeption der künstlerischen Arbeiten dann im Laufe der Eröffnung durch weitere Swing- und Jazz-Stücke bereicherte. Die Ausstellung mit teils auch dekorativen Zügen kam beim Publikum gut an.
Info: Take Five. Künstlergruppe Form-mal. Bis 29. April. Kanzlei Tiefenbacher in Heidelberg; Im Breitspiel 9. Mo bis Do 8-17 Uhr, Fr 8-15.30 Uhr.