Von Jesper Klein
Heidelberg. Mit festlichen Fanfaren erhebt sich die Habsburg-Ouvertüre von Antonio Salieri – und mit ihr der Vorhang zu dieser Repertoire-Erkundung mit den Heidelberger Sinfonikern. Angeleitet von dem Dirigenten, Musikwissenschaftler und Salieri-Experten Timo Jouko Herrmann ergründen die Wiener-Klassik-Spezialisten auf ihrer neuen CD die vielfältige Beziehung von Salieri und Ludwig van Beethoven, die im Wien um 1800 immer wieder zusammen in Erscheinung traten.
So war Salieri etwa als Hilfsdirigent an der pompösen Uraufführung von Beethovens klingendem Schlachtengemälde und großem Erfolg "Wellingtons Sieg" beteiligt. Im Jahr 1818 warben beide gar mit einer gemeinsamen Anzeige in der "Allgemeinen musikalischen Zeitung" für das Metronom. Bei allen Unterschieden werden auf dieser CD mehr die Gemeinsamkeiten hervorgekehrt. Das liegt auch daran, dass die ausgewählten Beethoven-Werke, eine Szene aus dem Opernfragment "Vestas Feuer" und das Terzett op. 116, in erster Linie zeigen sollen, wie sich Beethoven und Salieri gegenseitig beeinflussten.
Bei allen Kontexten und Hintergründen, die im Booklet erläutert werden, lohnt der Ausflug nach Wien auch der Musik wegen. Nicht zuletzt, weil die Sinfoniker die kurzweiligen Salieri-Ouvertüren mit Schwung und Freude angehen und beweisen, dass sie sich hier in ihrem Kernrepertoire bewegen. Kurz vor dem ersten Lockdown konnte dieses ursprüngliche Konzertprogramm im Eilverfahren aufgenommen werden.
Als Abschluss bringt das Album mit dem von Salieri komponierten Finale zu Niccolò Zingarellis Bühnenwerk "La riedificazione di Gerusalemme" nach den Ouvertüren "Habsburg" und "L’oracolo muto" die insgesamt dritte Weltersteinspielung. Hier wagt sich der in Wien für seine Opern gefragte Salieri in entlegene Tonarten und frühromantische Gefilde vor. Den Weg Beethovens allerdings ging er nicht mehr mit.
Info: hänssler classic HC 20067