Ein Zeitungsbündel? Lamellen? Rafa Pérez gibt seinen Ton-Objekten keine Namen. Foto: Friederike Hentschel
Von Heide Seele
Heidelberg. Seit 40 Jahren besteht die Galerie am Heidelberger Stadtgarten, und immer wieder gelingt es Marianne Heller, neue kreative Künstler aufzuspüren, die in das Raster ihres Unternehmens hineinpassen. Dieses hat sich von Anbeginn an durch ein klares Konzept ausgezeichnet, nämlich Keramik auf höchstem Niveau zu präsentieren - egal, aus welchem Land sie angeliefert wird.
Dieser Anspruch bestätigt sich auch bei der aktuellen Objekteschau, in der die Besucher den Spanier Rafa Pérez kennenlernen. Er wurde 1957 in Haro geboren und studierte Volkswirtschaft in Bilbao. Doch bald merkte er, dass sein Interesse eher in den künstlerischen Bereich tendiert und wechselte nach Barcelona. Hier entdeckte er den Ton und wandte sich neben der Malerei auch der Keramik zu. Er fühlte sich wohl - trotz der Isolation, die Künstler während der Franco-Herrschaft in Kauf nehmen mussten.
Rafas Umgang mit dem Ton wie auch seine Malerei ist von starkem Engagement geprägt. Das betrifft die Gestaltung der Oberflächen wie auch seine Beschäftigung mit Metall oder anderen Materialien. Vor allem Edelstahl zählt zu seinen bevorzugten Bildträgern. Heute gilt Pérez international als einer der bedeutendsten Keramiker, und seine Ausstellungsliste ist von eindrucksvoller Länge. Ein Besuch in Marianne Hellers Galerie ist daher sehr zu empfehlen denn allein die virtuose Art, mit der er das Material einsetzt, zeugt von einem unerschöpflichen Einfallsreichtum, und es ist erstaunlich, wie es ihm immer wieder gelingt, das Starre höchst beweglich erscheinen zu lassen.
Dünne Tonblätter, die lamellenartig aneinandergereiht werden, wirken zum Beispiel fragil als seien sie aus Papier geformt, wirken wie Seiten eines Buches oder können als Zeitungsbündel gedeutet werden. Man kann sich vorstellen, dass der Künstler oft selbst überrascht ist von den feinen Resultaten seiner Arbeit.
Marianne Heller zeigt in der effektvoll aufgebauten Präsentation Stücke aus sechs Jahren, die sich durch verschiedene Techniken unterscheiden. Der Künstler, der seinen Werken keine Titel gibt, schichtet den Ton auf schwarze Platten und beweist damit unter anderem sein Faible für Rechtecke oder magisch erscheinende Kreise, die an Stonehenge erinnern. Er fertigt keine Gebrauchsgefäße, sondern präsentiert eine Kunst, die funktionslos ist.
Die von Péres verwendeten Farben sind lebhaft, und manche Arbeiten fallen durch eine vitale Ausstrahlung auf. Zu seinen Grundmaterialien zählen weißer und schwarzer Ton, aber obwohl er Keramik bevorzugt, benutzt der in vielen Techniken versierte Künstler auch Beton, Stahl, Gips oder Holz.
Info: Die Ausstellung von Rafa Péres in der Galerie Heller Heidelberg, Friedrich-Ebert-Anlage 2, läuft bis 29. April.