Klaus Staeck in seiner „Höhle“ in der Ingrimstraße 3 in der Altstadt. Foto: Philipp Rothe
Von Heribert Vogt
Heidelberg. Am 9. Januar 1974 reiste Joseph Beuys zusammen mit dem Heidelberger Plakatkünstler Klaus Staeck und dem Verleger Gerhard Steidl zum ersten Mal nach Amerika. Beide gehörten zum engsten Umfeld von Joseph Beuys (1921-1986), der am 12. Mai 2021 hundert Jahre alt geworden wäre. Am 23. Januar 1986 ist der Ausnahmekünstler in Düsseldorf gestorben. Staeck ist selbst mit mehreren Titeln im Göttinger Steidl Verlag vertreten. Nun legt er dort gemeinsam mit dem Verleger gleich mehrere Bücher in deutsch-englischer Sprache zum runden Geburtstag des weltberühmten Künstlers Beuys vor.
Der Titel "Joseph Beuys. Beuys in America" bezieht sich eben auf die Reise von 1974, die eine große Performance war. Das Buch enthält zahlreiche Fotos von Staeck und Steidl sowie ein Interview des Heidelbergers mit Beuys. Der Band erschien erstmals 1987, jetzt folgt eine neue, überarbeitete Ausgabe.
Ebenfalls aktualisiert wurde das Buch "Joseph Beuys. Honey is flowing in all directions”, das erstmals 1997 veröffentlicht wurde und sich auf die Kasseler documenta 6 im Jahr 1977 bezieht. Über ein 17 Meter hohes Rohr wurden drei Zentner Honig durch ein 173 Meter langes System aus Röhren und Schläuchen gepumpt, welches das Museum Fridericianum durchzog. Die "Honigpumpe am Arbeitsplatz" war das Herzstück der Free International University, die Beuys während der documenta lebendig werden ließ. Staeck und Steidl waren dabei.
Das Duo gibt auch den 1990 publizierten Band "Joseph Beuys. Das Wirtschaftswertprinzip" neu heraus. Er führt im Jahr 1980 in ein Genter Museum mit Ölgemälden flämischer Meister des 17. Jahrhunderts. In der Mitte des Raumes stehen Metallregale mit Wirtschaftswerten: Speisesalz, Reismehl oder Kakaoschalentee. Vertreten sind vor allem Originalprodukte aus der DDR, teilweise in Behelfsverpackungen. Sie wurden sämtlich von Beuys signiert und mit "1 Wirtschaftswert" beschriftet. Davor steht ein Gipssockel mit Fettecken. Die Installation sollte besagen, dass Kultur auf Wirtschaft reduziert wurde, so die Erklärung.
Der Titel "Joseph Beuys. Periphery Workshop. documenta 6, 24–30 June 1977" führt wiederum nach Kassel. Am 27. April 1973 gründete Beuys u. a. mit Klaus Staeck in seinem Düsseldorfer Atelier die Free International University, auch Freie Internationale Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung genannt. Die Einrichtung sollte es Menschen ermöglichen, ihr kreatives Potenzial unabhängig von ihrer Bildung oder ihrem ökonomischen Hintergrund zu entfalten und die Fragen einer sozialen Zukunft zu durchdenken. In diesem Rahmen führte Joseph Beuys bei der documenta 6 insgesamt 13 Workshops durch, über Migration, Gewalt, Atomkraft sowie über alternative Energien – und über die Peripherie, vor allem in Europa.
Die für den 31. März 2021 angekündigten Bücher wurden von Klaus Staeck und Gerhard Steidl gemeinsam gestaltet. Im Steidl Verlag erscheinen weitere Titel zum 100. Geburtstag des legendären Künstlers.
Info: Beuys in America. 224 S., 38 Euro. Honey is flowing in all directions. 104 S., 34 Euro. Das Wirtschaftswertprinzip. 192 S., 38 Euro. Periphery Workshop. documenta 6, 24–30 June 1977. 136 S., 34 Euro.