Merkwürdige Unterhaltung: Der vereinsamte Chuck fährt mit der mit der Roboter-Frau Harmony durch Kalifornien - und fühlt sich wohl dabei. Foto: Verleih
Von Wolfgang Nierlin
Heidelberg. "Es scheint, wir haben viel gemeinsam", sagt Harmony zu Chuck. Tatsächlich ist die hübsche Blondine mit dem enzyklopädischen Wissen aber ein humanoider Roboter, der dem einsamen Single auf seiner Ferienfahrt durch Kalifornien Gesellschaft leistet. Wenn sich die beiden einfühlsam miteinander unterhalten, spürt man, wie sehr diese zunächst merkwürdig erscheinende Konversation dem gutmütigen Mann wohltut.
Einmal eröffnet Chuck seinem künstlichen Gegenüber, dass er als Kind brutal sexuell missbraucht wurde. Nur schwer scheint er deshalb Vertrauen zu Menschen fassen zu können. Darauf entgegnet Harmony, die geschaffen wurde, um Menschen glücklich zu machen: "Ich existiere nur für dich."
Das Verblüffende an Isa Willingers Science-Fiction-Dokumentarfilm "Hi, AI" ist, wie schnell man als Zuschauer auf die menschlichen Züge und Fähigkeiten der künstlichen Wesen reagiert. Wenn man eingangs des Films in einem zahnmedizinischen Labor einer Roboter-Patientin begegnet oder später an einem Info-Desk einer "androiden" Empfangsdame schleicht sich in das Komische der Situation aber auch etwas leicht Unheimliches.
Wie "lebendig" ist das Gegenüber, fragt man sich beim Blick in dessen Gesicht. Besitzt oder entwickelt es gar ein Bewusstsein? Diverse Wissenschaftler versuchen, darauf eine Antwort zu geben. Dass der Umgang mit Robotern zukünftig auch die menschlichen Beziehungen verändern wird, scheint wahrscheinlich. Inwiefern selbstlernende, eine Art "Bewusstsein" entwickelnde Systeme zu einer Gefahr werden könnten, ist noch ungewiss.
Dass Roboter bereits heute wichtige Assistenten sind, zeigt auch Pepper, den eine japanische Familie für die Großmutter angeschafft hat. Als "neues Familienmitglied" wird dieser vorgestellt. Pepper bedient gewissermaßen ein Kind-Schema, verhält sich andererseits aber auch "eigensinnig".
Ebenso berührend wie irritierend zeigt Isa Willinger in ihrem preisgekrönten Debütfilm das menschlich Vertraute in einer fremden Welt, deren teils futuristisches Antlitz sie in ruhigen Einstellungen immer wieder ins Bild setzt. Und doch wirken die modernistischen Szenarien sehr gegenwärtig.
Info: Heidelberg, Karlstorkino, OmdtU: 11., 14. und 21. April.