Marina Volkovas Arbeit "Alter Spiegel". Foto: Friederike Hentschel
Von Heide Seele
Heidelberg. Mit dieser Malerin stellt die Willibald-Kramm-Preis-Stiftung eine Persönlichkeit vor, die etwas zu sagen hat, und dies auf ebenso sensible wie unaufdringliche und auch farblich austarierte Weise. Marina Volkova wurde in St. Petersburg geboren, erhielt ihre solide Ausbildung zur Grafikerin an der dortigen Akademie "Baron Stiglitz" und arbeitete in ihrer Heimat - wie in späteren Jahren auch in Deutschland - für Verlage als Illustratorin und als Bühnenbilderin für das Theater. Die Malerei aber ist ihre Leidenschaft.
Ihrer aktuellen Ausstellung in der Heidelberger Stadtbücherei gab sie den Titel "Theater auf dem Schachbrett", denn als Kind hatte sie mit den ihr bestens vertrauten Figuren gespielt, da geprägt vom Vater, der russischer Schachmeister. Diesem Spiel verdankt sie so auch manche philosophische Anregung, zum Beispiel die, dass man noch lange nicht "matt" sein muss, selbst wenn es so erscheinen mag.
Mit solchen tief lotenden Gedanken unterfüttert sie auch ihren Bilder. Volkova arbeitet bevorzugt mit Lack auf Leinwand oder mit Tusche auf Papier, verdünnt häufig ihre Farben mit Wasser, und es scheint ihr Freude zu bereiten, Bewegung bildhaft manifest zu machen, seien es Menschen, Tiere, Gegenstände.
Bei der Vernissage hatte Uwe Lingnau, Vorsitzender der Willibald-Kramm-Preis-Stiftung, den Lebenslauf der Künstlerin nachvollzogen, die 1996 nach Heidelberg gezogen war und mit ihren Grafikstudien auf sich aufmerksam machte. Martin Schulte führte auf gründliche Weise in ihr Oeuvre ein, wobei er Gedanken formulierte, die nicht nur in künstlerischer Hinsicht Relevanz beanspruchen dürfen. So definierte er das Schachspiel als Modell menschlichen Lebens und betonte: "Jeder Mensch geht seinen Weg, verändern wir uns, so verändert sich auch dieser Weg... Wichtig ist, nicht aufzuhören zu gehen."
Diese Interpretationen, die bewusst über die bloß freundliche Würdigung einer Künstlerin hinaus gingen, mögen manchen Besucher zur angemessen ausgiebigen Sichtweise der Exponate ermuntert haben, die allerdings manchmal etwas kryptisch erscheinen.
Da liegt etwa auf einem Tisch eine Hand, die wie zufällig ins Bild geraten erscheint, während beim "Theater auf dem Schachbrett" eine Balletttänzerin elegante Bewegungen ausführt oder unvermutet ein Pfau ins Bild stolziert. Ein Hauch des Surrealen wird in einigen Exponaten wie eine Prise Salz ausgestreut. Zum Beispiel dann, wenn Figur und Gebäude in engen Zusammenhang gebracht werden.
Nicht nur mit dieser Kombination dokumentiert die Malerin die Hintergründigkeit in ihrem künstlerischen Potenzial, denn bei Marina Volkova herrscht eine ebenso offensichtliche wie irritierende Ambivalenz. Die tritt, gepaart mit ihrer unkonventionellen Kreativität, deutlich in Erscheinung. Die Arbeiten mit ihrem doppelten Boden mögen daher den Anlass für manche kontroverse Diskussion ergeben.
Info: Die Ausstellung in der Heidelberger Stadtbücherei läuft bis 28. März.