Heidelberg

Chemiker Gottfried Huttner ist tot

Der Heidelberger Chemiker ist im Alter von 84 Jahren gestorben. Bis 2005 lehrte er am Anorganisch-Chemischen Institut.

27.07.2021 UPDATE: 28.07.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 28 Sekunden
Gottfried Huttner.Foto: Universität

Von Peter Comba

Heidelberg. Am 21. Juli 2021 ist Professor Dr. Gottfried Huttner wenige Wochen vor seinem 84. Geburtstag gestorben. Von 1986 bis 2005 hatte er den Lehrstuhl für Molekül- und Strukturchemie am Anorganisch-Chemischen Institut der Universität Heidelberg inne. Als aktiver Wissenschaftler, empathischer Gruppenleiter und motivierender Lehrer hat er viel bewegt. In der Wissenschaft gehören zahlreiche Bereiche dazu: die Kristallographie, Metallorganische und Hauptgruppenchemie, supramolekulare und bioinspirierte Chemie, Koordinationschemie und Theorie. Im Zentrum der Huttner‘schen Arbeiten standen immer Strukturen – experimentell bestimmte Kristallstrukturen oder berechnete. Die Ästhetik molekularer Architekturen war ihm ebenso wichtig wie die Synthese und Stabilisierung neuartiger Materialien.

Nach seiner Promotion beim Nobelpreisträger E. O. Fischer im Jahr 1966 und der Habilitation 1972 erhielt Gottfried Huttner 1977 einen Lehrstuhl in Konstanz und wechselte 1986 an die Ruperto Carola, wo er das Anorganisch-Chemische Institut zusammen mit seinen Kollegen knapp 20 Jahre nachhaltig gestaltet und in Deutschland und international sichtbar gemacht hat. Seine spezielle Art Wissenschaft zu betreiben, die Lehre zu gestalten und in der Selbstverwaltung mitzuwirken, hat die Chemie in Heidelberg und Deutschland nachhaltig beeinflusst.

Dazu beigetragen hat seine Mitarbeit an Graduiertenkollegs und zwei Sonderforschungsbereichen. Wie wichtig ihm die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses war, zeigen seine vier ehemaligen Habilitandinnen und Habilitanden, die er ebenso wie andere junge Kollegen vielfältig unterstützt hat und die alle Professuren innehaben.

Zu seiner Heidelberger Schule zählen auch 79 in seiner Doktorandenschmiede promovierte Chemikerinnen und Chemiker, die von seinem wissenschaftlichen Denken und sozialen Verständnis geprägt wurden. Seine 513 Publikationen zeigen, in welcher Breite und Tiefe Gottfried Huttner nachgedacht, wichtige Fragen formuliert und durch harte Arbeit nach Antworten gesucht hat. Gastprofessuren führten ihn nach Paris, Straßburg, Helsinki und Bordeaux. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen gehört auch der "Alfred-Stock-Gedächtnispreis" der Gesellschaft Deutscher Chemiker. Nach seiner Emeritierung hat Gottfried Huttner eine ganze Reihe anderer Interessen mit der für ihn typischen Energie, Tatkraft und Konzentration ausgelebt. An der Freien Kunstakademie Mannheim hat er bildende Kunst studiert und sich auch weiterhin der Malerei gewidmet. Ab 2009 hat er bei seinen ehemaligen Kollegen Geologie studiert und ab 2010 sich intensiv mit der türkischen Sprache und Kultur beschäftigt.

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An Veranstaltungen der Universität und bei Tagungen hat man ihn auch in den letzten Jahren noch getroffen, und wenn es zu wissenschaftlichen Diskussionen kam, stellte er dort, wo er immer noch nach Antworten gesucht hat, seine bohrenden Fragen. Ein zuverlässiger Kollege, ein empathischer Mentor für den wissenschaftlichen Nachwuchs und ein brillanter und hoch motivierter Wissenschaftler.

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