Heidelberg

Carl-Ludwig Fuchs tot - Ein Leben für die Kunst und Schönheit

Er spürte das Heidelberger Tafelsilber auf und restaurierte die Innenräume des Schwetzinger Schlosses

21.08.2019 UPDATE: 22.08.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden

Der Kunsthistoriker Carl-Ludwig Fuchs war lange in Heidelberg tätig. Foto: Stefan Kresin

Von Frieder Hepp

Heidelberg. Am vergangenen Wochenende starb überraschend der Kunsthistoriker Dr. Carl-Ludwig Fuchs in Leipzig, kurz vor Vollendung seines 74. Lebensjahres. Nahezu 40 Jahre, von 1966 bis zu seinem Wegzug nach Dessau 2006, lebte und wirkte er in Heidelberg, wo er bleibende Spuren hinterließ. Die Grundlage für seine glänzende Karriere als Kunstkenner und Kunstliebhaber legte er 1975 nach seinem Studium der Kunstgeschichte in Marburg, Wien und Hamburg mit einer Promotion über die "Innenraumgestaltung und Möblierung des Schwetzinger Lustschlosses im 18. und 19. Jahrhundert" bei Prof. Anselm Riedl.

Über das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg kam er dann 1978 an das Kurpfälzische Museum der Stadt Heidelberg. Hier war er zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Abteilungsleiter, ab 2004 als stellvertretender Direktor für den Bereich des Kunsthandwerks, Porzellan, Möbel, Münzen und Medaillen verantwortlich.

Schon früh fiel Fuchs nicht nur durch seine hervorragenden kunst- und kulturhistorischen Kenntnisse auf, sondern er hat auch durch detaillierte Erfahrungen in konservatorischen und restauratorischen Fragen das Erscheinungsbild des Museums maßgeblich geprägt. In den nahezu 30 Jahren seiner Tätigkeit am Museum hat er im Rahmen des Museumsneubaus wesentliche Impulse für die Renovierung und Einrichtung des Palais Morass als Teil des erweiterten Museumskomplexes gegeben. In einem von Fuchs verfassten Bildheft ist die Geschichte des barocken Kleinods im Herzen der Altstadt detailliert beschrieben und die von ihm vorgenommene Einrichtung der Stilräume wiedergegeben.

Carl-Ludwig Fuchs’ große Liebe galt dem Porzellan aus der Frankenthaler Manufaktur des Kurfürsten Carl Theodor. Durch seine hervorragenden Kontakte zu Sammlern und Kunsthändlern hat er im Museum eine einzigartige Sammlung Frankenthaler Porzellans aufgebaut, innerhalb derer die sogenannten "Solitaires", das sind Frühstücksservice für eine Person, internationale Beachtung gefunden haben.

Dasselbe gilt für den spektakulären Erwerb des pfälzischen Tafelsilbers der Kurfürstin Elisabeth Augusta, der durch die Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Hilfe des Freundeskreises und vielen Spendern und Sponsoren aus Heidelberg und der Metropolregion 2002 möglich wurde.

Dieser Ankauf und seine formvollendete Präsentation im Speisezimmer des ehemaligen Salons stellt noch immer den bedeutendsten Neuzugang des Museums in seiner jüngeren Geschichte dar. Nicht zuletzt trägt aber auch die Einrichtung einer einzigartigen Kostümpassage mit Mode von der Barockzeit bis in die 1920er Jahre die unverwechselbare Handschrift des Kunsthistorikers. Wesentlichen Anteil hatte Carl-Ludwig Fuchs auch an den großen Sonderausstellungen des Kurpfälzischen Museums. Darunter die Carl-Theodor-Ausstellung anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Kurpfälzischen Museum 1979. Für sie begründete er eine sonntägliche Konzertreihe, die bis zu seiner Pensionierung in schöner Regelmäßigkeit einer vielköpfigen Hörerschar im Blauen Salon seine Begeisterung für die Musik näherbrachte. Hierbei erklang auch ab und an der legendäre Erard-Flügel, den Carl-Ludwig Fuchs bei den Umbauarbeiten des Museums in den 80er Jahren wiederentdeckt hat und auf dem möglicherweise Chopin ein legendäres Konzert für den damaligen Palaisbesitzer Maximilian Joseph von Chelius im Oktober 1835 gab.

Carl-Ludwig Fuchs war bekannt und beliebt für seine mitreißenden Führungen. Er verstand es meisterhaft, komplexe kunsthistorische Zusammenhängen geistreich und mit Esprit zu vermitteln. In seinem Urteil war er unbeirrbar, von einem einmal gefassten Vorhaben kaum mehr abzubringen. Nicht nur die Mitglieder des Freundeskreises, auch seine Kolleginnen und Kollegen schätzten seine ausgewiesene Expertise für Schmuck, Silber und Möbel, seine hervorragende Kenntnis des kurpfälzischen Hofes und der badischen Geschichte.

Er selbst betrachtete stets die Restaurierung und Einrichtung des Schwetzinger Schlosses, der Sommerresidenz des Kurfürsten Carl Theodor, als sein "Meisterwerk". Aber auch die Räume der Akademie der Wissenschaften und das Haus Buhl in Heidelberg, die Innenausstattung des Rohrbacher Schlösschens im Stil der badischen Großherzogin Amalie, Schloss Amalienburg in München oder das Neue Schloss in Bayreuth tragen seine Handschrift.

Mit dem Rückkauf des Palais Minckwitz, einem Stadtpalais in Dessau, das einst der Familie seiner Vorfahren gehörte, hat er sich einen Lebenstraum erfüllt. Stilgerecht von ihm restauriert wurde das Barockpalais zu einem architektonischen Juwel in der Bauhausstadt, von wo Fuchs als genialer Kunstexperte in der Fernsehsendung "Kunst und Krempel" geschätzt wurde und als "Barockfürst" seine Leidenschaft für Kunst und Schönheit formvollendet zur Geltung bringen konnte.

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