Die meisten Bilder des Malers Normann Seibold tragen keine Titel. So auch dieses. Foto: Friederike Hentschel
Von Heide Seele
"Ein gutes Bild braucht keinen Titel" heißt Normann Seibolds jüngste Ausstellung in Heidelberg. Über diese These kann man diskutieren. Ein Werk aus jüngster Zeit ist sein "Trojanischer Elefant". Der besteht aus Ton, und sein Bauch ist gefüllt mit Figürchen. Der Künstler, den die Sammlung Prinzhorn in Heidelberg anno 2008 in einer imponierenden Einzelausstellung präsentierte, ist jetzt mit seinen Arbeiten in der Galerie p 13 in der Altstadt vertreten.
Norman Seibold, 1968 geboren, hatte kurzzeitig Kunsttherapie studiert, bevor er sich an der Kunstakademie Karlsruhe der Malerei verschrieb. Abgesehen von zwei Holzschnitten auf Papier zeigt er Ölbilder, die er mit sichtbarem Furor malte. Eimerweise verbraucht Seibold die im Wortsinn "vielschichtig", da pastos eingesetzte Farbe, die er spontan und exzessiv auf die Leinwand wirft. So erzielt er nicht nur einen plastisch wirkenden Eindruck, sondern verleiht den Arbeiten auch "Gewicht": Nicht selten verbraucht er bis zu 20 Kilo Farbe für ein Bild. Dem von ihm gerne aufgegriffenen Thema "Feuer", das er häufig mit skurrilen Gestalten in Zusammenhang bringt, kommt auch jetzt ein hoher Stellenwert zu.
Der Maler, der auf Titel verzichtet, versteht es, romantische Himmel zu zaubern und den Arbeiten eine nahezu märchenhafte Anmutung zu verleihen. Da lässt sich bei einem Feuerbild Weihnachten ebenso assoziieren wie eine verzauberte Welt, wenn zum Beispiel eine Art Gnom wie Rumpelstilzchen um eine Flamme herum hopst.
Der Künstler, der sich intensiv für Menschen interessiert, setzt bevorzugt Komplementärfarben ein wie Rot oder Grün und erweist auch mal der Kunstgeschichte Reverenz, wenn er zum Beispiel eine Mutter-Kind-Szene nach Art einer Pietà malt. Er versteht es aber auch, zu abstrahieren, wenn sich seine Figuren (etwa ein tanzendes Paar) oder auch mal ein Gegenstand aufzulösen scheinen. Die frühlingshafte Farbe Grün steht bei Norman Seibold für Heiterkeit und spielt in seinen neueren Arbeiten eine starke Rolle. Sie scheint sich so manches Mal schrundig aus dem Bild hervorzuheben und entfaltet damit ein Eigenleben.
Thematisch verfügt der Maler über eine imponierende Bandbreite. Obwohl in seinen Arbeiten der Mensch dominiert, zeigt er ihn immer wieder auf andere Weise, da in unterschiedlichen Situationen. Hinter jeder Darstellung scheint eine ganze Geschichte verborgen zu sein, die es zu entschlüsseln lohnt, und ein besonderes Interesse bringt er für Personen in Geschäften auf, etwa in einer Metzgerei. Elaboriert ist sein Umgang mit der Farbe, die oft leuchtende Akzente setzt.
Info: Galerie p13 Heidelberg, Pfaffengasse 13, bis 29. November.