Esther Hagenmaiers Fotografie "Faltung" bei Grewenig. Repro: Hentschel
Von Heide Seele
Heidelberg. Zwei Künstlerinnen, Vera Bonsen und Esther Hagenmaier, die unter einem Rubrum antreten, das lapidar und treffsicher "Raum Sehen" heißt. Es bringt den Anspruch der beiden Frauen auf den Punkt. Bei Grewenig in Heidelberg-Handschuhsheim präsentieren die beiden räumlich orientierte Arbeiten, die sich durch Exaktheit und Strenge auszeichnen, aber auch durch eine Sachlichkeit, die Assoziationen an die einstigen Bauhaus-Mitglieder aufkommen lässt. Hagenmaier und Bonsen präsentieren "konkrete Kunst", jenes Genre innerhalb des abstrakten Sektors, in dem Farbe, Fläche, Linie und auch eine betonte Räumlichkeit dominieren. Es fordert den Betrachter zum genauen Hinsehen auf, denn mit einem nur kurzen Blick lassen sich die ebenso komplex wie architektonisch angelegten Objekte kaum angemessen würdigen.
Vera Bonsen und Esther Hagenmaier beherrschen ihr Metier perfekt. Ihre künstlerische Ernsthaftigkeit artikuliert sich in der Stringenz ihrer Gestaltung und auch in dem virtuos eingesetzten Formenvokabular. Die dem Heidelberger Publikum seit langen Jahren vertraute Vera Bonsen zeigt Papierarbeiten und neue Malereien auf Leinwand, hinter denen intensive Formstudien zu erkennen sind. Sie benutzt Buchbindekarton für ihre zeitaufwendigen und exakten Objekte, in die sie mit dem Skalpell hinein schneidet, und setzt auf ungewöhnliche Materialien. Damit erzielt sie elegante Effekte, und ihre Arbeiten zeichnen sich durch einen eleganten "Drive" aus.
Kollegin Esther Hagenmaier, die zum ersten Mal bei Grewenig vertreten ist, fertigt dagegen kühne Bildobjekte aus polygon geschnittenen Fotografien. Ihr Ausgangspunkt ist allemal die Architektur. Für ihre "shaped photography" setzt sie die Szenen am Rechner zusammen und macht damit deutlich, wie wichtig für sie Geometrie und Perspektive sind. Das Anliegen der Künstlerin besteht darin, dem Betrachter zu vermitteln dass sich die konkrete Kunst auch mit dem Genre Fotografie angemessen umsetzen und vermitteln lässt.
Dr. Ulrike Hauser-Suida hatte in ihrer Einführung erwähnt, dass sich die beiden Künstlerinnen in ihren Arbeiten trotz einiger Gemeinsamkeit voneinander unterscheiden und attestierte ihnen damit eine große Eigenständigkeit.
Bei der Vernissage hatte Ingo Grewenig auch auf den demnächst zu erwartenden Führungswechsel in seinem Haus hingewiesen, da er sich als bisheriger Leiter der Galerie zurückziehen wird, die dann seine Tochter Isabel übernimmt. Am Namen wie auch am Konzept des Unternehmens werde sich allerdings kaum etwas ändern.
Info: Galerie Grewenig in Heidelberg, Pfarrgasse 1, bis 26. Januar.