Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg. Foto: zg
Mannheim. (S.O.) Der Fokus des Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg gilt den Debütanten unter den Filmemachern. 2011 konnte so der kanadische Autor und Regisseur Sébastien Pilote sein Erstlingswerk "Le vendeur" hier präsentieren und gleich den Preis der Internationalen Filmkritik entgegennehmen. Nun wurde sein neuer Film "La disparition des lucioles" von seiner Hauptdarstellerin Karelle Tremblay vorgestellt, im französischsprachigen Teil Kanadas ist sie sehr bekannt.
"Ja, ich bin schon so ein bisschen berühmt", scherzt die 22-Jährige beim Filmgespräch in Mannheim, schränkt aber ein: "In Québec." Sie selbst stammt aus Montreal, der mit 1,7 Millionen Einwohnern größten Stadt in der Region. Sie habe nie eine Schauspielschule besucht, auch niemals Theater gespielt, erzählt sie. "Ich habe alles beim Drehen gelernt."
Angefangen hat Karelle bereits als Zwölfjährige bei einer Kinderserie. Seit 2015 spielt sie die Titelheldin der TV-Jugendserie "Jérémie", die bislang auf vier Staffeln kommt. "Ich glaube, da hat mich die Tochter von Sébastien Pilote gesehen. Dann hat er sich das angesehen und mir die Hauptrolle in seinem Film angeboten."
In "The Fireflies are gone" (deutsch: Die Glühwürmchen sind verschwunden) ist sie die 17-jährige Léonie, die kurz vor ihrem Schulabschluss steht, aber ziemlich verloren wirkt. Sie ist kein Mädchen mehr, aber auch noch keine erwachsene Frau. Sie weiß nicht, wo sie hingehört und was sie im Leben anfangen soll. Die Zukunft ist ungewiss und schon die Gegenwart heikel, mit Stiefvater Paul, den sie hasst, und ihrem leiblichen Vater, den sie vermisst.
"Ich habe mich sofort in das Drehbuch verliebt", sagt die Schauspielerin. "Ich denke, Léonie ist ein bisschen so wie ich, als ich ein Teenager gewesen bin." Tremblay erinnert sich daran, als Schülerin ebenso zynisch gewesen zu sein wie Léo, die ihre Mutter und deren neuen Partner wiederholt vor den Kopf stößt, ständig genervt und voller Hass ist, auf die Leute und den kleinen, langweiligen Ort, in dem sie aufwächst.
"Eine Stadt voller Zombies", urteilt sie im Film harsch und sucht auch beim Filmfestival keineswegs nach beschönigenden Worten für den Drehort Saguenay-Lac-Saint-Jean in der Nähe des Sankt-Lorenz-Stroms. Es ist auch der Geburtsort von Sébastien Pilote, der sowohl das Drehbuch schrieb als auch die Regie führte.
In ihrem nächsten Projekt wird Karelle Tremblay die Tochter des Musikers Leonard Cohen darstellen, der selbst in Montreal geboren wurde. Der Film mit Gabriel Byrne in der Rolle des 2016 verstorbene Singer-Songwriters wird den Titel seines fünftes Albums tragen: "Death of a Ladies’ Man".