Regisseur Jean-Philippe Gaud freut sich über den Publikumspreis für seinen Film "Tazzeka", der das Festival auch eröffnet hatte. Foto: Stefan Weindel
Von Stefan Otto
Mannheim/Heidelberg. Das 67. Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg ist zu Ende. Der Publikumspreis für den beliebtesten Film ging an die französisch-marokkanische Kochkunstkomödie "Tazzeka", die das Festival am 15. November eröffnet hatte. Eine Heidelberger Zuschauerin durfte die Auszeichnung nun an Regisseur Jean-Philippe Gaud überreichen. Als großer Gewinner ging das iranische Drama "Orange Days" aus der Preisverleihung hervor.
In diesem Jahr habe das Festival besondere Frauenfiguren in den Fokus gerückt, erklärte die Jury nach Sichtung der 15 Wettbewerbsbeiträge. Viele dieser Charaktere seien keine klassischen Heldinnen, sondern Heldinnen des Alltags, die ihr Überleben unter widrigen Umständen meisterten. "Unser Grand Newcomer Award gilt einem Film, in dem eine Frau - nicht jung, nicht schön, nicht freundlich - mit all ihrer Kraft versucht, ihr Leben zu leben, und dies in einem Land, in dem dies Frauen nicht ohne Weiteres gestattet ist." Neben dem Hauptpreis, den Hauptdarsteller Ali Mosaffa entgegennahm, erhielt "Orange Days" den Fipresci-Preis der Internationalen Filmkritik und den Preis der Ökumenischen Jury.
Den Talent Award für den besten unkonventionell erzählten Spielfilm erhielt das kanadische Coming-of-Age-Drama "The Fireflies are gone", das sehenswert die Möglichkeiten und Tiefen einer Freundschaft zwischen Mann und Frau illustriert. Der Special Jury Award für eine außergewöhnliche Leistung sowie eine lobende Erwähnung gingen an die Schauspieler Christian Malheiros ("Socrates") aus Brasilien und Vivian Wu ("Dead Pigs") aus China. Der Auswahl der Filme, die beim Festival laufen, liegen die Grundwerte des Humanismus zugrunde, betonte Festivalleiter Michael Kötz. "Damit gewinnt und erhält man sich das Vertrauen des reflektierenden Publikums."
Mit etwa 40.000 verkauften Tickets, ungefähr gleichmäßig auf die beiden Standorte Heidelberg und Mannheim verteilt, und einschließlich des Fachpublikums hochgerechnet rund 50.000 Filmbesuchen insgesamt, habe das Festival 2018 sein Standing als drittgrößtes internationales Filmfestival in Deutschland behauptet.
Die vielen Ortswechsel des Festivals in Heidelberg seien den Besucherzahlen dabei "nicht gerade förderlich", meinte Kötz. Der neue Standort auf dem Messplatz sei so auch erst nach gewissen Anlaufschwierigkeiten richtig angenommen worden, werde jedoch ebenfalls im kommenden Jahr der Festivalschauplatz sein.
Das 68. Internationale Filmfestival, vom 14. bis 24. November 2019, wird das letzte unter Kötz’ Leitung sein. "Dann endet meine vertragliche Vereinbarung mit den beiden Städten", erklärte er. " Ich habe diese wunderbare Aufgabe dann 28 Jahre lang übernommen." Anschließend möchte der 67-Jährige sich auf die Leitung des Ludwigshafener Festivals des deutschen Films konzentrieren, das er 2005 ins Leben gerufen hat.
Wie es nach Kötz’ Abschied mit dem Mannheim-Heidelberger Festival weitergehen wird, bleibt bislang offen. Sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin ist offensichtlich noch nicht gefunden. Dafür, dass das Festival fortgeführt wird, sprachen sich jedoch nun in Mannheim die baden-württembergische Kultusministerin Theresia Bauer, Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz und Heidelbergs Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck einvernehmlich aus.