Ein uniformierter Elvis besucht Bill Haley zu dessen Tournee-Auftakt. Foto: dpa
Daniel Schottmüller über Elvis
Heidelberg. Eigentlich ging es um ein Comeback: Vor 50 Jahren hatte Elvis Presley mit seinem Album "Elvis Country" eine künstlerische Renaissance eingeläutet. In dem Feuilleton-Text, der diese Rückkehr des Königs beleuchtete, erspähte unsere Leserin Inge Hertwig dann aber einen Halbsatz, der sie stutzig werden ließ: Presley habe während seines Militärdiensts Zeit in Heidelberg verbracht. Stimmt das? Als Gästeführerin werde sie oft gefragt, ob Elvis durch die Gassen Heidelbergs gestreift sei, berichtet Hertwig. Bisher habe sie die Frage stets verneint. Es mangele an Beweisen dafür, dass "Private Presley" einen Abstecher in die Stadt unternommen hat. Hat sich daran etwas geändert? Die Recherche gibt unserer Leserin recht. Zwar reiht die "Deutsche Welle" Elvis in eine Phalanx von US-Promis wie Mark Twain, Marilyn Monroe und John Wayne ein, die sich alle von Heidelberg "verzaubern" ließen. Aber im Gegensatz zu den Letztgenannten, die sich in den Gästebüchern des Gasthofs "Zum Roten Ochsen" verewigt haben, fehlt es im Fall Elvis an Belegen. Eine Sackgasse? Nicht ganz.
Es gibt eine Gruppe engagierter Elvis-Fans, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, genau solche Rätsel zu lösen: die Elvis-Presley-Gesellschaft e. V. in Bonn. Auf unsere Anfrage wird in Minutenschnelle reagiert. Tags drauf meldet sich Maria Hesterberg telefonisch – leider mit einer ernüchternden Antwort: In den Archiven der EPG fände sich kein Hinweis darauf, dass der King of Rock’n’Roll Heidelberg beehrt hat. Fast tragisch. Denn verbürgt sei, dass Elvis nicht allzu weit weg war. Hesterberg erwähnt Truppenmanöver, die den Soldaten zwischen 1958 und 1960 in die Wetterau und die Oberpfalz geführt haben. Man könne zudem nachvollziehen, dass Elvis seinen Kumpel Bill Haley in Mannheim besucht habe. "Bekannt ist auch, dass er sich ‚Holiday on Ice‘ in Frankfurt angeschaut hat." Nur von einem Trip nach Heidelberg fehle jede Spur. Heißt das, dass Elvis sicher nie hier war? "Es gibt keine Belege, aber möglich ist alles", verabschiedet sich Hesterberg. Falls sich doch ein Leser mit Beweismaterial melden sollte, bittet sie darum, dass die Elvis-Presley-Gesellschaft informiert wird. Eine Aufgabe, die wir allzu gerne wahrnehmen würden. Daher die Frage: Ist Ihnen vor etwa 60 Jahren ein gut aussehender junger Mann – möglicherweise in Uniform – über den Weg gelaufen? Er könnte beim Verlassen der Stadt mit breitem Ami-Akzent die Worte "Muss i denn" gemurmelt haben ...