Versammelt im Heidelberger Kunstverein: Studierenden und Absolventen von elf Kunsthochschulen setzten sich mit dem Thema Lebensmittel in der Kunst auseinander. Foto: hen
Von Lisa Kauper
Heidelberg. Ein Stück Tier auf unserem Teller nennen wir Fleisch. Lebt das Tier hingegen noch, hat weiches Fell und womöglich tapsige Pfötchen, ist es eine süße Katze. Das Publikum der nur kurz gezeigten Ausstellung zur Wertschätzung von Lebensmitteln im Foyer des Heidelberger Kunstvereins hat sich eindeutig entschieden: Beeindruckt hat die Videoinstallation "Fresh Frozen" von Verena Wippenbeck. Darin ist zu sehen, wie ein Spanferkel zubereitet und genüsslich verzehrt wird. Ekel vor Innereien mischt sich mit den Bildern eines Katzenbabys. Dieser Kontrast verweist auf die Kategorien der Nutz- und Haustiere und auf die Frage, wie der Mensch mit seiner Überlegenheit gegenüber anderen Lebewesen umgehen soll.
Dieses Thema scheint die Besucher mehr zu interessieren als Werke, die sich mit Obst, Gemüse oder Brot beschäftigen. Die Jury für den Kunstpreis setzt hingegen andere Akzente: Der dritte Preis geht an eine Arbeit von Daniel Wrede, die indirekt auf die Wertschätzung von Lebensmitteln verweist. Seine minimalistische Installation besteht aus einem einzigen Material: bunte Streifen aus Kunststoff, die nebeneinander aufgereiht wurden. Kommt man näher, erkennt man die Clips von Brotpackungen, auf denen das Mindesthaltbarkeitsdatum abgedruckt ist. Weltweit wird ein Drittel aller produzierten Lebensmittel weggeworfen.
Mit der Preisverleihung an junge Künstler schafft die durch den Heidelberger Unternehmer Rainer Wild gegründete Stiftung für Fruchtmalerei und Skulptur ein Bewusstsein für den Umgang mit Lebensmitteln. Als Besucher denkt man über das eigene Handeln nach.
Die Arbeiten stammen von Studierenden und Absolventen von elf Kunsthochschulen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sie stellen das Thema Identität durch Lebensmittel dar, verweisen auf politische und ökonomische Zwänge oder fragen danach, wie viel Zeit man sich zum essen nimmt. Der zweite Preis geht an die Installation "White Wonder" von Carmen Schaich. Sie hat eine alte Gurkensorte in extra angefertigte Plexiglasformen hineinwachsen lassen. Diese Gurkensorte ist weiß und erinnert, in Alkohol konserviert, an die Exponate einer anatomischen Sammlung. Die hier gezeigten Gurken im Glas sind genauso essbar wie das Eis am Stiel, welches in der Performance "Cool" von Florian Genzken langsam vor sich hinschmilzt. Das Eis steckt auf einer Pyramide, tropft in ein Gefäß und bildet eine symmetrische Skulptur.
Eis im Schwimmbad kauft man zwischendurch, es rutscht auch mal durch die Finger und landet auf dem Boden, kann aber günstig ersetzt werden. Für diese Arbeit bekommt der jüngste der Bewerber den ersten Preis. Bei der eintägigen Veranstaltung im Kunstverein waren die Künstler selbst anwesend und antworteten auf die Fragen der zahlreichen Besucher.