Von Rainer Köhl
Der Neue Deutsche Jazzpreis ist ein Publikumspreis und den gewannen meist jene, die vom puristischen Jazz weit entfernt waren. Das was auch jetzt nicht anders: Das Bastian Jütte Quartet gewann sehr verdient den mit 10 000 Euro dotierten L-Bank-Bandpreis beim Abschlussabend in der Mannheimer Alten Feuerwache. Freilich war das Jazz, was das Quartett des Schlagzeugers, Komponisten und Bandleaders Bastian Jütte spielte, aber einer von moderner Ausprägung: gleichermaßen poetisch und hip, mit minimalistischen Strukturen bereichert und komplexer Rhythmik. Tanzende Grooves von Bassist Henning Sieverts und Drummer Bastian Jütte, reiche melodische Ornamente von Florian Trübsbach (Altsaxofon) und Pianist Rainer Böhm ergänzten sich mit schönster Raffinesse und Eleganz. Wobei der Pianist sich mit hochvirtuosen Intensivierungen immer wieder in einen Rausch hineinspielte. Nicht umsonst wurde der Pianist, der ebenso wie Jütte an der Mannheimer Musikhochschule studierte, mit dem Signum Communication Solistenpreis ausgezeichnet.
Hochkarätig waren alle drei Bands, die beim Finale antraten: Das Quartett des Saxofonisten Johannes Ludwig allemal. Satt groovender Bass und ein exzellenter Pianist (Andreas Feith) waren eine starke Basis für Johannes Ludwig, der sehr geschmeidig seine Soli vom Lyrischen in soghaften Drive beschleunigte. Als überragender Gestalter präsentierte sich danach Denis Gäbel mit seinem Quartett. Der Tenorsaxofonist gehört längst zu den stärksten Vertretern seines Fachs. Hier nun entwickelte er eine Reife und Meisterschaft, die zum Besten gehört, was man derzeit im Jazz zu hören bekommt.
Kurator war Jacky Terrasson, und der spielte mit seinem Trio am Abend zuvor. Der französische Pianist hat großen Gefallen am Virtuosen. Mit einer speziell für den Neuen Deutschen Jazzpreis zusammengestellten Band eröffnete der Abend: dem Jazzlabor Mannheim-Toulon. Die Saxophonistin Alexandra Lehmler hat den Mannheimer Trompeter Johannes Stange und drei französische Musiker vereint zu fantasievollem Spiel.