Koordiniert die Arbeit von rund 100 Künstlerinnen: Dorothea Paschen, Vorsitzende der Heidelberger Gedok, in der Galerie der Künstlerinnenvereinigung an der Römerstraße vor einem großformatigen Gemälde von Inock Kim-Seifert. Foto: Friederike Hentschel
Von Volker Oesterreich
Heidelberg. 1926 von der Kunstförderin Ida Dehmel gegründet, gilt die Gedok als ältestes und größtes Netzwerk von Künstlerinnen der Sparten Bildende Kunst, Angewandte Kunst, Musik, Literatur und Darstellende Kunst. Die fünf Buchstaben der Organisation stehen für die "Gemeinschaft Deutscher und Oesterreichischer Künstlervereine aller Kunstgattungen". Europaweit hat sie rund 3000 Mitglieder, ca. 100 davon gehören zu der vor 90 Jahren gegründeten Gedok Heidelberg. Den Anstoß zum Regionalverband gab die Musikerin Stephanie Pellissier. Das Jubiläum der Gedok Heidelberg wird mit einer Reihe von Veranstaltungen gewürdigt. Vorsitzende des Regionalverbandes ist die Schauspielerin und ehemalige Kommunalpolitikerin Dorothea Paschen. Im Gespräch mit der RNZ skizziert sie die Arbeitsschwerpunkte.
Frau Paschen, können Sie erkennen, ob ein Kunstwerk von einer Frau oder von einem Mann stammt? Oder anders gefragt: Gibt es spezifisch weibliche Schreib-, Mal- oder Spielweisen?
Bei der Bildenden Kunst kann ich das nicht feststellen, und ich denke, das geht allen so. Bei der Literatur ist es vielleicht etwas anders, wobei Romane, Gedichte, Erzählungen oder Stücke aus so vielen Perspektiven und mit so unterschiedlichen Intentionen geschrieben werden, dass auch in diesem Bereich nicht immer auf den ersten Blick klar ist, ob die Texte von Frauen oder Männern geschrieben wurden.
Die MeToo-Debatte hat große Teile der Kulturszene erfasst. Spüren Sie das auch in der Gedok Heidelberg?
Eher nicht. Wir sind natürlich offen für alle Debatten. Und wenn wir von einem Missbrauchsfall im direkten Umkreis hören würden, wären wir sofort solidarisch. Aber bisher ist uns kein solcher Fall bekannt, zum Glück!
Was tut die Gedok für ihre Mitglieder? Und umgekehrt: Was tun die Mitglieder für die Gedok?
Wir sind eine gemeinnützige Organisation und verstehen uns als "Netzwerkerinnen". Unter diesem Motto steht auch das Jubiläumsprogramm. Es geht darum, dass alle Sparten zueinanderfinden und voneinander profitieren, etwa wenn gemeinsam Performances, Aufführungen, musikalische Darbietungen oder Ausstellungen erarbeitet werden. Wir helfen uns auch gegenseitig beim Hängen der Bilder oder bei der Aufsicht während der Öffnungszeiten unserer Galerie an der Römerstraße. Wir haben ja drei Mal pro Woche geöffnet.
Unter welchen Bedingungen kann man/frau Mitglied werden?
Man muss einen Aufnahmeantrag stellen. In der Bildenden Kunst werden pro Jahr ein bis drei Künstlerinnen aufgenommen. Derzeit stehen aber etwa 20 auf der Warteliste. Eine Jury entscheidet über die Aufnahme, und wir achten darauf, dass auch externe Experten beteiligt werden. Entscheidend ist, wie gearbeitet wird, ob schon ausgestellt wurde, ob Kritiken vorliegen. Bei Schriftstellerinnen fragen wir nach bereits erschienenen Texten. Bei Musikerinnen ist beispielsweise eine CD hilfreich.
Gibt es ein Kuratorium für die Auswahl von Lesungen oder Exponaten?
Ja, auch darüber wird beraten. Von den Neumitgliedern gibt es zunächst Gruppenausstellungen, später wird über Einzelausstellungen gesprochen. Einzelausstellungen laufen bei uns sechs Wochen.
Besonderheit der Gedok Heidelberg ist die eigene Galerie an der Römerstraße 22. Diese Möglichkeit hat nicht jeder Regionalverband - oder?
Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir die Galerie mieten können, bezahlt wird die Miete von Mitgliedsbeiträgen. Vorher hatte hier die Künstlerin Marina Vulkova ihr Atelier, und als sie den Raum nicht mehr nutzen wollte, konnten wir den Vermieter von unserem Galerie-Konzept überzeugen. Wir haben alles selbst renoviert, alles auf ehrenamtlicher Basis.
Tut Heidelberg genug für die zeitgenössische Kunst?
Man kann ja nie genug tun für die Kulturförderung. Heidelberg hat Kulturrichtlinien entwickelt, und das funktioniert ziemlich gut. Natürlich wäre es schön, wenn es städtische Räume in deutlich größerem Rahmen für die Präsentation zeitgenössischer Kunst gäbe. Für unsere Veranstaltungen gibt uns die Stadt einen jährlichen Zuschuss.
Hat sich die Situation für Gedok-Schriftstellerinnen durch die Aufnahme der Literaturstadt Heidelberg ins Unesco-Netzwerk kreativer Metropolen verbessert?
Netzwerkarbeit ist immer sinnvoll: innerhalb der Gedok, aber natürlich auch auf der internationalen Ebene der Literaturstädte. Auf diese Weise haben Schriftstellerinnen die Möglichkeit, besser bekannt zu werden.
Und hier vor Ort?
Wir sind froh, dass wir den Hilde-Domin-Saal der Stadtbücherei zwei Mal pro Jahr für größere Veranstaltungen nutzen können, sind aber weiter auf der Suche nach Kooperationsmöglichkeiten.
Info: www.gedok-heidelberg.de