Für Realschul-Neubau statt Sanierung

Osterburken. Einstimmige Grundsatzentscheidung im Osterburkener Gemeinderat. Jetzt ist Finanzierbarkeit des 8,3-Millionen-Projekts zu klären

08.03.2012 UPDATE: 08.03.2012 09:40 Uhr 3 Minuten, 20 Sekunden
Osterburken. (bg) In einem Grundsatzbeschluss hat sich der Osterburkener Gemeinderat am Dienstag für den Abbruch des maroden Bestandes und den Neubau der Realschule ausgesprochen. Er folgte damit vorbehaltlos einer Empfehlung der Gutachter, die in einer Machbarkeitsstudie von einer Sanierung abraten. Ein Neubau, für den Schätzungen zufolge rund 8,3 Millionen Euro zu investieren wären, sei langfristig die deutlich bessere Lösung als eine Sanierung, für die wenigstens fünf Millionen aufgewendet werden müssten. Ob nun tatsächlich auch gebaut wird, hängt von der Finanzierbarkeit ab, wobei da noch die Frage zu klären ist, ob und in in welcher Höhe Zuschüsse für das noch nicht abgeschriebene Schulgebäude zurückzuzahlen sind. Verbunden mit dem Ja zum Neubau war ein klares Bekenntnis zum Schultyp Realschule in Trägerschaft der Stadt.

Seit Jahren wissen Stadtverwaltung und Gemeinderat, dass für die Realschule in nächster Zukunft tief in die Tasche gegriffen werden muss, um eklatante bauliche Mängel zu beheben.

Wie Bürgermeister Galm in der Ratssitzung am Montag in einem kurzen Rückblick aufzeigte, erfolgte der Bau einer zweizügigen Realschule in den Jahren 1981 und 1982. Das Gebäude wurde aufgrund des zeitlichen Drucks und der engen finanziellen Möglichkeiten in Elementbauweise (Raumzellen in Holztafelbauweise) errichtet und kostete rund fünf Millionen D-Mark.

Notwendig geworden war der Bau im Zuge des Übergangs des Ganztagsgymnasiums in Trägerschaft des Kreises und der gleichzeitigen Übernahme der Trägerschaft der Realschule durch die Stadt Osterburken. Ende der 1980er Jahre folgte ein Erweiterungsbau für 1,25 Millionen DM. Die Schule wird von Anfang an im Ganztagesbetrieb geführt, obwohl sie baulich nicht darauf ausgerichtet ist.

Inzwischen ist die Schule, wie längst bekannt, mit erheblichen baulichen und energetischen Mängeln behaftet, was zu hohen Energieaufwendungen und zu ständigen Reparaturarbeiten insbesondere im Flachdachbereich geführt hat.

Ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten listet denn auch enorme bauliche und energetische Mängel auf. Dach und Fenster sind demnach schadhaft und undicht, der Estrich unter den Fußböden ist gebrochen, der Schallschutz unzureichend, die Nachtspeicherheizung unwirtschaftlich und der Wärmeschutz der gesamten Schule längst nicht mehr akzeptabel.

Erschwerend hinzu kommt laut Gutachten, dass bei einer Sanierung erhebliche Aufwendungen für eine Anpassung an den heutigen Stand des Brandschutzes zu leisten sind. Neben den baulichen, brandschutztechnischen und energetischen Missständen leide die Schule darunter, dass Räumlichkeiten für einen zeitgemäßen Ganztagesbetrieb fehlen.

Vor diesem Hintergrund hatte die Stadt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben, die eine Sanierung und einen Abbruch und Neubau der Realschule beleuchtet. Bürgermeister Galm stellte am Dienstag das Ergebnis vor. In der Studie werden die Mängel am und im Schulgebäude bekräftigt. Den Berechnungen des Architekten zufolge würden sich die Kosten für eine Sanierung auf voraussichtlich rund 5 050 000 Euro belaufen, während für einen Neubau rund 8,3 Millionen aufzuwenden wären.

Wie in der Machbarkeitsstudie herausgestellt wird, wäre ein Neubau unter Einbeziehung aller Argumente "die vernünftigste und langfristig wirtschaftlichste Lösung." Eine Sanierung sei mit einem hohen Kostenrisiko verbunden, und sie löse weder das Problem der fehlenden Räumlichkeiten noch behebe sie funktionale Missstände.

Die Mehrkosten des Neubaus resultierten, so der Architekt, in erster Linie aus dem Mehrwert der notwendigen neu hinzukommenden Funktionsräume wie Aula, Lehrerzimmer, Aufenthaltsräume, Pausenflächen und Toiletten.

Wie Bürgermeister Galm unterstrich, ist ein Neubau letztlich Linie von der Finanzierbarkeit abhängig. Eine wichtige Rolle spiele dabei die Frage, ob und in welcher Höhe die Stadt gewährte Schulbaufördermittel für das "abgängige" Schulgebäude zurückzahlen muss, weil der Abschreibungszeitraum (50 Jahre) noch nicht abgelaufen ist. Laut Regierungspräsidium summieren sich die noch nicht abgeschriebenen Zuschussanteile auf rund 1,5 Millionen Euro.

Nach den derzeit geltenden Schulbauförderrichtlinien wäre für den Neubau eine Förderung in Höhe von drei bis 3,5 Millionen Euro zu erwarten.

Man geht gemäß Geburtenzahlen und unter der Prämisse eines weitgehend gleichbleibenden Übergangsverhaltens spätestens ab dem Schuljahr 2017/18 davon aus, dass die Realschule Osterburken in eine Zweizügigkeit zurückfällt. Für eine zwei- bis dreizügige Schule mit 16 Klassen ergibt sich eine Programmfläche von maximal 1 380 Quadratmetern. Hinzu kämen maximal rund 500 Quadratmeter für den Ganztagesbetrieb.

Der Gemeinderat folgte nach kurzer Aussprache vorbehaltlos den Empfehlungen aus der Machbarkeitsstudie und sprach sich grundsätzlich für einen Realschul-Neubau aus. Nach weiteren planerischen Vorarbeiten soll nun die Aufnahme des Millionen-Projektes in eines der Schulbauförderprogramme der nächsten Jahre beantragt werden. Die endgültige Entscheidung über den Bau wird nach Vorliegen der Entwurfsplanung mit Kostenberechnung und den zu erwartenden Fördersummen getroffen.

Verbunden mit der Entscheidung, bis spätestens 1. Oktober einen Förderantrag für einen Ersatzbau der Realschule einzureichen, war eine Grundsatzentscheidung über die Richtung der Schulpolitik der Stadt Osterburken in ihrer Eigenschaft als Schulträger. Dem Vorschlag der Verwaltung, dass die Stadt ihrer bewährte Funktion als Schulstadt dergestalt fortführt, dass sie die bisherigen Schularten in "Reinform" beibehält, stimmte der Gemeinderat einstimmig zu und legte damit ein klares Bekenntnis für Erhalt der Trägerschaft der Realschule bei der Stadt ab.

Bürgermeister Galm hatte zuvor darauf hingewiesen, dass laut Ministerium bei den Realschulen keine strukturellen Änderungen geplant seien. Andererseits sei der Erwerb der Mittlere Reife künftig auf drei Wegen (Gemeinschaftsschule, Realschule, Werkrealschule) möglich.

Wie Galm in diesem Zusammenhang betonte, könne der Übergang zwischen den einzelnen Schularten durch eine verstärkte Vernetzung hergestellt werden. Dazu hätten bereits Gespräche der Schulleitungen stattgefunden.

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