Heimatliebe auf dem Autokennzeichen

Sinsheim/Buchen. In Sinsheim und Buchen will die Mehrheit der Bürger die alten Kfz-Schilder zurück. Jetzt sieht es ganz gut für sie aus

21.08.2012 UPDATE: 21.08.2012 07:19 Uhr 1 Minute, 26 Sekunden
Dieser 1969er 'Lotus Europa' gehört dem Sinsheimer Rolf Zweydinger. Es ist sein erstes Auto. Der Wagen fährt bis heute mit 'SNH'-Kennzeichen und wird als 'Spielzeug' gut gepflegt. Foto: Kegel
Von Alexander Albrecht

Sinsheim/Buchen. Ralf Bochert hatte den Stein ins Rollen gebracht. Der Volkswirtschaftsprofessor der Hochschule Heilbronn befragte mit seinem Team rund 40.000 Menschen in 176 deutschen Städten zur Wiedereinführung alter Kfz-Kennzeichen. Die Ergebnisse waren eindeutig. Fast überall hatten die Befürworter des Kennzeichenrevivals deutlich die Oberhand. So auch in Sinsheim (64 Prozent dafür) und Buchen (68 Prozent). Ob im Rhein-Neckar- oder im Neckar-Odenwald-Kreis - Verwaltungen und Kommunalpolitiker waren schnell angetan von der Idee. Die alten Schilder seien schließlich gut fürs lokale Marketing und das Image, hieß es.

Sinsheim und Buchen stimmten auch der "Gmünder Erklärung" zu, einem Zusammenschluss von 15 Städten. "Die Altkennzeichen stärken die Identifikation der Bürger mit ihrem Heimatort", ist Roland Burger überzeugt. Der Buchener Bürgermeister freut sich, dass das Bundesverkehrsministerium Städten und Gemeinden künftig freie Hand bei der Wahl der Kfz-Schilder geben will.

"Es sieht ganz gut aus, dass der Bundesrat im September grünes Licht gibt", sagt Burger. Sollte das der Fall sein, können die Länder Kfz-Kennzeichen beantragen - alte wie "SNH" (Sinsheim) und "BCH" (Buchen), die aufgrund von Verwaltungs- oder Gebietsreformen außer Kraft gesetzt worden sind, oder neue.

"Wir haben immer gesagt, dass wir dem Thema nicht im Weg stehen. Wir werden im Bundesrat zustimmen", sagte eine Sprecherin des baden-württembergischen Verkehrsministeriums. Wie das Land die Verordnung gegebenenfalls umsetzen will und wo es Grenzen gibt, werde erst danach entschieden. "Da lässt sich noch nichts sagen."

Erstaunlich ist, dass in beiden Kommunen aus dem Rhein-Neckar-Raum jeweils die jungen Leute, die Gruppe der 16- bis 30-Jährigen, für die Altschilder sind. Das hat die Bochert-Umfrage ergeben. Fraglich ist, ob nur die Menschen in den zwei Städten Interesse an den wieder auflebenden Schildern haben oder auch jene, die bis zur Verwaltungsreform 1973 in den Altkreisen Sinsheim und Buchen gelebt haben.

Dass viele Eschelbronner, Reichartshausener oder Neckarbischofsheimer "SNH" zurückhaben wollen, gilt als eher unwahrscheinlich. Anders ist es bei "BCH". Hier geht die Identifikation über die Stadtgrenzen hinaus. Rund 60 Prozent der Bewohner des Altkreises Buchen votierten für die Wiedereinführung des "BCH"-Schildes. Roland Burger geht nicht davon aus, dass durch die Umstellung zusätzliche Kosten entstehen. "Das bedarf ja nur einem Registereintrag in den Zulassungsstellen", sagt er. Spannend ist die Frage, wie viele Menschen tatsächlich "BCH" beantragen würden. "Es wird sicher einige Erdverbundene geben", meint Burger.