Geothermie in Brühl: Kein Vergleich mit Landau?
Der Betreiber der geplanten Anlage in Brühl halten Vergleiche mit Landauer Projekt für ungerechtfertigt - Rechtsstreit zehrt an den Nerven

Brühl. Es herrscht eine fast schon gespenstische Ruhe auf dem Gelände des geplanten Geothermiekraftwerks in Brühl. Gearbeitet wird hier schon seit Monaten nicht mehr. "Ein äußerst unbefriedigender Zustand", sagt Friedrich H. Bill, Geschäftsführer von GeoEnergy. Rund 22,5 Millionen Euro habe das Karlsruher Unternehmen bislang in die Anlage investiert. Doch statt nun endlich die Energie aus der Erdkruste zu gewinnen, beschäftigt das Geothermiewerk die Gerichte.
Dabei ist Bill weiterhin zutiefst davon überzeugt, dass der Standort Brühl für die Pläne des Unternehmens "hochattraktiv" ist. Ein Fördertest im vergangenen Frühjahr ergab eine Fließmenge von 60 bis 70 Liter rund 150 Grad heißen Wassers pro Sekunde. "Dafür haben wir nicht einmal eine Pumpe gebraucht", so Bill. Auch das Verpressen des Wassers in den Untergrund verlief ohne Schwierigkeiten beziehungsweise Erderschütterungen - immerhin drei Millionen Liter bei etwas weniger als 30 bar.
Eine von zwei Bohrungen ist wie geplant in einer vertikalen Tiefe von 3285 Metern angelangt. Das zweite Bohrloch hat eine Tiefe von 470 Metern. Und eigentlich, so Bill, "könnten wir weitermachen". Der Bohrgenehmigung seitens des Freiburger Bergamtes stünde nichts mehr im Wege, "und die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens steht für das Unternehmen außer Frage". Doch werde das Geld für die Investitionskosten - weitere neun bis zehn Millionen Euro - derzeit vom Mutterunternehmen, der FISI GmbH, zurückgehalten.
"Rechtsunsicherheiten sind Investitionen nicht gerade förderlich", erklärt Bill. Knackpunkt ist ein Zusatzgelände, das GeoEnergy nur für die damals geplante Bohrphase bis Ende 2012 von der Gemeinde gepachtet hat. Es ist unstrittig, dass der im Pachtvertrag festgelegte Räumungstermin abgelaufen ist. Daran sei GeoEnergy jedoch nur zu einem geringen Anteil schuld, so Bill.
"Das Unternehmen konnte 2008 ja unmöglich wissen, dass sich das Bergamt für die Prüfung der Anträge drei Jahre lang Zeit nimmt, sodass wir erst 2011 mit der ersten Bohrung starten konnten", sagt er. Dennoch bekam die Gemeinde mit ihrer Räumungsklage in erster Instanz vor dem Landgericht Mannheim recht. Eine Revision ist beim Oberlandesgericht Karlsruhe anhängig. Ausgang ungewiss. Das juristische Prozedere zehrt an Bills Nerven. "Das Schönste wäre, wir könnten uns außergerichtlich mit der Gemeinde einigen", hofft der GeoEnergy-Geschäftsführer. Eine Hoffnung, die angesichts der Zerstrittenheit der Bürger und des Gemeinderats in Brühl wohl nur ein Wunsch bleiben wird.
Nachdem der Betrieb des Erdwärmekraftwerks in Landau für kleinere Erdbeben verantwortlich gemacht wurde, kühlte auch die Begeisterung für die Anlage in der Hufeisengemeinde merklich ab. Im Brühler Gemeinderat stehen nur noch Bürgermeister Ralf Göck und seine Parteifreunde von der SPD als einzige der vier Fraktionen hinter dem Projekt. Das, obwohl mit dem möglichen Aus für das Geothermiewerk Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe auf die Kommune zukommen könnten. Dass das Brühler mit dem Landauer Projekt gelegentlich gleichgesetzt wird, ist aus Sicht von Bill und dem Leiter der Exploration bei GeoEnergy, Ulrich Lotz, "völlig ungerechtfertigt".
Die Brühler Anlage ist nach Meinung der beiden Verantwortlichen wesentlich sorgfältiger geplant worden als jene in der Pfalz. Das verdeutliche schon ein Blick auf die Zahlen. "In Brühl sind Investitionen in einer Größenordnung von insgesamt 50 bis 60 Millionen Euro geplant. In Landau wurden bis zur Fertigstellung 2007 lediglich 25 Millionen Euro investiert", so Lotz. Wenn man die dortige Bohrung nach dem aktuellen Stand der Technik gemacht hätte, wäre nichts passiert, ist er sich sicher.
In Brühl sei das Bohrloch bis in eine Tiefe von 470 Metern vierfach "abgeschirmt" worden. "Zwei ineinander verlaufende Stahlrohe und zwei zusätzliche Betonschichten schützen das Grundwasser und verhindern, dass Wasser in eine Anhydritschicht sickert", erklärt Lotz. Das sei deshalb wichtig, da das Mineral Anhydrit mit Wasser aufquille und, wie beim Geothermiewerk in Staufen geschehen, an der Oberfläche zu Bodenhebungen führt. In Brühl findet sich Anhydrit laut GeoEnergy erst ab einer Tiefe von 1000 Metern.
Darüber liege eine ein Kilometer lange Schicht Gestein, die ein Aufquillen unmögliche mache. "Der Quelldruck reicht nicht aus, um dieses Gestein anzuheben", sagt Bill. Insgesamt bewertet er die Landauer Bauweise als "ziemlich riskant". Trotz des Rechtsstreits lässt der Geschäftsführer von GeoEnergy keinen Zweifel daran, dass das Unternehmen weiterbohren will. "Sollten wir mit der Revision keinen Erfolg haben, müssten wir halt den Bohrplatz auf die uns noch zur Verfügung stehende Pachtfläche umbauen", sagt Bill. Es dauere dann eben alles etwas länger, doch die Zeitverzögerung werde das Brühler Geothermiewerk sicher nicht verhindern.