Hintergrund

16.06.2021 UPDATE: 16.06.2021 06:00 Uhr 59 Sekunden

> Saint-Gobain steht für eine Zeit, als in dem Traditionsunternehmen am Altrhein Spiegel gefertigt wurden. Fast 170 Jahre lang ununterbrochen. Viele Generationen verdienten in der "Spiggl", wie sie genannt wird, ihr Brot, lebten in der näheren Umgebung oder kamen aus der Region zur Arbeit. Die am 11. Juni 1853 gegründete Fabrik steht für den Ruf Mannheims als Industriestadt. Gründer waren die Brüder August und Eugen Chevandier aus Paris.

Anfangs wurde auf dem Gelände und der dazugehörigen Siedlung nur französisch gesprochen, rund 400 französische Gastarbeiter wohnten und arbeiteten hier. Sie waren mit ihren Familien überwiegend aus Lothringen gekommen – von der Glashütte Saint-Quirin. Die Fabrikation von Spiegel war damals in Deutschland unbekannt, da waren die Gastarbeiter und ihre Familien willkommen. Hier am Altrhein gab es viel Sand sowie Kalk aus den nahe gelegenen Sodafabriken. Beides wurde für die Herstellung von Spiegeln gebraucht.

Die Spiegelmanufaktur Waldhof AG war geboren. Später wurde daraus Saint-Gobain Glass Deutschland, eine deutsche Tochtergesellschaft des französischen Glasherstellers. Das Werk stellte zuletzt Spezialglas her. Für Türen, Fenster, Duschkabinen, später Fotovoltaik Anlagen und Sonnenkollektoren. Doch dann machte die chinesische Konkurrenz die Fotovoltaik-Produktion in Mannheim unwirtschaftlich. In der Hochzeit des Unternehmens wurden hochwertige Spiegel aus Mannheim überall nach Europa exportiert. Sogar der bayrische König Ludwig II. ließ seine Schlösser Herrenchiemsee und Lindenhof damit ausstatten.

Ab 1852 entstand neben dem Bau der Spiegelfabrik eine kleine Kolonie mit 19 Wohnblöcken für die Arbeiter und ihre Familien. In der Rue de France wurde Sepp Herberger am 28. März 1897 geboren. Eine Gedenktafel an der Hauswand des einzigen erhalten gebliebenen Blocks erinnert heute noch daran. boo