Verkehr

Der Anfang ist gemacht - Abschnitt von Pendler-Radroute frei

Nach langer Planung und Vorbereitung wird es konkret mit der ersten Pendler-Radroute in Rheinland-Pfalz - zumindest auf einem Teilabschnitt. So manchem ging das aber nicht schnell genug.

29.11.2024 UPDATE: 29.11.2024 15:41 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden
Fahrradfahrer (Symbolbild)
Die Rad-Pendlerrouten sollen den Umstieg aufs Rad attraktiver machen, für Pendler, für Schüler oder Studenten (Symbolbild).

Bingen/Mainz (dpa/lrs) - Mit einem 18 Kilometer langen Teilstück ist ein erster Abschnitt der Rad-Pendlerroute von Bingen nach Mainz in Rheinhessen freigegeben worden. Damit nimmt der geplante Bau eines Netzes an solchen Verbindungen nach Jahren der Vorbereitung konkrete Form an.

"Der heutige Termin ist ein ganz besonderes Highlight für den Radverkehr in Rheinland-Pfalz", sagte Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP) bei der Freigabe in Bingen. Mit gut ausgebauten Radwegen und gerade mit den Pendler-Radrouten werde Bürgern eine vielfältige Mobilität ermöglicht, es werde in den Klimaschutz im Verkehrssektor investiert und Rheinland-Pfalz werde dadurch touristisch attraktiver.

Zweiter Abschnitt soll ab 2025 entstehen

Freie Fahrt gibt es fortan zunächst vom Binger Hauptbahnhof bis zum Haltepunkt Ingelheim-Heidesheim. Insgesamt soll sich diese Route mal über mehr als 30 Kilometer erstrecken. Der zweite Abschnitt von Heidesheim bis zum Mainzer Hauptbahnhof soll laut Landesbetrieb Mobilität (LBM) dann von 2025 an nach und nach realisiert werden. Der Binger Oberbürgermeister Thomas Feser (CDU) sieht darin ein "Pilotprojekt mit landesweiter Strahlkraft".

Das Land hat in den Ausbau des ersten Abschnitts knapp 1,1 Millionen Euro gesteckt, darunter sind Kosten für eine Machbarkeitsstudie der Pilotstrecke, die das Land komplett zahlte. Die Stadt Bingen trug etwa 570.000 Euro dazu bei, Ingelheim rund 199.000 Euro und der Landkreis Mainz-Bingen ungefähr 83.000 Euro. Die Gesamtkosten des Abschnitts liegen laut Ministerium bei rund 1,93 Mio. Euro.

Es wurden an einigen Stellen vorhandene Radwege verbreitert, Fahrbahnmarkierungen angebracht, Schilder aufgestellt und auch Abschnitte neu gebaut. Begonnen hatten die Arbeiten im Jahr 2020. Grüne Markierungen und Piktogramme sowie Infotafeln kennzeichnen die Strecke.

ADFC wünscht sich mehr Tempo

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) in Rheinland-Pfalz hält den Ausbau der Routen für zu langsam. "Beispielsweise liegt die Machbarkeitsstudie zur Pendler-Radroute Mainz-Bingen schon seit 2016 vor." Erst acht Jahre später erfolge die Eröffnung eines ersten Teilabschnittes. Die anderen Routen befänden sich zum Teil noch immer im Planungsstudium. Man wünsche sich eine deutlich schnellere Realisierung, so der ADFC.

Insgesamt sind in Rheinland-Pfalz sieben Korridore für solche Routen vorgesehen, sie wurden bereits im Jahr 2014 ausgeguckt. Das sind neben der Strecke Bingen-Mainz Abschnitte am Oberrhein zwischen Karlsruhe in Baden-Württemberg beziehungsweise dem rheinland-pfälzischen Wörth und Worms, von Konz über Trier nach Schweich, von Neustadt an der Weinstraße nach Landau, von Koblenz nach Norden bis zur Grenze nach Nordrhein-Westfalen, von Koblenz nach Süden bis nach Boppard sowie von Kaiserslautern bis nach Landstuhl.

Die Auswahl der Korridore war Folge einer Studie. Diese schaute, wo bedeutende Ziele für den Berufs- und Ausbildungsverkehr sind, also etwa große Arbeitsplatzschwerpunkte, Stadtzentren, Gewerbegebiete, Hochschulen, Verwaltungsstandorte und Bahnhöfe, wo also ein hohes Nutzerpotenzial für die Routen gesehen wird. Verlaufen sollen die Routen möglichst auf bereits vorhandener Infrastruktur. 

Fahrradclub: Zahl der E-Bikes und Pedelecs dürfte steigen

Bei der Entwicklung, Planung und Umsetzung der Routen arbeiten Land und Kommunen zusammen, Machbarkeitsstudien finanziert das Land zu 80 Prozent, für Bau und Unterhaltung sind die jeweiligen Baulastträger zuständig. Beratend zur Seite steht den Kommunen der Landesbetrieb Mobilität Rheinland­-Pfalz (LBM). 

Der ADFC hält es für fraglich, ob die Routen auch für den zukünftigen Bedarf des Radverkehrs ausreichend sein werden. Möglicherweise müsse bei der Ausgestaltung der Wege, beispielsweise bei den Breiten der Wege, noch nachgebessert werden. Grundsätzlich hält der Fahrradclub den Bau der Radrouten aber für sehr sinnvoll. Sie dienten dem schnellen Verkehr von Radpendlern. 

Damit erfüllten sie "ein wichtiges Bedürfnis, welches bisher nur sehr unzureichend befriedigt wird". Die steigende Zahl an E-Bikes und Pedelecs dürfte das Radpendeln auch über längere Strecken für immer mehr Menschen attraktiv werden lassen, erklärte der ADFC weiter.

Für mehr Tempo ist auch die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Jutta Blatzheim-Roegler. "Alle sieben projektierten Routen sollen laut Koalitionsvertrag bis 2026 in Bau oder fertiggestellt sein. Land und Kommunen sollten sich kräftig ins Zeug legen, damit diese schnellen und klimafreundlichen Routen so rasch wie möglich Realität werden."

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