Plus Solarmodule

Strom kann auch vom kleinsten Balkon kommen

Kleine Solarmodule zum direkt in die Steckdose stecken sind heiß begehrt. Vor der Installation gilt es aber einige Regeln zu beachten.

28.08.2022 UPDATE: 28.08.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 58 Sekunden
Die kleinen Module könnten die jährlichen Stromkosten um bis zu 100 Euro senken. Foto: indielux/dpa

Die Informationen in diesem Artikel könnten veraltet sein. Lesen Sie hierzu auch den aktuellen Artikel zum Thema.


Von Theo Westermann, RNZ Stuttgart

Stuttgart. Die Aussicht auf kostenlose Zusatzenergie für die eigenen vier Wände lockt in diesen Zeiten: Es gibt einen Ansturm von Haus- und Wohnungseigentümern, aber auch Mietern auf kleine selbstzumontierende Solaranlagen mit einer Leistung von bis zu 600 Watt. Eine finanzielle Förderung aus irgendwelchen Fördertöpfen ist dabei die Ausnahme, wie es einer Antwort des Umweltministeriums in Stuttgart an den nachfragenden SPD-Landtagsabgeordneten Jonas Weber (Rastatt) zu entnehmen ist.

Was ist der Vorteil einer Stecker-Solaranlage? Die Stromersparnis im eigenen Haushalt. Der Strom aus dem Solargerät mit in der Regel 600 Watt Leistung fließt in die Steckdose am Balkon oder Terrasse, Dach, Außenwand – je nach möglichem Installationsort – und von dort zu sämtlichen elektrischen Geräten, die an anderen Steckdosen im Haus oder der Wohnung hängen und Strom verbrauchen. Es somit wird weniger Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen. Reicht der Strom aus der Klein-Solaranlage nicht für den Betrieb der Geräte aus, kommt Strom vom Versorger aus dem Netz hinzu. Je nach Standort und Ertrag der Anlage sowie den örtlichen Stromkosten kann dies eine Kosteneinsparung von etwa 50 bis 100 Euro im Jahr bringen.

Was sind die wichtigsten Regeln, die man beachten muss? Wenn die Stecker-Solaranlage ans Stromnetz angeschlossen werden soll, gibt es eine Pflicht zur Registrierung im Marktstammdatenregister sowie die Pflicht zur Anmeldung beim Netzbetreiber. Das Marktstammregister wird von der Bundesnetzagentur geführt, dort müssen alle Photovoltaikanlagen, Batteriespeicher und Blockheizkraftwerke eingetragen werden. Zusätzlich muss noch eine sogenannte Konformitätserklärung beim Netzbetreiber abgegeben werden, dies bedeutet, dass die technischen Voraussetzungen zum Anschluss erfüllt sind. Außerdem wird die Verwendung einer Energiesteckdose, beziehungsweise Einspeisesteckdose, vorgegeben. In manchen Fällen wird auch ein Zählertausch verlangt.

Auch interessant
Sandhausen: Physiklehrer zeigt, wie man Strom "selber machen kann"
Kraftwerk auf dem Balkon: Solaranlagen mit Stecker für Mieter

Was erschwert den Kauf oder die Installation von Stecker-Solarmodulen? Manch einschlägiger Onlinehändler verweist auf Lieferschwierigkeiten und lange Lieferfristen. Teilweise gibt es Wartezeiten von mehreren Monaten, berichten Kaufwillige unserer Redaktion. Die Landesregierung verweist zudem auf "häufig vom Bürger vorgebrachte Einwendungen". Diese beziehen sich auf den von Netzbetreibern vorgegebenen Zählertausch und den Meldeaufwand im Marktstammdatenregister. Wenn eine Stecker-Solaranlage an das Stromnetz angeschlossen wird, ist der Einsatz eines herkömmlichen Ferraris-Stromzählers (mit der sich drehenden Aluminiumscheibe) ohne Rücklaufsperre nicht zulässig. Ein Zählertausch ist demnach aber nicht notwendig, wenn bereits ein Zweirichtungszähler oder ein Zähler mit Rücklaufsperre vorhanden ist, so das Umweltministerium.

Wie hoch sind die Kosten, wenn ein moderner Einrichtungs- oder Zweirichtungszähler installiert werden muss? Das hängt stark von den lokalen Gegebenheiten ab und den Regelungen der einzelnen Stadtwerke und Netzbetreiber ab. Es muss aber mit einem Betrag um die 100 Euro gerechnet werden. Zum Vergleich: Eine Stecker-Solaranlage liegt im Preis zwischen 400 und 1200 Euro. Das Umweltministerium weist aber darauf hin, dass der Anlagenbetreiber das Recht hat, sich auf dem Markt einen alternativen Messstellenbetreiber frei auszuwählen, der eventuell diese Dienstleistung günstiger anbietet als der eigentliche Netzbetreiber.

In der Regel verlangen die Netzbetreiber für die Stecker-Solaranlage den Einbau einer Einspeisesteckdose (Wielandsteckdose) durch einen Elektrofachbetrieb. Warum? Das Land verweist auf vorgegebene technische Normen aus Sicherheitsgründen, damit soll unter anderem gewährleistet werden, dass aktive leitfähige Teile nicht berührbar sind. Die Landesregierung befürworte, dass sich die Netzbetreiber mit ihren Vorgaben an der gültigen Normung orientieren, heißt es in der Antwort der Landesregierung an den SPD-Abgeordneten Weber. Diese Normung werde regelmäßig aktualisiert und spiegele damit den Stand der Technik wider.

Gibt es eine Förderung vom Land oder von den Kommunen? Auf Landesebene nicht. In anderen Bundesländern gab es nur in Schleswig-Holstein ein Förderprogramm, das aber ausgelaufen ist. In verschiedenen Städten in Baden-Württemberg gibt es eine Förderung, nämlich in Stuttgart, Freiburg, Kornwestheim, Lörrach, Ludwigsburg, Schwaikheim und Weinheim. Die Förderung schwankt zwischen 100 und 200 Euro, am großzügigsten ist Ludwigsburg mit 300 Euro. In Heidelberg wird es entsprechende Zuschüsse ab dem 1. September geben. Den Netzbetreibern selbst ist eine Förderung dieser Anlagen aus europarechtlichen Gründen nicht möglich.

Gibt es für den Strom, der ins Netz eingespeist werden kann, eine Vergütung? Theoretisch wäre das möglich, praktisch scheint es aber das reguläre Vorgehen vieler Netzbetreiber im Land zu sein, nichts zu zahlen. Die Landesregierung erklärt dies auch damit, dass die Netzbetreiber auf das Drängen der Landesregierung online ein vereinfachtes Anmeldeformular bereithalten, in dem der freiwillige Verzicht auf eine Einspeisevergütung vorgesehen ist. Sollte die Anlage mehr Strom produzieren, als im Haushalt verbraucht wird, geht der Strom ins allgemeine Stromnetz. Wer dafür nicht auf eine Vergütung verzichten will, für den wird es etwas komplizierter. Für ihn steht das Anmeldeverfahren für sogenannte Erzeugungsanlagen offen. Allerdings ist zu überlegen, ob sich für die geringe Strommenge der Aufwand lohnt.