Unwetter überflutete die Straßen (plus Fotogalerie)
In Wilhelsmfeld und Schönau gab es für die Feuerwehr viel zu tun.

Von Sabrina Lehr und Christoph Moll
Region Heidelberg. 86 Liter – so viel Regen fiel in Wilhelmsfeld am Mittwoch auf den Quadratmeter. Für ganz Deutschland war dies ein Rekord – und dieser hatte unschöne Folgen. "Ich kann nur sagen, dass ich das in Wilhelmsfeld noch nicht erlebt habe", berichtet zum Beispiel Tom Böhm, der seit 23 Jahren im Luftkurort lebt. "Diese Wassermassen waren zu viel." Das Wasser schoss über Straßen und drückte aus der Kanalisation heraus, die die Mengen nicht mehr fassen konnte. Dadurch löste sich in einigen Straßen der Asphalt. "Die Kanalisation war so überlastet, dass das Wasser sogar in Gebäuden aus Bodenabläufen ins Gebäude reinlief", so Böhm. Aber nicht ausschließlich der Luftkurort war betroffen.
> In Wilhelmsfeld lag der Schwerpunkt des Unwetters. "Das war krass – so viel Wasser hatten wir noch nie", sagt auch der neue 35-jährige Feuerwehrkommandant Mirco Helfrich. Er war am Mittwochabend in einer Doppelfunktion im Einsatz, denn er ist seit zehn Jahren auch Mitarbeiter des örtlichen Bauhofs. Dieser war ab etwa 19.30 Uhr im Einsatz, da mehrere schwere Gullydeckel im Tannenweg herausgespült wurden. Diese konnten trotz ihres hohen Gewichts wegen der großen drückenden Wassermassen nicht wieder eingesetzt werden, sondern mussten zunächst auf die Seite gelegt werden. Da sah es aber noch nicht nach einem allzu großen Einsatz aus, da der Regen zwischenzeitlich wieder nachgelassen hatte. Doch der große Wolkenbruch sollte noch kommen. "Dann hat es richtig angefangen", sagt Helfrich. Das Wasser schoss die steilen Straßen – und davon gibt es im Luftkurort einige – herunter. "Das waren keine Straßen mehr, sondern Flüsse", so Helfrich. Und diese rissen Geröll aus dem Wald und nicht befestigten Grundstücken mit. Die Feuerwehr wurde alarmiert, um mit 16 Einsatzkräften die vier Mitarbeiter des Bauhofs zu unterstützen. "Es gab sehr viel aufzuräumen", berichtet Helfrich. "Die Straßen waren voller Geröll und Schlamm." Der Abraum wurde mit Schaufeln und dem Radlader des Bauhofs beseitigt. An der Neuen Mühle wurde eine Straße unterspült und musste gesperrt werden. An vielen Stellen lösten sich obere Asphaltschichten. Auch mehrere Keller standen unter Wasser. Deren Anzahl habe sich aber in Grenzen gehalten.
> In Schönau mutierte die Adam-Remmele-Straße in Altneudorf zum reißenden Fluss – weil der eigentlich kleine Hilsbach durch den Regenguss deutlich über seine Ufer getreten war und sich das Wasser in der Senke sammelte. Als die Feuerwehr um kurz vor 21 Uhr mit rund 30 Einsatzkräften eintraf, war die Straße ab der Abzweigung zum Friedhof bis hin zur Abzweigung des Fahrradwegs vollständig überflutet. Doch die Truppe um Abteilungskommandantin Annette Klingmann kennt sich aus an der Stelle, an der "alle paar Jahre" die Straße überflutet wird: "Um das Wasser kontrolliert abfließen zu lassen, öffneten wir sämtliche Kanaldeckel entlang der betroffenen Strecke", heißt es von der Wehr. Doch für die Helfer blieb noch mehr zu tun. Klingmann berichtet, dass der Friedhof überspült und mehrere Keller entlang der Straße mit Wasser vollgelaufen waren. Letztere wurden leergepumpt – auch mit Hilfe der Schönauer Wehr, die neben mehreren vollgelaufenen Kellern und verstopften Rechen im Stadtgebiet auch im Ortsteil anpackte. Am Altneudorfer Friedhof musste auf die Straße gespülter Kies notdürftig beiseite gekehrt werden. Das ganze dauerte bis in die Nacht: Kurz nach 1 Uhr war Feierabend für die Feuerwehr.
> In Dossenheim sorgte der Starkregen um den Rathausplatz und die Kirchstraße für Ärger: In die Keller von vier Häusern drang das Wasser ein – so stark, dass es sich teils von unten durch die Rohre an die Oberfläche drückte. Auch hier sorgte die Feuerwehr "für Entlastung im Kanalsystem", reinigte Rechen und pumpte Wasser ab. Fast schon zufällig wurde indes bemerkt, dass auch am Bauhof in der Gerhart-Hauptmann-Straße Wasser eingedrungen war. Auch hier kamen die Wasserpumpen und -sauger zum Einsatz. Bis 3 Uhr dauerten die Einsätze im Ortsgebiet. Darauf begrenzt waren die Dossenheimer Einsatzkräfte nicht: Sie halfen auch in Heddesheim, wo der Regen "eine Vielzahl an Einsatzstellen" verursacht hatte.
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> In Heiligkreuzsteinach erinnern sich viele noch gut an den Starkregen, der im Mai vergangenen Jahres den Ort flutete und damals großen Schaden verursachte. Diesmal ging es aber für das Dorf glimpflicher aus: Feuerwehrkommandant Florian Koessler hat in seiner Unwetterbilanz lediglich einen umgestürzten Baum auf der Kreisstraße 4123 (K 4123) und einen vollgelaufenen Keller, der abends von fünf Einsatzkräften ausgepumpt wurde.