Friedhof Altneudorf sieht nach Unwetter "verheerend aus" (plus Fotogalerie)
In Schönau und Wilhelmsfeld wird ab Montag repariert, was der Starkregen verwüstet hat. Eine Messstation verzeichnete einen Rekordwert.

Schönau/Wilhelmsfeld. (lesa) Es glich wohl schon fast Sintfluten, was am Mittwochabend vom Himmel kam und vor allem Wilhelmsfeld und Schönau kräftig unter Wasser setzte. Offizielle Messstationen wiesen 86 Liter Regen auf den Quadratmeter in Wilhelmsfeld aus – Rekordwert in Deutschland.
Doch zumindest laut einer privaten Messstation eines RNZ-Lesers aus Schönau war es im Nachbarort sogar noch mehr: 100,1 Liter Wasser auf den Quadratmeter zeigte dessen Wetterstation am Mittwoch gegen 23 Uhr. Rekord in der Region. Und Rekord für ihn: "Das ist auch der höchste von mir jemals gemessene Wert.
So oder so: Der gefallene Niederschlag wird auch vom Deutschen Wetterdienst als "sehr stark" eingestuft – sodass es kein Wunder ist, dass der Starkregen die betroffenen Kommunen auch in der kommenden Woche noch beschäftigen wird.
> In Schönau, wo der Friedhof des Ortsteils Altneudorf überspült wurde, ist das große Aufräumen und Reparieren am Montag geplant. Gerade die Wege am Urnengräberfeld hat es "massivst" getroffen und tief ausgespült, sagt Bürgermeister Matthias Frick nach einer eigenhändigen Bestandsaufnahme per Drohnenflug. Glücklich sei der Umstand, dass lediglich zwei Gräber leicht beschädigt wurden. "Es sieht aber verheerend aus", so der Rathauschef, der mit Stolz auf seinen Bauhof aber auch sagt: "Es ist viel zu tun, aber das kriegen wir hin." Material wurde beschafft, zudem bei der Versicherung nachgefragt, ob hier eventuell ein Leistungsfall vorliegt.
> In Wilhelmsfeld steht die große Schadensaufnahme ebenfalls am Montag an. Hier hat der Regen wie berichtet sogar Straßen beschädigt – etwa Im Grund und nahe des Buswendeplatzes. Ganz zu schweigen von den Massen an vom Wald heruntergespültem Schotter und Erdreich, worum sich der Bauhof aber bereits am Mittwochabend gekümmert hat. "Wir werden uns am Montag zusammensetzen und besprechen, dass die Schäden im Laufe der Woche abgearbeitet werden", so Bürgermeister Tobias Dangel, der aber nach einem Rundgang im Ort sagt: "Zum Glück sind die Schäden nicht ganz so groß." Er geht nach aktuellem Stand davon aus, dass diese der Bauhof selbst beheben kann und keine Fremdfirma hinzugezogen werden muss.
Update: Freitag, 30. Mai 2025, 20 Uhr
Unwetter überflutete die Straßen
In Wilhelmsfeld und Schönau gab es für die Feuerwehr viel zu tun.
Von Sabrina Lehr und Christoph Moll
Region Heidelberg. 86 Liter – so viel Regen fiel in Wilhelmsfeld am Mittwoch auf den Quadratmeter. Für ganz Deutschland war dies ein Rekord – und dieser hatte unschöne Folgen. "Ich kann nur sagen, dass ich das in Wilhelmsfeld noch nicht erlebt habe", berichtet zum Beispiel Tom Böhm, der seit 23 Jahren im Luftkurort lebt.
"Diese Wassermassen waren zu viel." Das Wasser schoss über Straßen und drückte aus der Kanalisation heraus, die die Mengen nicht mehr fassen konnte. Dadurch löste sich in einigen Straßen der Asphalt. "Die Kanalisation war so überlastet, dass das Wasser sogar in Gebäuden aus Bodenabläufen ins Gebäude reinlief", so Böhm. Aber nicht ausschließlich der Luftkurort war betroffen.
> In Wilhelmsfeld lag der Schwerpunkt des Unwetters. "Das war krass – so viel Wasser hatten wir noch nie", sagt auch der neue 35-jährige Feuerwehrkommandant Mirco Helfrich. Er war am Mittwochabend in einer Doppelfunktion im Einsatz, denn er ist seit zehn Jahren auch Mitarbeiter des örtlichen Bauhofs. Dieser war ab etwa 19.30 Uhr im Einsatz, da mehrere schwere Gullydeckel im Tannenweg herausgespült wurden. Diese konnten trotz ihres hohen Gewichts wegen der großen drückenden Wassermassen nicht wieder eingesetzt werden, sondern mussten zunächst auf die Seite gelegt werden. Da sah es aber noch nicht nach einem allzu großen Einsatz aus, da der Regen zwischenzeitlich wieder nachgelassen hatte. Doch der große Wolkenbruch sollte noch kommen. "Dann hat es richtig angefangen", sagt Helfrich. Das Wasser schoss die steilen Straßen – und davon gibt es im Luftkurort einige – herunter. "Das waren keine Straßen mehr, sondern Flüsse", so Helfrich. Und diese rissen Geröll aus dem Wald und nicht befestigten Grundstücken mit. Die Feuerwehr wurde alarmiert, um mit 16 Einsatzkräften die vier Mitarbeiter des Bauhofs zu unterstützen. "Es gab sehr viel aufzuräumen", berichtet Helfrich. "Die Straßen waren voller Geröll und Schlamm." Der Abraum wurde mit Schaufeln und dem Radlader des Bauhofs beseitigt. An der Neuen Mühle wurde eine Straße unterspült und musste gesperrt werden. An vielen Stellen lösten sich obere Asphaltschichten. Auch mehrere Keller standen unter Wasser. Deren Anzahl habe sich aber in Grenzen gehalten.
> In Schönau mutierte die Adam-Remmele-Straße in Altneudorf zum reißenden Fluss – weil der eigentlich kleine Hilsbach durch den Regenguss deutlich über seine Ufer getreten war und sich das Wasser in der Senke sammelte. Als die Feuerwehr um kurz vor 21 Uhr mit rund 30 Einsatzkräften eintraf, war die Straße ab der Abzweigung zum Friedhof bis hin zur Abzweigung des Fahrradwegs vollständig überflutet. Doch die Truppe um Abteilungskommandantin Annette Klingmann kennt sich aus an der Stelle, an der "alle paar Jahre" die Straße überflutet wird: "Um das Wasser kontrolliert abfließen zu lassen, öffneten wir sämtliche Kanaldeckel entlang der betroffenen Strecke", heißt es von der Wehr. Doch für die Helfer blieb noch mehr zu tun. Klingmann berichtet, dass der Friedhof überspült und mehrere Keller entlang der Straße mit Wasser vollgelaufen waren. Letztere wurden leergepumpt – auch mit Hilfe der Schönauer Wehr, die neben mehreren vollgelaufenen Kellern und verstopften Rechen im Stadtgebiet auch im Ortsteil anpackte. Am Altneudorfer Friedhof musste auf die Straße gespülter Kies notdürftig beiseite gekehrt werden. Das ganze dauerte bis in die Nacht: Kurz nach 1 Uhr war Feierabend für die Feuerwehr.
> In Dossenheim sorgte der Starkregen um den Rathausplatz und die Kirchstraße für Ärger: In die Keller von vier Häusern drang das Wasser ein – so stark, dass es sich teils von unten durch die Rohre an die Oberfläche drückte. Auch hier sorgte die Feuerwehr "für Entlastung im Kanalsystem", reinigte Rechen und pumpte Wasser ab. Fast schon zufällig wurde indes bemerkt, dass auch am Bauhof in der Gerhart-Hauptmann-Straße Wasser eingedrungen war. Auch hier kamen die Wasserpumpen und -sauger zum Einsatz. Bis 3 Uhr dauerten die Einsätze im Ortsgebiet. Darauf begrenzt waren die Dossenheimer Einsatzkräfte nicht: Sie halfen auch in Heddesheim, wo der Regen "eine Vielzahl an Einsatzstellen" verursacht hatte.
> In Heiligkreuzsteinach erinnern sich viele noch gut an den Starkregen, der im Mai vergangenen Jahres den Ort flutete und damals großen Schaden verursachte. Diesmal ging es aber für das Dorf glimpflicher aus: Feuerwehrkommandant Florian Koessler hat in seiner Unwetterbilanz lediglich einen umgestürzten Baum auf der Kreisstraße 4123 (K 4123) und einen vollgelaufenen Keller, der abends von fünf Einsatzkräften ausgepumpt wurde.