Hintergrund Riesenpotential Völkerkundemuseum

11.05.2017 UPDATE: 11.05.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 5 Sekunden

hö. Im Grunde liegt der Streit mit der Stadt im Erbe des Völkerkundemuseums: Schon 1925, sechs Jahre nach der Gründung der von-Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst, drohte der Mäzen Victor Goldschmidt, die Stadt zu verlassen, weil sie seiner Ansicht nach zu hohe Abgaben auf den umfangreichen Immobilienbesitz der Stiftung erhob. Denn schon von Anfang an waren Finanzsorgen ein treuer Begleiter dieser Stiftung, die später auch die Trägerin des Museums wurde. Denn eigentlich war das Interesse Goldschmidts ein anderes: Er wollte mit der von-Portheim-Stiftung - benannt nach der Familie seiner Frau - einen eigenständigen Verbund von Forschungseinrichtungen schaffen, die zum Teil große Sammlungen hatten. Ein Teil der Universität waren diese nicht - zumal diese dem Juden Goldschmidt, einem angesehenen Mineralogen, stets eine Professur verweigert hatte. 1921 kaufte Goldstein das Palais Weimar in der hinteren Hauptstraße, 1924 wurde hier erstmals die völkerkundliche Sammlung gezeigt. Der große Einschnitt kam 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Goldschmidt musste ins Exil gehen und starb bereits im Mai 1933, seine Frau Leontine nahm sich kurz vor ihrer Deportation 1942 das Leben.

Ab 1934 wurde das Kuratorium der Stiftung umbesetzt - unter anderem gehörte ihm auch der damalige OB Carl Neinhaus an. In dieser Zeit wurden etliche Grundstücke an die Stadt verkauft - wobei auch der Historiker Frank Engehausen nicht beurteilen kann, ob dies immer zum Nachteil der Stiftung geschah. Wesentlich stärker waren die Verluste in den Sammlungen: Manches wurde der Universität überlassen (oder geschenkt), anderes an Privatleute verkauft, am Ende blieb nur ein kleiner Rest - seit drei Jahren läuft ein Forschungsprojekt zum Verbleib der Stücke. Noch am vollständigsten ist die völkerkundliche Sammlung mit einst über 4500 Objekten, davon sind nur noch 300 im Haus. Doch das meiste gilt als komplett verloren.