Hintergrund Amalie Mannheim

31.10.2023 UPDATE: 30.10.2023 06:00 Uhr 51 Sekunden

> Wie "Amalie" ins Fernsehen kam: Man kann nicht gerade sagen, dass Güner Balci sich die idyllischsten Arbeitsplätze aussucht. Seit 2020 ist die Deutsch-Türkin Integrationsbeauftragte in Berlin-Neukölln, einem Stadtteil mit hoher Zuwanderungsquote und vielen sozialen Herausforderungen. Von Haus aus ist Balci Journalistin und drehte eine Dokumentation über die Neckarstadt-West, die kurz vor ihrem Rollenwechsel im ZDF ausgestrahlt wurde. Ihr zentraler Befund – ein vergessenes Viertel als Synonym für Armut und Abstieg – sorgte für reichlich Wirbel. Der damalige Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) wies die Kritik entschieden zurück.

Dabei stand seinerzeit mit Julia Wege auch die damalige "Amalie"-Leiterin als eine von drei Protagonisten für die Doku und ihre Botschaften Patin. Eine Prostituierte erzählte in den geschützten Räumen der Beratungsstelle von ihrem Leben voller Angst und Abhängigkeiten. Vor Corona habe sie für die Zuhälter 200 bis 250 Männer im Monat bedienen müssen. Während sie sich als eine der wenigen an die Hygieneauflagen und Kontaktverbote halte, machten Kolleginnen weiter. Weil sie dazu gezwungen würden oder dringend Geld für ihre Familien in der südosteuropäischen Heimat bräuchten.

Eine weitere Betroffene erzählte in dem sehenswerten Beitrag, sie müsse ständige ihre Kinder in Bulgarien belügen und verspreche ihnen, bald nach Hause zu kommen. Tatsächlich schaffte sie an. Damals hatten Wege und ihr Team bereits 90 Frauen aus der Prostitution geholt. alb