Diskussionen um das "Derby"
Von Rainer Kundel
Mannheim. Kapitän Andrew Desjardins – in Vertretung des verletzten Denis Reul – schnappte sich seine beiden Kinder, dazu noch Leon, den Sohn von Adler-Kollege Ilari Melart und schloss sich der Feiergruppe an, die mit der Nordwestkurve den "blau-weiß-roten Walzer" tanzte. Erstmals seit anderthalb Jahren herrschte in der SAP Arena nach einem Sieg der Adler Mannheim ausgelassene Stimmung.
Beigetragen dazu haben sowohl die Protagonisten auf dem Eis mit einem halben Dutzend Toren als auch rund 400 Anhänger der Bietigheim Steelers in der Sitzplatz-Gästekurve. Womit aufgrund der beiden Partien am Wochenende gegen baden-württembergische Konkurrenz einmal mehr die Diskussion entbrannte: Was ist eigentlich ein Derby?
Pavel Gross, der Adler-Trainer: "Ein Spiel gegen Bietigheim bietet sich dafür mehr an als gegen Schwenningen." Trotz fehlender Tradition, aufgrund der nur gut 110 Kilometer Entfernung zwischen beiden Standorten. In der Geschichte beider Klubs gab es zuvor lediglich ein Pflichtspiel – 2004 im damaligen DEB-Pokal. Der Derbybegriff wurde ohnehin nur von der Medienabteilung der "wilden Schwäne" aus Schwenningen strapaziert, um den wenigen Siegen seit dem 2013 erfolgten Wiederaufstieg der Schwarzwälder einen höheren Stellenwert zu verleihen.
Spieler, die erst wenige Wochen im Adler-Trikot auflaufen, waren begeistert von der Atmosphäre. Ilari Melart: "Das war die beste Stimmung seit ich hier bin", zeigte sich der Verteidiger aus Finnland begeistert: "Wir haben unser System durchgezogen, jeder trägt dazu bei, dass wir trotz der Verletzungen erfolgreich sind." Die noch sechs Mann große Ausfall-Liste könnte in den nächsten Tagen kürzer werden. Dennis Endras, Mark Katic und David Wolf steigen voraussichtlich diese Woche ins Mannschaftstraining ein, bei Reul, Wirth und Iskhakov ist es nach Aussage von Pavel Gross noch nicht so weit.
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Bei Nico Krämmer ging es sogar schneller. Statt vermuteten fünf fiel der große Kämpfer aufgrund einer Schulterprellung nur drei Spiele aus. "Unsere Physios haben großen Anteil daran, sie nehmen sich viel Zeit und Geduld", lobte der 29-Jährige das Team hinter dem Team. Erstmals lief Krämmer seit der WM-Teilnahme mit der Nationalmannschaft auch im Klub als Mittelstürmer auf: "Das mit dem Bullys kann man trainieren und wenn der Speed stimmt, sind die Laufwege der Mitspieler nicht so schwierig zu finden", meinte er zum fast schon "blinden" Spielverständnis mit Borna Rendulic.
Immer mehr drücken die Neuzugänge dem Spiel ihren Stempel auf, auch der aus der russischen KHL geholte Nigel Dawes. "Wir sind sehr viel gelaufen, haben viele Pucks aufs Tor gebracht und viele Chancen erarbeitet. Durch die schnelle Führung kamen wir in eine Aufwärtsspirale, die uns durch das ganze Spiel getragen hat", sagte der 36-Jährige. Nach drei englischen Wochen steht den Cracks eine vergleichsweise entspannte Woche bevor. Die für diesen Mittwoch vorgesehene Partie des 14. Spieltages wurde auf den 2. Dezember (Donnerstag) verlegt. Grund: Die "Roten Bullen" beklagen 14 Corona-Fälle im Kader und vier beim Begleitpersonal.
Apropos Corona: Trotz der bisher größten Auslastung der SAP Arena seit Ausbruch der Pandemie mit über 9000 Besuchern bei den Adlern will man dort vorerst keine Zutrittsregeln ändern. "Wir fahren die nächsten zwei bis drei Wochen noch auf Sicht unter 3G-Bedingungen wie bisher", äußerte sich Adler-Geschäftsführer Matthias Binder am Montag auf RNZ-Anfrage. "Wir wollen genau beobachten, was sich sportartübergreifend bei einer Umstellung auf 2G in anderen Stadien tut."