Thesker: "Es macht Spaß unter dem Trainer"
Hoffenheims Verteidiger über sein Bundesliga-Debüt in der Startelf

Hoffenheims Verteidiger über sein Bundesliga-Debüt in der Startelf
Und plötzlich war er mittendrin, im Pulk beim Torjubel, in der Bundesliga. Stefan Thesker feierte mit Tobias Weis und Sejad Salihovic das 1:0 der TSG 1899 Hoffenheim gegen Nürnberg. Es war das erste Bundesligator, das der 22-jährige Verteidiger so nah miterlebte. Er wird es knapp zwei Stunden später als einen der schönsten Momente seines ersten Bundesligaspiels beschreiben: "Die Tore, mit den Jungs zu feiern und wenn man das, was man im Training macht, klappt und man dafür belohnt wird, dann hat man Spaß. Wie man das wahrnimmt, kann man gar nicht genau beschreiben. Es ist wie in einer Trance. Man spielt einfach, dann passiert das 1:0 und das 2:0."
Bärenstark zeigte sich der Linksfuß auf der Außenverteidigerposition. "Schön" sei der Debüt-Moment gewesen, berichtete Thesker danach in der Interview-Zone. "War ein gutes Gefühl. Natürlich war ich vor dem Spiel und die ganze Woche schon angespannt. Aber nach den ersten Minuten bin ich einigermaßen gut reingekommen und dann hat es richtig Spaß gemacht. Man denkt natürlich im Vorfeld immer, was man in welcher Situation machen will. Man geht das Spiel vorher durch. Ich habe das Spiel im Kopf vorher fünfmal durchgespielt, bevor ich überhaupt auf dem Platz stand. Aber im Endeffekt bleibt es Fußball. Jetzt kann ich im nächsten Spiel ruhiger drangehen. Es klappt schon irgendwie."
Es klappte nicht nur irgendwie, Thesker überzeugte auf ganzer Linie. 68 Minuten holte er restlos alles aus sich heraus, ehe er mit Krämpfen ausgewechselt werden musste. "Ich hatte Wadenkrämpfe und auch am Hüftbeuger. Für mich persönlich war es körperlich eine Umstellung, weil ich normalerweise oft innen spiele. Dort ist es nicht so laufintensiv. Wir haben jetzt laufintensiv gespielt und ständig Druck gemacht. Da haben in der zweiten Halbzeit die Kräfte etwas nachgelassen."
Unterstützung während des Spiels gab es vom eigentlichen Linksverteidiger Fabian Johnson, den Markus Gisdol in der Offensive gebracht hatte. Thesker: "Fabian hat mir schon geholfen. Ich war schon froh, dass er, der auch Verteidiger spielt, vor mir war. Er hat mir geholfen, das hat es mir ein bisschen leichter gemacht."
Erneut hat Trainer Markus Gisdol Mut bewiesen und konsequent der Jugend eine Chance gegeben, trotz Abstiegskampf. "Das bedeutet mir viel", sagt Thesker zu dem Vertrauen des Trainers in der schwierigen Situation. "Ich habe mich nach dem Spiel bei ihm bedankt, dass er mir die Chance gegeben hat. Deshalb wollte ich sie noch nutzen. Es macht Spaß unter dem Trainer und ich bin froh, dass er da ist. Wenn man gute Leistungen bringt, wird man dafür belohnt." Er tat es. "Man sieht, dass im Kader viele junge Spieler dabei sind, die zum ersten Mal dabei sind. Sie haben Qualität und werden gefördert. Das ist die Philosophie von Hoffenheim. Jetzt wird sie durchgesetzt und das ist das Wichtige."
Thesker hat auch schon anderes in Hoffenheim erlebt. Ernst Tanner hat es die TSG zu verdanken, dass man den Junioren-Nationalspieler in seinen Reihen hat. Thesker wurde von Tanner einst in der zweiten Mannschaft von Twente Enschede entdeckt und für kleines Geld verpflichtet. Tanner hatte die Entwicklungs des Linksfußes vorausgesagt, wollte ihn über mehrere Jahre langfristig entwickeln. Als Tanner ging und Markus Babbel kam, stempelte Babbel ihn allerdings bei einer seiner ersten Pressekonferenzen vorschnell als Fehleinkauf ab, nur um dann einige Monate später zurückzurudern. Eine echte Chance bekam Thesker aber unter Babbel nicht.
Stattdessen entwickelte er sich in der deutschen U21-Nationalmannschaft und Hoffenheims U23-Truppe weiter, bis eine Achillessehnenverletzung ihn in dieser Saison zu einer längeren Pause zwang. Doch seit einigen Wochen ist er wieder voll im Saft. Von Marco Kurz wurde er im Spiel bei Greuther Fürth in der 70. Minute eingewechselt. Doch es bedurfte erst eines erneuten Trainerwechsels, bis Thesker endlich angekommen war und seine Chance von Markus Gisdol in der Bundesliga-Startelf erhielt. Und plötzlich war er mittendrin, im Pulk beim Torjubel, in der Bundesliga.