"Allerbeste Freunde!"
Mäzen Dietmar Hopp über seinen Freund Roger Wittmann

Mäzen Dietmar Hopp über seinen Freund Roger Wittmann
"Bitte Herrn Wittmann nicht ansprechen!", sagte ein Mitarbeiter der TSG-Pressestelle am Montagabend zu den anwesenden Journalisten in St. Leon-Rot. Da stand Wittmann schon bei Wurst und Bier mitten unter den TSG-Fans. Wenige Tage zuvor hatte Pressesprecher Holger Tromp noch angekündigt: "Die Herren Hopp und Wittmann werden nach der Veranstaltung Rede und Antwort stehen." Doch der Spielerberater schwieg, sprach nur hinter verschlossenen Türen im Audimax der SAP vor rund 250 auserwählten Fans. Mäzen Dietmar Hopp bezog vor dem Medien allein Stellung zu seinem Verhältnis zu Wittmann und dessen Einfluss beim Bundesligisten.
"Das kann man den Fans nicht zumuten. Da muss man aufklären", fand Dietmar Hopp als er vor einigen Wochen einen Artikel im "Stern" über 1899 Hoffenheim und die Verbindungen zu Spielerberater Roger Wittmann las. "So gut wie nur Unwahrheiten" sollen in dem Artikel gestanden haben. Also trommelte Hopp die Fans im Audimax der Firma SAP in St. Leon-Rot zusammen und präsentierte ihnen seinen "Freund" Roger Wittmann. Ein einmaliger Vorgang in der Fußballwelt in Deutschland.
Knapp zwei Stunden dauerte die Veranstaltung, in der Hopp und Wittmann ihre Freundschaft dar- und die "Märchen" über den Spielerberater nach eigenen Aussagen widerlegten. "Zum Beispiel, dass ich dem Wittmann einen Auftrag vermachen wollte, dass er den Ibisevic transferriert." Der "Stern" hatte behauptet, Dietmar Hopp habe Stürmer Vedad Ibisevic vor Zeugen empfohlen, erst im Sommer die TSG zu verlassen und nicht in der Winterpause in Richtung VfB Stuttgart. "Danach würde der Roger dann einen Spitzenverein für ihn suchen", schreibt der "Stern". "Barer Unsinn", findet Hopp. "Was habe ich gemacht? Ich habe versucht, Hoffenheim zu schützen", erklärt der Mäzen, dementiert seine Aussage aber nicht. Sein Ziel: "Dass wir nicht eine waghalsige Verpflichtung machen müssen."
Der Stern behauptete auch, Roger Wittmann habe am Transfer von Stephan Schröck mitverdient, obwohl Schröck gar kein Klient von Wittmann sei. Hopp: "Soviel ich weiß, ist das wahr. Ich habe mir sagen lassen, dass 50 Prozent aller Transfers gemeinsame Transfers sind. Gar nichts, was aus der Welt wäre, sondern Business as usual."
Business as usual? Man muss sich fragen lassen, welches Signal man damit an andere Spielerberater sendet, an deren Klienten 1899 Hoffenheim interessiert ist und für welche Leistung der Spielerberater Wittmann dann eigentlich honoriert worden ist.
Was den Mäzen auch sehr mitnahm: "Einer der Gipfel für mich: Der Mensch sitzt in meinem Besprechungsraum in St. Leon-Rot. Da gibt es neben meinem Bildschirm einen Monitor, der zeigt, wer vor der Tür steht, bevor ich den Einlassknopf drücke. Was macht der Mann draus? Er schreibt: Herr Hopp hat einen Monitor und kann damit beobachten, wer ein und aus geht im Golfklub. Was sollen die Menschen von mir denken? Ich finde es ungehörig und unanständig. Das war aufzuklären."
"Manchem Fan sind die Augen aufgegangen", glaubt Hopp. Auch um Wittmanns Vergangenheit ging es. "All die Märchen von Kaiserslautern, Waldhof und Schalke", so Hopp. Bei all diesen Klubs soll Wittmann ebenfalls mehrere Spieler gleichzeitig gehabt haben. "Die Wittmann-Spieler laufen beim Training rum und sagen anderen, sie sollen lieber zu Wittmann gehen, damit sie hier weiter Fußball spielen können", beschreibt Torwart Andreas Reinke im "Stern" das Klima zu dieser Zeit in Kaiserslautern.
Der TSG-Gesellschafter hat andere Eindrücke gewonnen: "Ich habe es hier im Golfklub erlebt, die ganze Spitze von Schalke war da und sie umarmten den Roger Wittmann. Sie sind allerbeste Freunde. Es ist so vieles leider erlogen und erfunden. Ich bin sehr gut mit Clemens Tönnies befreundet. Man sagt mir, dass Roger Wittmann ausgezeichnete Arbeit geleistet hat und mit dazu beigetragen hat, dass Schalke heute so dasteht." Ob man das bei Waldhof Mannheim, Kaiserslautern oder Wattenscheid auch so sehen würde, ist offen.
Den Vorwurf, Wittmann, der inzwischen sieben Klienten bei der TSG betreut, habe zu viel Einfluss auf 1899 Hoffenheim, versuchte Hopp zu entkräften: "Ich kann mein Leben nicht danach einrichten, wie die Medien es finden, ob ich mit Roger Wittman Golf spiele, in die Loge gehe oder sonst was treibe. Ich sehe keine Gefahr, solange ich den Mensch dahinter kenne. Und Herr Wittmann ist einer, der mich in zwanzig Jahren noch nie enttäuscht hat, in denen ich mit ihm befreundet bin."
Auch die Bande zwischen Wittmann und Manager Andreas Müller erklärt der Mäzen: "Dass Müller und Wittmann sich kennen - klar. Aber dass er ihn deshalb beeinflusst und Andreas, der ein gestandener Mann ist, nicht das Sagen hätte - einfach lächerlich."
Im Übrigen sei Roger Wittmann "ein ganz tüchtiger Mensch, der von Fußball viel versteht, zielstrebig und verlässlich ist", versichert Hopp. "Das ist entscheidend." Sie spielen zusammen Golf, telefonieren regelmäßig und "man erzählt sich Geschichten", so beschreibt der SAP-Gründer seine Freundschaft zu Wittmann. "Im Sommer sehen wir uns öfter, weil wir da öfter Golf spielen."
Auf der Gehaltsliste von Hoffenheim stehe Wittmann nicht, so Hopp. "Bei mir muss man nicht beraten, sondern es ist umgekehrt. Bevor ein Spieler verpflichtet wird, der einen gewissen Preis kostet, fragt man Frank Briel und mich, ob es ins Gefüge passt. Wir sagen dann Ja oder Nein."
Der Gesellschafter schloss nicht aus, dass Roger Wittmann einmal einen Posten bei der TSG übernehmen könnte: "Wenn er nicht mehr Spielerberater wäre. Aber dann lebe ich vielleicht nicht mehr. Insofern habe ich keine Meinung dazu."
"Es war gut", sagt Hopp abschließend über das Treffen mit den Treuesten der Treuen. "Viele haben gesehen: Roger Wittman ist kein Phantom und kein Unmensch. Und ich hoffe, wir sind näher zusammengerückt."