Das Elektrofahrzeug der Stadt Schriesheim wird vor allem für kürzere Fahrten innerorts vom Bauamt genutzt. Die Nachbargemeinde Hirschberg hat sich noch keines angeschafft. Foto: Dorn
Von Annette Steininger
Rhein-Neckar. Immer mehr Elektrofahrzeuge werden im Rhein-Neckar-Kreis zugelassen. So teilte die Kreisverwaltung auf Anfrage mit, dass Ende August 2018 insgesamt 760 Elektrofahrzeuge gemeldet waren, mittlerweile sind es bereits 1279 (Stand Ende August 2019). Auch Hybridelektrofahrzeuge erfreuen sich steigender Beliebtheit: Während im vergangenen Jahr noch 3109 Hybridelektrofahrzeuge beim Rhein-Neckar-Kreis gemeldet waren, so ist die Zahl mittlerweile auf 4319 gestiegen.
Ein Argument für viele dürfte die Umweltfreundlichkeit sein. Dabei gibt es aber auch Kritiker, die dem Elektroauto aufgrund seiner klimaschädlichen Herstellung skeptisch gegenüberstehen. Aber: Sie verbrennen keinen Treibstoff und stoßen daher auch keine Abgase und Stickoxide aus.
Wohl auch aus diesem Grund setzen zahlreiche Verwaltungen im Rhein-Neckar-Kreis auf Elektrofahrzeuge. Eine der wenigen Kommunen, die ein solches Auto bislang nicht besitzt, ist die Gemeinde Hirschberg an der Bergstraße. Die RNZ hat nachgehakt, warum das so ist. "Die Fahrzeuge der Gemeinde sind, mit Ausnahme einiger Nutzfahrzeuge (Bauhof und Feuerwehr), geleast, sodass Veränderungen nur nach Ablauf der Vertragslaufzeiten möglich sind", erläutert Bürgermeister Ralf Gänshirt. Verwaltungsintern stehe aktuell der gesamte Fuhrpark der Kommune auf dem Prüfstand.
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"Dies bedeutet, dass Neuanschaffungen generell in Frage gestellt werden beziehungsweise alternative Möglichkeiten zum Kfz Vorrang haben", betont der Bürgermeister. Auch die unterschiedlichen Antriebsformen würden zukünftig stärker in den Fokus rücken.
Gänshirt ist es wichtig, dabei zu betonen: "Dass die Gemeinde Hirschberg bislang noch kein E-Auto hat, bedeutet jedoch nicht, dass wir in Sachen Mobilität und Klimaschutz keine Maßnahmen ergriffen haben." Bereits seit vielen Jahren habe sie zwei Fahrzeuge mit Erdgasantrieb im Einsatz. Darüber hinaus stehen ein E-Bike sowie zwei normale Fahrräder, die laut Bürgermeister "alle rege genutzt werden", zur Verfügung. Aus Gänshirts Sicht schafft die Gemeinde mit Erfolg bei den Mitarbeitern stetig das Bewusstsein, möglichst auf die Nutzung des Autos, insbesondere innerorts, zu verzichten, die Dienstfahrräder oder den ÖPNV zu nutzen beziehungsweise auch zu Fuß zu gehen.
"Die Elektromobilität ist eine Brückentechnologie; und die Ökobilanz, insbesondere die der Energiespeicher für die E-Antriebe, müssen auch in die Entscheidungsfindung bei der Anschaffung von E-Fahrzeugen mit einfließen", findet Ralf Gänshirt.
Hirschbergs Nachbarstadt Schriesheim hat dagegen schon seit April 2017 ein Elektrofahrzeug im Einsatz, genauer einen Renault Kangoo Z.E. Die Initialen stehen für "Zero Emission", also für "Null Emissionen". Gut 23.500 Euro brutto hat die Stadt für das Fahrzeug in die Hand genommen, das maximal 130 Kilometer pro Stunde fährt und über 44 Kilowatt verfügt, was ungefähr 60 PS entspricht.
Schneller muss es auch nicht sein, denn es wird vor allem vom Bauamt für Fahrten zu den verschiedenen Baustellen, hauptsächlich innerorts, genutzt. "Für die kommunale Nutzung ist das Fahrzeug, auch wegen der großen Ladekapazität, völlig ausreichend", findet Bauamtsleiter Markus Schäfer. Für längere Strecken sei es wegen einer maximalen Reichweite von circa 120 Kilometern weniger gut geeignet.
Der Kangoo wird täglich über Nacht an einer eigenen, durch ein Blockheizkraftwerk mit Strom versorgten Ladestation hinter dem Rathaus geladen. Dieses wiederum verbraucht Erdgas, was die Ökobilanz des Autos allerdings etwas trübt.
Schriesheim will weiter auf Elektromobilität setzen: "Immer dann, wenn ein Fahrzeug in Zukunft ersetzt werden muss, werden wir im normalen Pkw-Bereich auf E-Fahrzeuge umsteigen", hatte Bürgermeister Hansjörg Höfer bei der Übergabe des Fahrzeugs 2017 angekündigt.
Schließlich gibt es, einmal abgesehen von den fehlenden Emissionen, für viele Nutzer noch einen weiteren guten Grund für Elektrofahrzeuge: Sie sind für einige Jahre, je nach Datum der Zulassung, steuerbefreit. Und sie machen weniger Lärm. Wer die Umweltbilanz verbessern will, nutzt das Auto möglichst viel und lange - und "tankt" Ökostrom.