Das Rathaus ist geschlossen, der Wieslocher Marktplatz lag gestern wie ausgestorben da. Foto: Pfeifer
Von Hans-Dieter Siegfried
Wiesloch. Schulen und Kindertagesstätten sind seit Dienstag geschlossen, Veranstaltungen wurden abgesagt oder zumindest verschoben, spürbare Einschnitte gibt es in allen Bereichen des täglichen Lebens. Auch das Wieslocher Rathaus hat, bis auf begründete Ausnahmen, seit Dienstag seine Pforten geschlossen. Alle das ist unvermeidlich, denn in Wiesloch gab es am Dienstag schon sechs Personen, die positiv auf das Corona-Virus getestet wurden. "Dies ist der Stand von Dienstag, 11 Uhr", so Oberbürgermeister Dirk Elkemann gegenüber der RNZ. Die Zahlen erhält die Stadt in regelmäßigen Abständen vom Gesundheitsamt des Kreises.
Von Einschränkungen sind nicht nur das Rathaus selbst, seine Mitarbeiter und mögliche Besucher betroffen, auch andere städtische Einrichtungen sind seit gestern nicht mehr für den Publikumsverkehr geöffnet, so die Stadtbibliothek und das Heimatmuseum im Dörndl. Aufgrund der aktuellen Situation werden zudem Veranstaltungen verschoben. Die für den 24. April vorgesehene Sportlerehrung findet nicht statt und auch die Wahl des Vereinsbeirats (terminiert auf den 30. März) wird zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden. Städtische Räumlichkeiten werden bis Ende April nicht vermietet, die Sporthallen und Lehrschwimmbecken bleiben zu – und das bis auf Weiteres. Genaue Zeitfenster könnten, so der Oberbürgermeister, wegen der dynamischen Entwicklung bei der Verbreitung des Virus nicht angegeben werden.
Dirk Elkemann. Foto: PfeiferEbenfalls zu ist der Bürgertreff am Adenauerplatz, nach derzeitigem Stand bis zum Ende der Osterferien, und auch auf Trauungen und Beerdigungen hat "Corona" seine Auswirkungen. So sollen Trauerfeiern nur noch im engsten Familienkreis stattfinden, die Kapazität in der Aussegnungshalle wurde nach den Worten von Bürgermeister Ludwig Sauer auf 25 Personen begrenzt. Für standesamtliche Hochzeiten gilt eine Höchstteilnehmerzahl von insgesamt zehn Gästen. "Da sollte man sich mit den jeweiligen Fachabteilungen in Verbindung setzen", sagte Sauer. Die Zahl der Eheschließungen sei, so Hauptamtsleiterin Andrea Gärtner im Pressegespräch, für die kommenden Wochen geringer als sonst im vergleichbaren Zeitraum.
Der Kleiderladen der Beschäftigungsinitiative "Biwu" in der Friedrichstraße ist ebenfalls geschlossen. "Wir haben hier eine sehr räumliche Enge und dies ist nicht zu verantworten", so Manfred Walter von der Biwu. Nicht stattfinden wird zudem der Flohmarkt der Biwu in der Lempenseite. Walter hat in seiner anderen Eigenschaft, als Vorsitzender der TSG Wiesloch, in diesen Tagen eine Menge zu tun. Der für den 19. April geplante Stadtlauf ist ja längst abgesagt, der Ersatztermin wurde – nach dem jetzigen Stand der Dinge – auf den 4. Oktober verlegt. Wegen der geschlossenen Hallen wurde auch der Trainings- und Übungsbetrieb eingestellt. Wie es mit der Nutzung der Freiplätze weitergeht, war bis Dienstag noch nicht endgültig entschieden. Jedoch räumte Oberbürgermeister Elkemann ein, auch diesbezüglich werde man sicherlich aktiv werden müssen, Ähnliches gelte für Kinderspielplätze, die andernorts bereits gesperrt sind.
„Kein Durchgang“ heißt es im Wieslocher Rathaus, „auf unbestimmte Zeit geschlossen“ in der Stadtbücherei. Fotos: Pfeifer"Wir vertrauen auf die Solidarität unserer Bürger, vor allem auch auf die Hilfsbereitschaft untereinander, wenn es darum geht, kleine Erledigungen wie beispielsweise Einkäufe zu leisten", so OB Elkemann. Von vielen Einzelpersonen oder Vereinen und auch Stadtteilvereinen wurde bereits Unterstützung signalisiert. Beispielsweise haben sich bei der TSG Wiesloch spontan 16 Mitglieder bereit erklärt, zu helfen. Es wird derzeit geprüft, wie man all die Hilfsangebote zentralisieren kann.
Die für den 25. März geplante Gemeinderatssitzung soll, so Elkemann am Montag, "wahrscheinlich stattfinden". Inzwischen hat sich der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Dr. Gerhard Veits, an Elkemann und Sauer mit der Bitte gewandt, diese Sitzung abzusagen, ebenso alle weiteren Sitzungen und Besprechungen mit Beteiligung von Gemeinderatsmitgliedern. "Wir sollen laut den Beschlüssen von Bundes- und Landesregierung die Sozialkontakte reduzieren", schreibt Veits an die Rathausspitze. Alle seien vom Land zu Recht aufgefordert, Versammlungen auf das Allernötigste zu beschränken. Laut Veits müsse der Infektionsschutz im Vordergrund stehen und der Schutz der älteren Mitglieder des Gremiums habe höchste Priorität, gerade wegen der räumlichen Situation und der unzureichenden Belüftung im Ratssaal.
Wie OB Elkemann auf RNZ-Anfrage erklärte, halte er es für durchaus sinnvoll, den Ratssaal im Rathaus für die nächste Sitzung nicht zu nutzen. "Wir sind derzeit im Gespräch mit dem Palatin, die Sitzung am 25. März möglicherweise in einem der dortigen Säle durchzuführen. Dort haben wir größere Abstände und sicherlich eine bessere Belüftung." Elkemann hat nunmehr Veits darum gebeten, aus medizinischer Sicht zu dieser Alternative Stellung zu nehmen. "Sollte aus dem Blickwinkel eines Arztes auch dort eine Sitzung mit Risiken behaftet sein, müssten wird dann absagen."