Jürgen Siebke. Foto: F. Hentschel
Von Heribert Vogt
Heidelberg. Der verstorbene frühere Heidelberger Universitätsrektor Jürgen Siebke, dessen Amtszeit von 1997 bis 2001 dauerte, leitete die älteste deutsche Universität in einer Schlüsselphase um die Jahrtausendwende. Denn seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre erhob sich der Wind der Globalisierung, der sich Siebke dann an der Spitze der Ruperto Carola ganz bewusst stellte.
Siebke damals zu den Zukunftsperspektiven der Universität Heidelberg an der Schwelle zum dritten Millennium: "Der Fortschritt der Wissenschaften wird geprägt sein von integrativen Forschungsansätzen, da die anstehenden und zu lösenden Probleme und Strukturen immer komplexer werden. Die traditionellen Grenzen der Wissenschaften werden sich verwischen, die Einzeldisziplinen gegenseitig beeinflussen und durchdringen."
Im Jahr 2000 sagte der Volkswirtschaftler in einem RNZ-Interview: "Die Universität Heidelberg ist nicht auf dem Weg zu einem Wirtschaftsunternehmen, das am Markt operiert und dort Produkte oder Dienstleistungen verkauft. Wir sind allerdings auf dem Wege zu inneren wirtschaftlicheren Strukturen, indem wir eine Leistungs- und Kostenrechnung sowie die kaufmännische Buchführung einführen. Hinzu kommt ein Controlling. Dadurch wird die Universität in ihren Entscheidungsstrukturen ... zukünftig ökonomischer und effizienter handeln."
Damit nahm Siebke schon eine entscheidende Weichenstellung für die nachfolgenden Rektorate von Peter Hommelhoff und Bernhard Eitel vor. Denn im Zuge der Globalisierung kam es auch zu einem verschärften Wettbewerb auf dem weltweiten Bildungsmarkt. Und dort konnte die Universität Heidelberg dann Erfolge erringen: von den guten Plätzen in Hochschulrankings bis zum Exzellenzstatus 2007.
Jürgen Siebke, 1936 in Hannover geboren, war seit dem Jahr 1983 ordentlicher Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Heidelberg. Dort fungierte er auch als Direktor des Alfred-Weber-Instituts für Sozial- und Staatswissenschaften. Zu seinen beruflichen Stationen zählte die Universität Bonn, wo die Promotion (1965) und die Habilitation (1971) erfolgten. Ebenfalls im Jahr 1971 wurde Siebke Professor für Wirtschaftstheorie an der Universität Kiel, 1975 dann Professor für Makroökonomik an der Universität-Gesamthochschule Essen. Anschließend erfolgte der Ruf nach Heidelberg.
Außerdem war Siebke von 1988 bis 1992 Vorsitzender des Ausschusses für Geldtheorie und Geldpolitik im Verein für Socialpolitik sowie von 1978 bis 1984 Mitglied des Wissenschaftsrates.