Schriesheim

Kosten und Verkehr beim neuen Kindergarten nehmen zu

Verdopplungen? Kein Problem! Die Räte sehen aber keine Alternative.

28.10.2022 UPDATE: 28.10.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 46 Sekunden
In der Gemeinderatssitzung am Mittwoch wurde auch erstmals ein Holzmodell des neuen Kindergartens präsentiert. Auf dem Bild ist die Rückseite des Modells zu sehen. Foto: Dorn

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Der Neubau des Kindergartens in der Conradstraße – er soll den alten, nicht mehr sanierungsfähigen in der Mannheimer Straße ersetzen – nimmt konkrete Formen an: Es gibt jetzt eine Kostenberechnung (und nicht mehr nur eine Schätzung), außerdem auch ein Holzmodell des schmucken Baus und nicht zuletzt auch einen Zeitplan: Geht es nach Bauamtsleiter Markus Dorn, soll schon im nächsten Mai mit den Arbeiten begonnen werden. Zunächst aber muss ein Bauantrag gestellt werden, dessen Bearbeitung meist zwischen drei und sechs Monaten dauert; danach werden die Gewerke ausgeschrieben – von daher erscheint ein Baubeginn im Mai doch sehr ambitioniert.

Die Front zur Conradstraße des neuen Kindergartens in Schriesheim. Foto: Dorn

Den Räten steckte immer noch ein bisschen der Schreck aus der Juli-Sitzung in den Gliedern. Denn da wurde bekannt, dass sich die Kosten für den Neubau auf knapp sieben Millionen Euro verdoppeln – und das angesichts der nicht gerade rosigen Finanzlage der Stadt und des zähen Abarbeitens des allgemeinen Sanierungsstaus. Nun warfen aber Architekten und Ingenieure das Geld nicht zum Fenster raus: Der Hauptteil der Mehrkosten machen die neue Heizung- und Belüftungsanlage plus Nutzung der Erdwärme (Geothermie) aus – weswegen der Gemeinderat damals bereits einstimmig sein Plazet gab. Das sollte am Dienstagabend nicht anders sein, denn allzu viel hatte sich ja nicht geändert, auch nicht bei den Kosten: Die Berechnung "auf der Basis aktueller Preise" (Dorn), die die bisherige Schätzung ersetzte, kam fast zum selben Ergebnis: 6,97 Millionen statt vorher 6,94 Millionen Euro.

Die Stadträte hatten an ihrer Meinung vom Juli nichts geändert, und so nannte Rouven Langensiepe (Grüne Liste) den Neubau eine "teure Investition, aber eine in die Zukunft", zumal es "keine Alternative" gebe. Denn der neue Kindergarten wäre dann "technisch modern und zukunftsweisend" – vor allem wegen der bisher bei öffentlichen Gebäuden bisher einmaligen Nutzung der Geothermie, "mit der man auf viele fossile Brennstoffe verzichten kann, was so in der Vergangenheit nicht immer der Fall war", wie Langensiepe wohl mit Blick auf die im Gymnasium eingebaute Gasheizung sagte. Die war 2020 umstritten – die Grüne Liste forderte damals eine Pelletanlage –, und heute, angesichts der Energiekrise, würde man sie wohl so nicht mehr installieren. "Keine billige, aber langfristig eine sinnvolle Lösung" sollte Ulrike von Eicke (FDP) später sagen.

Andrea Diehl (CDU) hatte eher die hohen Kosten im Blick und fürchtete, die könnten noch stärker steigen. Ihr war es wichtig, dass die Stadt noch weitere Zuschusstöpfe anzapft; Liselore Breitenreicher (Initiative Schriesheimer Bürger) wünschte sich, dass die Stadt "fortlaufend über die Kostenentwicklung berichtet". Bernd Hegmann (Freie Wähler) hoffte indessen, dass sich die "Baubranche wieder normalisieren" könnte und fand Dorns Zeitplan "vielleicht zu optimistisch".

Renate Hörisch-Helligrath (SPD) fragte ähnlich wie Langensiepe: "Die Kostenrechnung ist hoch, sehr hoch. Aber welche Alternativen haben wir?" Das Schlimmste wäre, wenn auf einmal Container zur Dauerlösung werden würden – wie seit zehn Jahren beim Kindergarten "Wolkenschloss", auch in der Conradstraße. Mittelfristig hofft sie, dass der ein festes Quartier an einem anderen Standort findet, um die Verkehrslage zu entspannen.

Tatsächlich wunderten sich Dorn und etliche Stadträte, dass sich bei der Offenlage der Planungen kein Anwohner im Rathaus gemeldet hat – obwohl die Verkehrs- und Parksituation rund ums Schulzentrum doch offenbar viele beschäftigt. Deswegen forderten Langensiepe und Hegmann das Rathaus noch einmal auf, die Anwohner direkt anzusprechen und nach ihrer Meinung zu befragen.

Zumindest geht das Verkehrsplanungsbüro Koehler und Leutwein, das auch das gesamtstädtische Mobilitätskonzept erarbeitet, in seiner Analyse davon aus, dass der Neubau des Kindergartens nicht zu einem Verkehrskollaps in der Conradstraße führt: Es rechnet mit zusätzlichen 90 Autos am Tag mehr (davon 50 am Morgen) – also auch eine Verdopplung –, aber das könnten die Conrad- und die kreuzende Max-Planck-Straße verkraften: So gehe man davon aus, "dass das vorhandene Verkehrsnetz die zusätzlichen Verkehrsbelastungen aus der Realisierung des Kindergartens problemlos aufnehmen kann".

Auch die Parksituation werde sich nicht verschärfen, wenn sechs Stellplätze für "Elterntaxis" reserviert werden – zumal die Anwohner zu dieser Tageszeit sowieso auf Arbeit sind und hier nicht parken. Diese frohe Botschaft konnten nicht alle Räte glauben: Von Eicke fragte sich, ob die Annahmen der Verkehrsbüros denn stimmen: "Es kommen doch alle Eltern gleichzeitig. Man sollte auch überprüfen, ob die Parksituation realistisch eingeschätzt wurde."

Für Bürgermeister Christoph Oeldorf war die Abstimmung im Gemeinderat indessen eine Premiere: Nur zögerlich hob er seinen Arm – was er in seiner Funktion als Amtsverweser bis zum 20. September nicht durfte: "Das ist heute das erste Mal, ich muss mich noch daran gewöhnen."

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