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Was der neue Karlstorbahnhof in der Südstadt bieten soll

Chefin Cora Malik über die Herausforderungen beim Praxistest und die Vorzüge des neuen Standorts.

25.10.2022 UPDATE: 25.10.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 27 Sekunden
Cora Malik im großen Saal des neuen Karlstorbahnhofs in der Heidelberger Südstadt: Von dieser Bühne aus wird sie am Freitagabend 450 Menschen zur offiziellen Eröffnung begrüßen. „Die Vorfreude ist riesig und gibt uns viel Antrieb“, sagt die 42-Jährige. Foto: Philipp Rothe
Interview
Interview
Cora Malik
Geschäftsführerin Karlstorbahnhof

Von Philipp Neumayr

Heidelberg. Letzten Freitag, 15 Uhr, gut eine Woche bis zur Eröffnung des Karlstorbahnhofs in der Südstadt. Geschäftsführerin Cora Malik (42), erst seit wenigen Stunden im Besitz der Schlüssel für das neue Gebäude, empfängt in graugrünen Gummistiefeln. Noch ist längst nicht alles fertig im und um das Kulturhaus am Marlene-Dietrich-Platz: Im großen Foyer wird gebohrt und gesaugt, Heizkörper und Lampen sind in Folie gewickelt, Kabelenden hängen verloren von der Decke. "Alles ein wenig chaotisch", sagt Malik. Zumindest Schreibtisch und Laptop in ihrem neuen Büro stehen schon. Und auch die Kaffeekanne aus den 50er-Jahren, die ihr Team beim Umzug wiederfand, hat bereits ihren Platz. Umzugsstress? Davon ist bei Malik an diesem Nachmittag nichts zu spüren. Während des Treffens mit der RNZ zeigt sie sich gut gelaunt und nimmt sich noch die Zeit, Reporter und Fotografen durch das Gebäude zu führen.

Frau Malik, am Freitag eröffnet der neue Karlstorbahnhof. Mit welchen Gefühlen sehen Sie der Eröffnung entgegen?

Es liegen harte Wochen hinter uns mit der Doppelbelastung, das alte Haus zu bespielen und gleichzeitig umzuziehen und das neue Haus einzurichten. Aber jetzt ist die Vorfreude riesig und die gibt uns viel Antrieb. Endlich kann es losgehen.

Was muss auf den letzten Metern noch getan werden?

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Wir müssen etwa noch die komplette "Zentrale" – unser neues Foyer – ausgestalten und unsere Gastronomie einrichten. Und vor allem müssen wir uns mit dem Gebäude vertraut machen, also Aufgaben und Wege im Veranstaltungsbetrieb klären: Wer steht an welcher Tür, wo muss kontrolliert werden? Das haben wir alles in der Theorie schon einmal durchgeplant. Aber es ist ja nicht so, dass man einfach den Schalter umlegt, und dann funktioniert alles, sondern wir müssen im Veranstaltungsbetrieb jetzt einfach Erfahrungen sammeln. Und da wird es am Anfang an der ein oder anderen Stelle Geduld brauchen – von uns und auch vom Publikum.

Aktuell sieht und hört man am neuen Standort noch viel Baustelle. Können Sie die Eröffnung am Ende denn auch so feiern, wie Sie sich das vorgestellt hatten?

Wir gehen fest davon aus, dass am Ende alles klappt. Ich bin froh darüber, wie sehr hier in den letzten Wochen an einem Strang gezogen wird. Jeder macht seinen Job. Die GGH (Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz mbH Heidelberg, Anm. d. Red.) als Bauherrin und alle, die an diesem Haus mitarbeiten, geben wirklich alles, um es betriebsbereit zu kriegen.

Worauf können sich die Gäste am kommenden Wochenende freuen?

Auf viel Programm. Nach der offiziellen Eröffnung mit Sektempfang am Freitag findet im Saal die erste Party mit Move D und den Dengaboys statt. Samstag eröffnen wir dann das neue TiKK: Verschiedene Gruppen und Kunstschaffende aus der freien Theaterszene zeigen 24 Stunden lang an verschiedenen Orten im Haus Schauspiel, Musik, Tanz und Performances. Parallel dazu spielt am Abend Get Well Soon das Eröffnungskonzert, ein guter Freund, der unserem Haus schon sehr lange verbunden ist. Mit der Party Chop Suey Club weihen wir danach den neuen Klub K ein. Und am Sonntag ist dann unser "Tag der offenen Tür" mit freiem Eintritt, Musik, Kindertheater und vielem mehr – die Idee ist, dass die Menschen das Haus an diesem Tag kennenlernen und sich hindurch treiben lassen. Das Eröffnungswochenende beschließt Hadija Haruna-Oelker mit einer Lesung zum Thema Antidiskriminierung, das uns auch sehr am Herzen liegt.

Und wenn sie über das Eröffnungswochenende hinaus in die Zukunft blicken – worauf freuen Sie sich da in Bezug auf das neue Haus am meisten?

Am neuen Standort können wir unseren Gästen als Kultureinrichtung deutlich mehr Aufenthaltsqualität bieten. Unsere "Zentrale" wird etwa ab sofort auch mittwochs bis samstags tagsüber geöffnet sein. Dort kann man sich treffen, arbeiten, Kaffee trinken und etwas Kleines essen.

Wird es in der Südstadt allgemein mehr Karlstorbahnhof geben als bisher?

Wir werden auch am neuen Standort unser bewährtes Programm aus Musik, Theater, Performances und Workshops veranstalten – das ist unser Grundstock. Zudem haben wir eine neue Sparte mit dem Namen "Community Arts", um mehr mit der Bevölkerung in den Austausch zu treten, uns für neue Ideen zu öffnen und diese gemeinsam umzusetzen. In der Südstadt haben wir definitiv mehr Platz und bessere Möglichkeiten, flexibel zu agieren. Mittel- und langfristig haben wir also gute Voraussetzungen, um auch mehr Karlstorbahnhof anbieten zu können. Wie schnell das geht, hängt aber davon ab, wie sich die Rahmenbedingungen entwickeln.

Welche Bedingungen meinen Sie?

Aktuell befinden wir uns ja in einer Situation multipler Krisen – und wir im Veranstaltungsbereich spüren hohe Energiekosten, Personal- und Fachkräftemangel und Veranstaltungsabsagen wegen der Pandemie natürlich auch besonders.

Das Kulturhaus Karlstorbahnhof kannte man bisher nur in Verbindung mit der Altstadt. Diesen Standort nach 27 Jahren aufgeben zu müssen – empfinden Sie da auch Wehmut?

Es liegt in mir drin, dass ich total gerne Dinge verändere und Neues mache. Deswegen kann ich ganz gut loslassen und die vergangenen Erlebnisse am alten Standort als Schatz mit in die Zukunft nehmen. Ich freue mich nun einfach auf die Herausforderung, die uns mit dem neuen Haus zugetragen und zugetraut wurde.

Welche Rolle kann und soll der neue Karlstorbahnhof für die Heidelberger Stadtentwicklung spielen, insbesondere für die neue Südstadt?

Kultur kann immer ein Motor für städtische Entwicklung sein, und auch wir sehen darin unsere Aufgabe. Durch das, was wir hier anbieten, und durch das Publikum, das wir anziehen, entsteht Leben. Wir wollen zum Treffpunkt werden – für die Südstadt, aber auch für ganz Heidelberg.

Info: Alles rund um die Eröffnung: www.karlstorbahnhof.de/opening.

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