U19 wird von einem Meister-Coach und Champions-League-Finalisten trainiert
Stefan Lerch war mit Wolfsburgs Frauen erfolgreich. Er will jeden Spieler so gut wie möglich vorbereiten. Er sieht seine Mannschaft unter den Top 5.

Sinsheim/Zuzenhausen. (of) "Wir bei der TSG Hoffenheim stehen für einen aktiven, initiativen Fußballstil. Wir wollen immer Lösungen mit und gegen den Ball haben und diese unter Druck anwenden können. Diesen Stil möchte ich bei meiner Mannschaft ebenfalls sehen, und mit diesem identifiziere mich auch sehr stark", äußert sich Stephan Lerch zu seiner Fußball-Philosophie. Der 38-jährige U19-Trainer der TSG wohnt mit Frau und Kind in seinem Geburtsort Darmstadt und kennt Hoffenheim nach eigenen Abgaben "sehr gut, da ich mittlerweile seit über einem Jahr hier bin".
Lerch, der als Jugendlicher für Eintracht Frankfurt und Darmstadt 98 sowie im Seniorenbereich für den FC Alsbach gespielt hat, wurde vor allem als Coach im Frauenfußball bekannt: Mit dem VfL Wolfsburg gewann er drei Jahre nacheinander jeweils den Meistertitel und den DFB-Pokal. 2018 zog er zudem ins Champions-League-Finale ein, das der VfL Wolfsburg erst in der Verlängerung gegen Olympique Lyon verlor.
Die Idee, wie in Hoffenheim Talente gefördert, an den Herren- und Profibereich herangeführt werden, gefällt ihm "außerordentlich gut". Das Thema Spielphilosophie hängt er nicht zu hoch und sagt: "Philosophie ist das eine, das zur Verfügung stehende Spielermaterial und der kommende Gegner das andere. Generell stehen die Art und Weise, wie ich gerne spielen lassen möchte und wie das der Verein gerne hat, im Einklang, sonst hätten mich die Verantwortlichen nicht geholt."
In Hoffenheim hat er als Assistenten Jens Schuster, der schon seit vielen Jahren als U 19-Co-Trainer fungiert, und Sebastian Schmitt, der zuletzt in dieser Rolle in der U 16 tätig war, an seiner Seite. Torwart-Trainer Philipp Birker war wie Schuster, Videoanalyst Philip Giesler sowie Physiotherapeut Martin Beer schon in den zurückliegenden Spielzeiten bei den Junioren tätig. "Bis auf Athletik-Trainer Stephan Kisling, der zu Beginn der Saison mit mir aus der U 17 hochrückte, waren alle neu für mich", erzählt Lerch.
Auf die Frage zum Saisonstart sagt er: "Wir hatten in der Vorbereitung noch einen großen Kader und mussten uns auf dem Platz, aber auch im Trainerteam erst noch finden. Hier lagen auch die Schwerpunkte unserer Arbeit." Der Saisonstart sei nicht optimal verlaufen, da man eine Niederlage in Mainz kassierte, die für TSG-Ansprüche deutlich zu hoch ausgefallen sei. In den darauffolgenden Begegnungen habe sich die Mannschaft jedoch stabilisiert, und die Kurve zeige spielerisch wie in der Tabelle nach oben. Im Moment steht der Verein auf dem 2. Tabellenplatz in der Junioren-Bundesliga.
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Der aktuelle Kader sei sehr heterogen. "Wir haben einige neue Spieler, viele davon aus dem Ausland, die sprachlich integriert werden müssen", erklärt Lerch. Tom Bischof trainiere unter der Woche bei den Profis. "Von der Qualität können und sollten wir auch zu den Top-5-Teams in der Bundesliga Süd/Südwest gehören", findet Lerch. Es gehe darum attraktive Spiele abzuliefern und möglichst alle zu gewinnen. "Nebenbei möchten wir jeden einzelnen Spieler so gut wie möglich auf die Zeit nach dem Jugendfußball vorbereiten, am liebsten für die eigenen Profis." Dabei könne nicht alles mit einem Hebel bewerkstelligt werden, und es müssten viele Faktoren zusammenpassen: "Keine Verletzungen und Krankheiten, sehr gute Trainingseinheiten und natürlich keine Corona-Unterbrechung" zählt Lerch auf.
Wie er den Verein aus dem Kraichgau sieht? "In meinen Augen ist die TSG mit ihrer langjährigen Bundesliga-Zugehörigkeit und mehreren internationalen Teilnahmen ein etablierter Bundesligist. Wenn das jemand anders sieht, sei es ihm gestattet." Als "Retortenverein" würde er die TSG auf keinen Fall bezeichnen, weil es einfach nicht stimme. Viele Menschen würden "Retorte" mit "finanzieller Unterstützung" verwechseln. "Die gab es natürlich, wie bei vielen anderen Vereinen auch, aber die TSG musste trotzdem den Weg von ganz unten nach ganz oben durch sportliche Aufstiege bewältigen und wurde nicht durch Lizenzkäufe über Nacht Bundesligist."
Und wie sieht es mit den Zuschauerzahlen bei den Spielen der U 19 aus? "Diese sind absolut in Ordnung", findet Lerch. Für die Zukunft wünscht er sich neben Gesundheit in erster Linie Respekt und Wertschätzung untereinander, auf und neben dem Platz.