Die Kirchen stehen nun im Dunkeln
Einige Gebäude wurden länger angestrahlt als erlaubt. Es gab aber auch Abschaltungen schon vor der Sparverordnung.

Von Christoph Moll und Sabrina Lehr
Region Heidelberg. Groß war die Verwirrung: Dürfen Kirchen trotz der neuen Energieeinsparverordnung angestrahlt werden oder nicht? Auf RNZ-Anfrage hatte das zuständige Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz zunächst erklärt, dass Gotteshäuser vom Verbot nicht betroffen sind, sich dann aber kurz darauf korrigiert. Und so leuchteten noch viel länger als erlaubt einige Kirchen. Doch nun ist damit Schluss.
Noch bis vor Kurzem beleuchtet waren die evangelischen Kirchen in Dilsberg und Leimen-St. Ilgen. In Dilsberg wurde das Gotteshaus laut Martin Oemler, dem Vorsitzenden des Kirchengemeinderates, seit mehreren Jahren vom Einbruch der Dunkelheit zuletzt bis 22.45 Uhr und zuvor bis 0 Uhr beleuchtet. Vor zwei Jahren sei die Beleuchtung unter Mitwirkung des BUND optimiert worden. Es wurden Intensität und die Leuchtdauer verringert. Die Kosten von rund 120 Euro pro Jahr für die Beleuchtung trägt der "Förderverein Evangelische Kirchengemeinde Dilsberg", der den Betrag von einem Spender erhält.
In St. Ilgen wurde die evangelische Kirche laut Diakon Daniel Horsch bis zuletzt ab Einsetzen der Dämmerung bis 22.30 Uhr angestrahlt. "Aus ökologischen Gründen haben wir es uns bereits vor einiger Zeit zur Aufgabe gemacht, das 2017 erstellte Lichtkonzept auf unserem Kirchengelände zu überarbeiten", so Horsch. "Hierbei unterscheiden wir in eine notwendige Wegebeleuchtung und eine Fassadenbeleuchtung." Die Fassadenbeleuchtung sei abgeschaltet worden, das Licht für die Wege auf ein Minimum reduziert worden. Bis vor fünf Jahren bezahlte die Stadt den Beleuchtungsstrom für die Fassade, seither trägt die Kirchengemeinde die Kosten selbst.
Bereits Anfang September abgeschaltet wurde die Beleuchtung der evangelischen Christuskirche in Sandhausen. Für dieses Licht ist die Kommune zuständig, sie trägt auch die Kosten. Ebenfalls seit Anfang September dunkel bleibt die evangelische Kirche in Dossenheim, die sonst immer bis 0 Uhr angestrahlt wurde. Die Stromkosten trug die Kommune. "Die Beleuchtung wurde in Absprache zwischen Kirchengemeinderat und Rathaus Anfang September abgeschaltet", so Pfarrer Matthias Weber. " Wir setzten damit gerne ein Zeichen für das notwendige Energiesparen."
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Die evangelische Mauritiuskirche in Leimen wurde bisher im Winter von 17 bis 22 Uhr angeleuchtet. Im Sommer habe man aus Artenschutzgründen darauf verzichtet. Bisher stellte die Stadt die Stromkosten nicht in Rechnung. "Wir hatten vor Kurzem in unserer Kirchengemeinderatssitzung beschlossen, die Beleuchtung vorerst nicht mehr regelmäßig zu aktivieren, sondern nur noch zu besonderen Festen wie zum Beispiel Weihnachten", berichtet Pfarrerin Natalie Wiesner. "Wir wollen damit unseren symbolischen Beitrag dafür leisten, dass der Strom im Winter nicht knapp wird und die Preise dann wieder teurer werden – alles andere wäre aus unserer Sicht unsolidarisch gegenüber denjenigen in der Gesellschaft, die jetzt schon die gestiegenen Energiepreise in Not bringen." Da jetzt klargestellt sei, dass in der Energiesparverordnung auch kirchliche Gebäude eingeschlossen sind, sei der einstimmige Beschluss des Rates "auch nur symbolisch", so Wiesner.
Schon länger, nämlich seit August, nicht mehr beleuchtet wird die evangelische Kirche in Wilhelmsfeld. Noch länger im Dunkeln liegt das evangelische Gotteshaus in Neckarsteinach. "Denn unserer Kirchengemeinde ist das Thema ,Bewahrung der Schöpfung’ wichtig", betont Pfarrer Norbert Feick.
Noch nie beleuchtet wurden derweil die evangelischen Kirchen in Bammental, Eppelheim, Wiesenbach, Waldhilsbach, Schönau, Altneudorf und Mauer, wo Pfarrerin Friedericke Brixner betont: "In der derzeitigen Situation scheint es mir mehr als angebracht, dass Kirchen nicht angestrahlt werden." Nicht alle evangelischen Kirchengemeinden haben allerdings auf die RNZ-Anfrage geantwortet. In Neckargemünd und Nußloch wurde an die Rathäuser verwiesen. Doch dort blieben die Fragen unbeantwortet.
Bei den katholischen Kirchengemeinden rund um Heidelberg zeigt sich: In zwei Seelsorgeeinheiten ist es schon deutlich länger dunkel als es die Energieeinsparverordnung vorschreibt: "Wir haben die Beleuchtung schon im Frühjahr eingestellt", sagt Karlheinz Gaiser über die zu seiner Seelsorgeeinheit St. Hildegund im Steinachtal gehörenden Kirchen in Schönau und Heiligkreuzsteinach. Ausschlaggebend gewesen sei der Kriegsbeginn in der Ukraine – und die damit steigenden Energiepreise. Die Kosten der Beleuchtung habe zwar jeweils die politische Gemeinde getragen, dennoch habe man das Ausschalten in den Rathäusern "durchgesetzt". Die katholische Kirche in Wilhelmsfeld war schon vorher dunkel – sie verfügt nicht über Außenstrahler.
Bereits im Sommer abgeschaltet wurden laut Ronny Baier, der die Seelsorgeeinheit Schriesheim-Dossenheim leitet, die Außenstrahler an der katholischen Kirche der einstigen Steinbrechergemeinde. Vor der sich bereits anbahnenden Energiekrise habe man sich dafür entschieden, den Stecker zu ziehen – auch wenn die Kommune die erhöhten Strompreise hätte blechen müssen.
Bunt gemischt war der Beleuchtungsteppich bis vor Kurzem bei der katholischen Seelsorgeeinheit Neckar-Elsenz. Dort haben laut Pfarrer Tobias Streit etliche Kirchen überhaupt keine Außenbeleuchtung. Andere – wie etwa die katholische Kirche in Mauer – haben noch über den 1. September hinweg geleuchtet. Im speziellen Fall Mauer zahle zwar die Kirche die Stromrechnung, den Schalter habe aber gewissermaßen die politische Gemeinde. Sie stelle der Kirchengemeinde den verbrauchten Strom in Rechnung. Mittlerweile ist dieser Schalter aber umgelegt. Auch diese Kirche bleibt nun nächtens dunkel.



