Dorfpride Ladenburg – Christopher Street Day im Kleinformat
Mehr als 1500 Menschen setzen am Samstag ein Zeichen für mehr Sichtbarkeit der queeren Community.

Von Katharina Schröder
Ladenburg/Rhein-Neckar. Viele Einhörner, viele Regenbogen und noch mehr gute Laune: Die Dorfpride in Ladenburg hat zwischen 1500 und 2000 Menschen auf die Straße gebracht und damit einen neuen Rekord aufgestellt. Die Teilnehmenden demonstrierten für die Rechte der LSBTTIQ+-Community – also Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität von der erhobenen Norm abweichen. Es ist eine Art Christopher Street Day im Kleinformat, und das kommt richtig gut an.
In der Römerstadt wird es am Samstag bunt. Zwölf Fahnen hat die Stadt aufgehängt, viele weitere hängen an Fenstern oder Fassaden von Häusern in Ladenburg. Es ist eine Demo für die Vielfalt, für die Gleichberechtigung und Akzeptanz, und die steht der Altstadt und ihrem Fachwerk ganz hervorragend. Auf der Festwiese halten unter anderem die Veranstalter, Bürgermeister Stefan Schmutz, die örtlichen Pfarrer und der Heidelberger Jugendtreff Queer Youth Reden.
Man merkt, es ist noch ein weiter Weg zu gehen. Wer von dem, was als gesellschaftliche Norm gilt, abweicht, hat oft mit Vorurteilen und Diskriminierung zu kämpfen. Deswegen fordern unter anderem die Veranstalter wie auch Queer Youth sogenannte Safe Spaces, nicht nur in den Städten, sondern eben auch in den Dörfern. Denn queere Menschen gibt es überall, nicht nur in den Städten.
Als eben einen solchen Safe Space erlebt zum Beispiel Alina (23) die Dorfpride. "Es ist total schön, alle sind glücklich und alle können so sein, wie sie wollen. Von der gewöhnlichen Alltagskleidung bis hin zu Hundemasken ist alles dabei." Damit hat sie Recht. Die Teilnehmenden sind wirklich bunt gemischt, viele sind mit Freunden und Kindern dabei, andere haben ihre Hunde mitgebracht, die einen sind bunt angezogen, die anderen schwarz, Jung und Alt, alle eint die gute Laune.
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Zwischenfälle gibt es keine. Dass die Pride auch eine Familienveranstaltung ist, wird auch am Beispiel von Alina deutlich. Es waren ihre Eltern, die vorgeschlagen hatten, zu der Demo zu gehen. Alina war gleich dabei – und hat die Gelegenheit genutzt, ihrer Familie ihre Freundin Melanie (25) vorzustellen.
Die Teilnehmenden kommen von überall aus dem Rhein-Neckar-Kreis und auch darüber hinaus. Schwetzingen, Mannheim, Heidelberg, Leimen, Wiesloch, Karlsruhe, aber auch Ladenburger sind dabei. Zum Beispiel Andrea Dreier und ihre Familie. "Unsere Freundinnen sind verpartnert, und wir wollen sie und die queere Community einfach unterstützen", sagt Dreier. "Und unser Dörfchen hat an der einen oder anderen Stelle in dieser Hinsicht sicher noch Nachholbedarf, deswegen ist es gut, dass die Dorfpride hier ist."

Ähnlich argumentiert auch Nicola (23). "Gerade auf dem Dorf ist es wichtig, sich für die Sichtbarkeit von Queerness einzusetzen", sagt sie – und sie bemängelt, dass Heidelberg keine Pride hat. Zu übersehen ist die Veranstaltung am Samstag nicht: Die Altstadt ist voll, es ist laut, die Menge singt und tanzt ausgelassen. Laut und friedlich setzen sich die Teilnehmenden für Gleichberechtigung und Akzeptanz ein.
Dabei sind auch der SPD-Landtagsabgeordnete Sebastian Cuny und die Grünen-Landtagsabgeordnete Fadime Tuncer. "Es freut mich, dass gerade in Zeiten, wo wir vermehrt Homophobie erleben müssen, so viele Menschen ein Zeichen setzen", sagt Cuny.
Auch Bürgermeister Schmutz stellt sich hinter die Bewegung: "Liebe lässt sich nicht verordnen, und die Wahrnehmung der eigenen Persönlichkeit und Identität ist nicht verhandelbar", sagt er. Für die Zukunft wünsche er sich mehr Offenheit und vielfältige Lebens- und Liebesformen in der Groß- wie in der Kleinstadt. Zwölf Regenbogen-Fahnen hat die Stadt aufgehängt, auch vor den Kirchen.
Die beiden Pfarrer David Reichert und Matthias Stößer drücken in ihrem Grußwort ebenfalls ihre Unterstützung aus. Involviert ist auch die Schülermitverantwortung (SMV) vom Carl-Benz-Gymnasium mit einem Kuchenverkauf. Mia und Niklas (beide 15) halten eine Rede auf der Festwiese. "Wir sind als SMV auf die Dorfpride zugegangen und haben gefragt, ob wir mitmachen können", schildert Niklas.
Zufrieden sind an diesem Tag wohl alle. "Es kamen rund doppelt so viele Leute wie angenommen, alle sind absolut freundlich, und die Bevölkerung ist total unterstützend", erklärt Johannah Illgner vom Orga-Team. Das sei eben auch das Schöne an der Dorfpride, sie sei getragen von den Teilnehmenden. "Die Leute sind alle emotional involviert, und die Dorfpride ist total unmittelbar. Wir laufen direkt an den Haustüren vorbei."