SAP verspricht gleiches Geld für gleiche Arbeit
"Alle sollen fair bezahlt werden": Personalchef Younosi sieht das so gut wie erreicht.

Von Barbara Klauß
Walldorf. Gleiches Geld für gleiche Arbeit – dieses Versprechen hat SAP seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Jahren schon gegeben. Nun hat der Softwarekonzern mit Sitz in Walldorf von einer externen Beratungsfirma untersuchen lassen, ob er diesem Anspruch gerecht wird – und stellt sich selbst ein gutes Zeugnis aus. Nur rund 200 der deutschlandweit 28.000 Beschäftigten erhalten demnach ein niedrigeres Gehalt als ihre Kolleginnen und Kollegen mit dem gleichen Job. Ihr Gehalt wird ab dem 1. Juli angehoben, wie Cawa Younosi erklärt, Personalchef bei SAP in Deutschland.

Dass nach der Analyse bei nicht einmal einem Prozent der Beschäftigten die Gehälter angepasst werden müssten, wertet Younosi als Beleg dafür, dass SAP beim Thema "fair pay" – also gerechte Bezahlung – genau hinschaue. "Es wäre einfach unanständig, Menschen ungleich zu bezahlen", so der Personalchef. "Das ist meine persönliche Überzeugung", sagt er – aber auch die des Unternehmens.
Bereits Ende 2018 hatte der Personalchef nach einer ersten Analyse eine "Nulltoleranzstrategie" angekündigt. Damals ermittelte eine externe Agentur einen Nachholbedarf bei 143 Männern und 123 Frauen – bei allerdings nur rund 25.000 Beschäftigten. Unter den 200, die nach der aktuellen Untersuchung mehr Geld bekommen werden, sind Younosi zufolge rund ein Drittel Frauen. Das entspricht in etwa ihrem Anteil im Unternehmen insgesamt. "Wir haben da keine Schlagseite bei der Bezahlung von Männern und Frauen", sagt der Personalchef – betont allerdings, dass es ihm beim "fair pay" nicht nur um die Gehälter von Männern und Frauen gehe, sondern beispielsweise auch um die von Menschen mit Migrationshintergrund. Alle SAPler sollten fair, also vergleichbar, bezahlt werden, so Younosi, das sei ihm persönlich ein Anliegen.
Dennoch halten manche Arbeitnehmervertreter die Vergütung der Frauen bei SAP für ungerecht. Mit Blick auf die nun vom Konzern veröffentlichten Ergebnisse erklärt der Betriebsratsvorsitzende Eberhard Schick: "Zu dieser Untersuchung kann ich heute nichts sagen, da wir als Betriebsrat dieses Zahlenwerk nicht kennen." Eine Gehaltsanalyse, die sich auf das Jahr 2020 bezieht, ergibt seiner Ansicht nach jedoch ein anderes Bild: So erklärten Mitglieder der IG-Metall-Betriebsratsgruppe "Pro Mitbestimmung", zu der Schick gehört, im März dieses Jahres, dass weibliche Beschäftigte bei SAP 18 Prozent weniger verdienten als ihre männlichen Kollegen. Demnach werden sie sogar dann schlechter bezahlt, wenn sie den selben Job machen. "Wir können uns nur schwer vorstellen, dass innerhalb von zwei Jahren das Gender Pay Gap bei SAP zwischen Männern und Frauen geschlossen worden ist", so Schick.
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Der Benachteiligung von Frauen bei der Bezahlung widersprach ein Unternehmenssprecher damals vehement: "SAP pflegt seit Jahren eine Nulltoleranz-Strategie gegen Gehaltslücken bei gleicher Arbeit und Leistung – und das nicht nur hinsichtlich des Geschlechts", sagte er. Die Gehaltsdaten belegten das eindeutig.
Auch Younosi betont nun, dass die Gehaltsbänder transparent seien. Sie definieren die Unter- und Obergrenzen der Entlohnung für eine bestimmte Tätigkeit. Zudem, fügt der Personalchef hinzu, könne jeder, der meine, er werde schlechter bezahlt als seine Kolleginnen oder Kollegen, zu seinem Vorgesetzten gehen und einen Peer-Vergleich beantragen.
Zuletzt hatte es bei SAP auch an anderer Stelle Unzufriedenheit mit dem Gehalt gegeben. Einer Umfrage der IG Metall-Gruppe zufolge erachteten in den Einkommensgruppen zwei und drei (von fünf) knapp zwei Drittel der Belegschaft ihr Einkommen in Bezug zur Leistung als "gar nicht" oder "in geringem Maß" angemessen. SAP kritisierte die Umfrage, die den Ruf von SAP als "attraktiven Arbeitgeber" schädige, als "fragwürdig" und nicht repräsentativ. Aus Sicht der Gewerkschaft spiegelte sich darin jedoch unter anderem die Unzufriedenheit der Beschäftigten mit der letzten Gehaltsrunde wider, bei der die Gehälter um 2,7 Prozent erhöht wurden.
Nun kündigt Younosi an, dass SAP alle Gehaltsbänder zum 1. Juli um 1,5 Prozent anheben werde. Dieser Schritt sei nach einer Marktanalyse beschlossen worden, sagt er. "Grundsätzlich ist eine Anhebung der Gehaltsbänder zu begrüßen", kommentiert das der Betriebsratsvorsitzende Schick. "Konsequent wäre, wenn die Gehälter dann auch um 1,5 Prozent erhöht würden. Leider ist das nicht der Fall."




